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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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hatte,
konnte es sich bei dem kryptisch als ›Besondere Rarität – ein Opernereignis,
siehe unter Tagesgeschehen‹ angekündigten Ding lediglich um einen synthetisch
aus der Asche Boreskovs hergestellten Diamanten handeln.
    Oder korrekter formuliert: aus seiner Asche noch
herzustellenden Diamanten.
    Das Angebot lag derzeit, etwas mehr als
33 Stunden nach Eröffnung der Versteigerung, bei 38.750 Euro und die
Angebotsfrist sollte noch mehr als drei Wochen laufen. Da war so viel Platz
nach oben, dass Palinski bei dem Gedanken, wohin das führen könnte, ganz
schwindlig wurde.
    Wie hieß es doch so treffend: Man sollte den Tag
nicht vor dem Abend loben. Oder noch besser, man durfte das Fell des Bären
nicht verteilen, solange dieser noch am Leben war.
    Und genau das war Gegenstand der zweiten aktuellen Nachricht:
In einem Außenbezirk von Regensburg war es gestern Abend an einer Kreuzung zu
einem schweren Auffahrunfall gekommen. Ein betrunkener Lkw-Fahrer hatte sein
Fahrzeug nicht rechtzeitig abbremsen können und war in ein Kühlfahrzeug
gekracht, das bei einer roten Ampel hielt.
    Nachdem sich im Führerhaus des am Heck schwerbeschädigten
Kastenwagens mit österreichischem Kennzeichen der erste Schock gelegt hatte,
geschah etwas Sonderbares. Als sich einige Helfer der Fahrerkabine näherten,
sprangen der Lenker und sein Beifahrer aus dem Fahrzeug und rannten davon.
    Sie suchten einfach das Weite und ließen das
Fahrzeug mit laufendem Kühlaggregat zurück. Nach Aussagen mehrerer Zeugen
humpelte einer der beiden Flüchtigen stark. Es war allerdings nicht klar, ob
der Mann durch den Unfall verletzt worden war oder bereits zuvor an einer
Gehbehinderung gelitten hatte.
    Die Regensburger Polizei hatte daraufhin
gründlichst die Ladefläche untersucht und einen grausigen Fund gemacht. Unter
einer Decke und in einige Plastikplanen eingewickelt lag eine männliche Leiche.
Der Tote war etwa 50 Jahre alt, trug einen teuren schwarzen Designeranzug
und einige hohe Ehrenzeichen, wie zum Beispiel der Republik Österreich und der
Stadt Wien, an die Brust geheftet.
    Für einen der Beamten, Hans Joachim Bellwitz, einen
wahren Fan klassischer Musik und gestandenen Opernliebhaber, der ob dieser
Neigung von den Kollegen immer wieder belächelt worden war, schlug nun die
große Stunde.
    »Mensch«, meinte der erst vor einem knappen Jahr aus
Brandenburg zugezogene Oberwachtmeister, »det is doch dieser Kammersänger, den
se in Wien jeklaut ham. Der Konstantin Boreskov, jawohl, det is er.«
    Damit hatte Bellwitz in zehn Sekunden geschafft, was ihm mehr
als elf Monate lang nicht gelungen war. Er hatte sich die Achtung und den
Respekt seiner Kollegen verschafft, war mit einem Schlag einer der ihren
geworden.

     
    »Na, die Entführer werden ganz schön blöd aus
der Wäsche schaun«, freute sich Palinski schadenfroh, als er den Bericht über
diesen Vorfall vernommen hatte. »Mit so was muss man eben rechnen. Dann
bestehen ja beste Chancen, diesen Vögeln auf die Spur zu kommen. Es werden sich
sicher jede Menge Fingerabdrücke im Wagen finden lassen.«
    »Vor allem wird es spannend werden, wie sich diese Geschichte
auf die Internetauktion auswirken wird«, mutmaßte Wallner. »Sobald die
Nachricht erst durch alle Medien gegangen ist.«
    Er grinste schadenfroh. »Da zeichnet sich die
Achillesferse dieser Art Verbrechen deutlich ab. Wir sollten uns überlegen,
inwieweit es bei solchen Geschichten in Zukunft hilfreich sein wird, ganz
einfach möglichst wirkungsvoll Zweifel zu säen. Die Seriosität solcher Angebote
grundsätzlich infrage zu stellen. Wer kauft schon gerne die Katze im Sack?«
    Palinski nickte. »Das klingt gut«, bestätigte er,
»in diesem Fall läuft alles auf die Frage der Glaubwürdigkeit hinaus. Die der
Anbieter, aber natürlich auch die der Polizei.«
    Danach begaben sich die beiden in den ›Kleinen
Besprechungsraum‹, in dem die restlichen Mitglieder der SOKO bereits mit der
Vorbereitung der ersten Falle für die Entführer Hildi Forderbergs befasst
waren.
    Die Reaktion auf das zweite fingierte Angebot, das, in dem
die Besichtigung des noch lebenden ›Rohstoffes‹ zur Bedingung gemacht worden
war, stand allerdings noch aus.
    Palinski war zuversichtlich. »Das Offert ist so gut, dass
diese Leute nicht widerstehen werden können.«
    Wallner nickte, war dennoch etwas skeptisch. Dieser Plan war
für die Entführer mit unverhältnismäßig großem Risiko verbunden.
    Und dann, wozu sollten sie sich aus ihrer Position

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