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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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des
Stärkeren heraus darauf einlassen? Echte Profis gingen sicher nicht darauf ein.
    Möglicherweise hatte Palinski ja doch recht und es handelte
sich um dilettierende Anfänger oder überhaupt um schlichte Idioten.

     
    *

     
    Hildi mochte Vickerl inzwischen richtig gerne.
Ja, unter anderen Umständen hätte man wahrscheinlich sogar sagen können, sie
war gerade dabei, sich in diesen großen Buben zu verlieben.
    Gut, er war keine
Geistesgröße. Aber intelligent war sie ohnehin selbst. Er dafür war
zuvorkommend, höflich und, na eben lieb. Zudem schien er sich nicht viel aus
der Tatsache zu machen, dass sie dank ihres künstlerischen Erfolges inzwischen
stinkreich war. Also, wenn er sie begehrte, bestimmt nicht wegen ihres Geldes.
Hildi wusste, wie sich Männer verhielten, die hinter Geld her waren und Vickerl
gehörte definitiv nicht zu dieser Spezies.
    Ja, und zusätzlich war der Bursche natürlich ein Wahnsinn im
Bett. Jetzt erst wusste sie, was ein richtiger Orgasmus war. Der Unterschied
zwischen dem, was sie bisher dafür gehalten und nunmehr erlebt hatte, war wie
der zwischen einem lauen Frühlingslüftchen und einem tropischen Wirbelsturm.
Sturmwarnung für die gesamte Küste. Sie lächelte. Ein, nein, ihr persönlicher
Hurrikan namens Viktor.
    »Kannst du eigentlich singen?«, flüsterte sie ihrem gerade im
Auge des Tornados ermattet vor sich hindösenden Helden ins Ohr.
    »Na ja, nein, eigentlich habe ich es seit der Volksschule nie
mehr probiert«, murmelte Vickerl verschlafen. »Wieso willst du das wissen?«
    Eine gute Frage, die ihr einfach so herausgerutscht war.
Eigentlich war es nicht Hildis Art, dass ihr etwas herausrutschte. Demzufolge
musste sie für die Frage sehr wohl einen Grund gehabt haben. Einen versteckten,
den sie im Moment noch nicht kannte. Aber sie würde sicher später irgendwann
draufkommen.
    »Ach, nur so. Mir ist gerade durch den Kopf gegangen, wie gut
du in einer Krachledernen und Wadlschützern auf einer Bühne aussehen würdest.«
    Hoppla, jetzt war sie echt ein wenig erschrocken. Der Gedanke
ging wirklich ein bisschen zu weit. Das war ja fast schon Planung für die
Zukunft.
    »Na, vielleicht sollten wir es einfach einmal versuchen.«
    Das war nochmal so ein Gedanke gewesen, der laut
Form angenommen hatte. Was war heute bloß mit ihr los?
    Vickerl hatte sich im Bett aufgesetzt und Hildi kuschelte
sich an seine breite Brust. Es war irgendwie … ja, fast schon
beängstigend, wie sehr seine Nähe sie erregte und gleichzeitig ungemein
beruhigte. Für diesen scheinbaren Widerspruch gab es nur eine Erklärung: Auch
wenn sich ihr Verstand dagegen wehrte, sie mochte den Kerl eben. Nein,
korrigierte sie selbstkritisch, das war durchaus mehr. Sie hatte sich
offensichtlich in einen in ihre Entführung verwickelten Pornodarsteller
verliebt.
    Wer war dieser Viktor Bohr eigentlich?
    Und warum wirkte er plötzlich so … abwesend?
    Tatsächlich machte der junge Mann im Augenblick
einen nachdenklichen Eindruck. »Ich denke, ich muss dich so rasch wie möglich
von hier wegschaffen«, flüsterte er ihr zu und bedeutete ihr, ebenfalls leise
zu sprechen.
    »Das wäre schön«, wisperte sie zurück, »denn auf Dauer gehen
mir deine Kumpel ganz schön auf die Nerven«, sie lachte etwas zu laut.
    »Hast du eigentlich eine Ahnung, warum man dich entführt
hat?«, fuhr er fort und versuchte, ihr zartes Streicheln der Innenseite seines
linken Oberschenkels zu ignorieren.
    Der Tonfall seiner Frage schien Hildi den Ernst ihrer
Situation signalisiert zu haben. Auf jeden Fall stellte sie ihre
Verführungsversuche vorerst einmal ein.
    »Na ja, ich nehme an, ihr wollt ein Lösegeld für
mich erpressen«, meinte sie. »Keine Angst, meine Leute zahlen ganz bestimmt.
Gegen so etwas bin ich sogar versichert. Bis fünf Millionen Euro«, klärte sie
ihn in fast schon wieder normaler Tonlage auf. »Wie viel habt ihr denn
verlangt?«
    »Nicht so laut«, ermahnte er sie und legte den
Finger auf seine Lippen. »Ich weiß nicht, ob wir hier nicht abgehört werden.«
Dann näherte er sich mit seinem Mund ihrem rechten Ohr, küsste es zärtlich und
flüsterte: »Du hast keine Ahnung, was die mit dir vorhaben. Also pass auf. Ich
werde dir den ganzen Plan erklären, so gut ich kann. Und keine Angst, ich werde
das alles nicht zulassen.« Daraufhin erzählte er ihr die Sache von dem
Diamanten, den man aus der Asche herstellen wollte, die entstand, wenn man ihre
Leiche verbrannte. Was das bedeutete, musste er ihr wohl

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