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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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›Ihre Sicherheit ist unsere nobelste Pflicht‹ und da
Famülie, der des Haus obrennt is, des Göd in die Haund druckt. Is eh fost jedn
Omd zum Segn.«
    Da war er wieder, der fatale Einfluss der Fernsehwerbung auf
die undifferenzierte Wahrnehmung simpel gestrickter Zeitgenossen.

     
    *

     
    Das schreckliche Schicksal Jean Claude Martinovs
erschütterte nicht nur Österreich, sondern rief in ganz Europa, nein, in der
ganzen westlichen Welt Entsetzen und einen Sturm der Entrüstung hervor. Was den
Sicherheitsbehörden rund um den Globus so zu schaffen machte, war, dass man
hinsichtlich der Motive für diese scheinbar unsinnige Tat nichts wusste. Ja,
nicht einmal eine einzige auch nur annähernd plausible Theorie hatte.
    Entweder waren da einige Irre am Werk gewesen, die ihre
krankhaften Zwänge und Vorstellungen auf diese Art und Weise abreagieren und
damit unbedingt weltweites Aufsehen hatten erregen wollen. Oder diese Leute,
über die man bisher so gut wie gar nichts wusste, verfolgten Pläne oder Ideen,
die sich den Fachleuten bisher hartnäckig verschlossen. Dieses Mysterium
irritierte die Spezialisten, vor allem die Psychologen und Profiler, die
üblicherweise für jeden Huster mindestens drei plausible Theorien fanden,
maßlos und machte sie so zornig.
    Und genau in diese von Unsicherheit, Frustration und Angst
geprägte Atmosphäre hinein war eben bekannt geworden, dass der Liebling der
alpenländischen Musikszene, die Prinzessin der Herzen, die 22-jährige Hildi
Forderberg, die seit Monaten uneingeschränkt die Volksmusik-Charts im
deutschsprachigen Raum beherrschte, seit zwei Tagen spurlos verschwunden war.
    Die bildschöne, langhaarige Blondine, die mit
ihrem jüngsten Hit ›Mei Herzerl is am Gmainerfern verschütt‹ allein in
Österreich innerhalb zweier Wochen viermal die Platin-CD ersungen hatte, hatte
am frühen Samstagnachmittag, also vor fast zwei Tagen, die Wohnung ihres
Freundes Gerd in Sievering verlassen und sich mit ihrem Pkw auf die Fahrt in
die Oststeiermark gemacht, nach Hause, wo die Sängerin allerdings nie
eingetroffen war.
    Gegen Abend hatte Hildis Mutter begonnen, sich Sorgen zu
machen. Sie hatte zunächst bei Gerd Robledal nachgefragt, der nicht nur der
langjährige Freund ihrer Tochter, sondern so etwas wie ihr Privatsekretär,
Manager oder eine Art Assistent war. Gerd befand sich bei Gesprächen in
Offenbach und hatte keine Idee, wo sich Hildi aufhalten könnte.
    Gegen 21 Uhr hatte sich Marga Forderberg mit der Polizei in
Verbindung gesetzt. Die konnte ihr zu diesem Zeitpunkt außer einigen mehr oder
weniger gut gemeinten Floskeln noch keinerlei Hilfe anbieten.
    Nachdem Hildis am Heck beschädigter BMW gegen Mitternacht von
einem aufmerksamen Spaziergänger in der Nähe der Kreuzung
Billrothstraße/Hardtgasse gefunden worden war, hatte sich die offizielle
Maschinerie endlich langsam, aber immerhin in Bewegung gesetzt.
    Die Befragung der Leute, die in den Häusern um die Kreuzung
herum wohnten, führte schließlich am Sonntagmorgen zum ersten und bisher leider
auch einzigen Hinweis. Der 77-jährige Pensionist Ferdinand Wimmerer war am
Samstag gegen 14.30 Uhr durch einen Krach auf der Straße ans Fenster gelockt
worden. An der Kreuzung hatte ein Rettungsfahrzeug ein an der roten Ampel
stehendes Auto von hinten reichlich grob gerammt. Anschließend waren zwei
Sanitäter aus ihrem Fahrzeug gesprungen und zur Lenkerin des verunfallten Wagens
gelaufen. Während der eine der erkennbar verblüfften Frau etwas unter die Nase
gehalten hatte, hatte ihr der andere »so einen Verband, nein, eher eine
Halskrause« umgelegt, wie sich Wimmerer erinnerte. Wohl so eine Art
Schanzkrawatte, die Menschen verpasst wurde, die an einem
Peitschenschlagsyndrom litten.
    Danach hatten die beiden Sanitäter die Lenkerin in die Mitte
genommen, sie zur Rettung geschleppt und zum Einsteigen veranlasst.
    Gleichzeitig hatte ein weiterer Mann, der das bisherige
Geschehen vom Gehsteig aus scheinbar unbeteiligt verfolgt hatte, hinter dem
Steuer des verunfallten Autos Platz genommen und es weggefahren.
    »I hob ma no denkt, wos fia Glick, doss do glei a
Rettung do gwesn is«, hatte der Pensionist, zweifellos ein aufmerksamer
Beobachter, hinzugefügt. Sicher, ohne vorher lange über Ursache und Wirkung
nachgedacht zu haben.
    Die folgenden Nachfragen der Polizei bei den
verschiedenen Rettungsorganisationen sowie den Krankenhäusern in Wien und in
dem umliegenden Niederösterreich waren dagegen völlig ergebnislos

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