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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Mannes mit der Brille flossen in gleichmäßigem Aquamarin dahin, also machte der Omurasaki es sich bequem: Er legte die Flügel zusammen, entfaltete sie und legte sie erneut zusammen.
    Hoffentlich ist er ein tüchtiger Arbeiter und kein Windhund, dachte der Träger der Nelke, der gar nicht bemerkt hatte, daß sein Revers nun noch imposanter war als zuvor. Der Geck trug einen langen, klangvollen Namen: Wsewolod Vitaljewitsch Doronin. Er war der Konsul des Russischen Reichs in der Hafenstadt Yokohama, und die dunkle Brille trug er nicht aus Hang zum Geheimnisvollen (davon hatte er im Dienst ohnehin genug), sondern wegen einer chronischen Bindehautentzündung.
    Doronin war dienstlich am Pier – um einen neuen diplomatischen Mitarbeiter zu empfangen (Name: Erast Petrowitsch Fandorin; Rang: Titularrat). Doronin hegte keine besonderen Hoffnungen, daß der Neue ein tüchtiger Mitarbeiter sein würde. Er hatte eine Kopie von Fandorins Dienstbuch gelesen, und alles daran mißfiel ihm entschieden: Daß der Junge mit zweiundzwanzig Jahren bereits Beamter neunter Klasse war (todsicher ein Protegé von irgend jemandem), daß er seinen Dienst bei der Polizei begonnen hatte (pfui!), dann zur Dritten Abteilung abkommandiert worden war (für welche Verdienste?) und daß es ihn nun direkt vom Verhandlungstisch in San Stefano 1 in ein abgelegenes Konsulat verschlug (er mußte wohl irgendwas angestellt haben).
    Doronin saß bereits seit sieben Monaten ohne Stellvertreter da, denn Vizekonsul Weber war von der neunmalklugen Petersburger Obrigkeit nach Hankou versetzt worden – angeblich nur zeitweise, allem Anschein nach jedoch für sehr, sehr lange. Sämtliche laufenden Geschäfte erledigte Doronin nun allein: Er empfing und verabschiedeterussische Schiffe, betreute ausrangierte Seeleute, beerdigte Verstorbene, schlichtete Zwistigkeiten unter den Matrosen. Dabei war er, ein Mann von strategischem Verstand und seit langem in Japan ansässig, nicht für unsinnigen Kleinkram nach Yokohama geschickt worden. Jetzt entschied sich, wo Japan, und mit ihm der ganze Ferne Osten, künftig stehen würde – unter den Fittichen des doppelköpfigen Adlers oder unter den scharfen Krallen des britischen Löwen.
    In der Tasche seines Gehrocks trug der Konsul eine zusammengerollte Nummer der »Japan Gazette«, in der in fetter Schrift ein Telegramm der Nachrichtenagentur Reuter abgedruckt war: »Gesandter des Zaren Graf Schuwalow hat London verlassen. Krieg zwischen Großbritannien und Rußland so wahrscheinlich wie noch nie.« Üble Nachrichten. Wir haben mit Müh und Not die unglückseligen Türken besiegt, wie sollen wir gegen die Briten antreten? Was vermag das Kalb gegen einen Wolf? Klar, wir werden ein bißchen Lärm schlagen, mit den Säbeln rasseln und dann den Schwanz einziehen. Die Albionier sind fix, wollen sich die ganze Welt unterwerfen. Ach, sie werden uns den Fernen Osten vor der Nase wegschnappen, genau wie schon den Nahen Osten samt Persien und Afghanistan.
    Der Omurasaki flatterte aufgeregt, weil Doronins Gedanken sich in ein ungutes Dunkelrot färbten, doch da erhob sich der Konsul auf Zehenspitzen und musterte einen Passagier im weißen Tropenanzug und mit einem blendenden Kolonialhelm auf dem Kopf. War das Fandorin oder nicht? Komm mal näher, du weißer Schwan, laß dich anschauen.
    Da der Konsul von staatspolitischen zu alltäglichen Gedanken zurückgekehrt war, beruhigte sich der Schmetterling sofort.
    Wieviel Zeit, wieviel Tinte ist verschwendet worden für eine so offenkundige Notwendigkeit, dachte Doronin. Es lag schließlich auf der Hand, daß er ohne Stellvertreter keine strategische Arbeitleisten konnte – er kam einfach nicht dazu. Der Hauptnerv der Fernostpolitik lag nicht in Tokio, wo Seine Exzellenz der Herr Gesandte saß, sondern hier. Yokohama war der wichtigste Hafen im ganzen Fernen Osten. Hier wurden sämtliche britischen Manöver geplant, von hier gingen die raffinierten Intrigen aus. Obwohl das sonnenklar war, hatten sie es so lange hinausgezögert!
    Na schön, besser spät als nie. Dieser Fandorin, der ursprünglich zum zweiten Sekretär in der Botschaft bestimmt gewesen war, kam nun nach Yokohama ins Konsulat, um Doronin die Routinearbeit abzunehmen. Diese salomonische Entscheidung hatte der Herr Gesandte vermutlich nach einem Blick auf das Dienstbuch des Titularrats getroffen. Eine derart undurchschaubare Person wollte er nicht in seiner Nähe haben. Bitte sehr, Wsewolod Vitaljewitsch, nehmen Sie nur, wir

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