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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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der Interessent der Echtheit unseres Edelsteins vergewissert hat.« Er lachte schmutzig und Carmen wollte ihm deshalb eine in
die Goschn haun, änderte jedoch wieder ihre Meinung.
    »Nachher müssen wir uns überlegen, was wir mit dieser Hildi
machen«, sagte sie stattdessen.
    »Was soll das heißen, ›was wir mit dieser Hildi machen‹?«,
wollte Vickerl irritiert wissen, dessen Fantasie ebenso begrenzt zu sein schien
wie sein Verstand.
    »Na ja, wir müssen entscheiden, ob wir das Mädel gleich
umbringen oder noch etwas leben lassen«, stellte Carmen mit brutaler Offenheit
klar.
    »Wieso müssen wir sie überhaupt töten? Ich habe gedacht, wir
verwenden ganz normale Diamanten, und das Getue mit dem ›Pressen unter hohem
Druck und Temperaturen‹ ist nur so ein technologisch verbrämter
Verkaufsschmus.« Vickerl schien die eiskalte Vorstellung ganz und gar nicht zu
gefallen. Im Gegenteil, er hatte richtig … tja, Angst davor war wohl das
richtige Wort. Entführung war eine Sache, Mord eine ganz andere. Außerdem eine
Todsünde. Mit einem Male erinnerte er sich wieder an den Kaplan, der in der
Schule versucht hatte, ihm und seinen Klassenkameraden den Unterschied zwischen
Gut und Böse aus der Sicht der katholischen Kirche zu vermitteln.
    »Wir müssen sie doch nicht töten, um an das Geld zu kommen«,
stellte er nochmals trotzig klar, »was soll der Blödsinn?«
    »Was sollen wir sonst mit ihr machen?«, entgegnete Carmen.
»Wenn wir die Frau am Leben lassen, müssen wir sie tagtäglich füttern, ihr
etwas zum Anziehen geben und sie vor allem bewachen. Dazu kommen die Kosten für
Hygiene, Klopapier und so weiter. Fürs Heizen, Licht und vieles mehr. Nimm
einmal an, das alles zusammen kostet uns pro Tag nun, sagen wir, nicht mehr als
zehn Euro, sind das im Jahr immerhin 3.500 …«
    »3.650 Euro«, korrigierte Adam und war ganz stolz auf seine
Rechenkünste. »Alle vier Jahre 3.660.«
    »Egal, auf jeden Fall kostet uns jeder Tag, den sie länger
als unbedingt notwendig lebt, Geld. Viel zu viel Geld«, fasste die Frau
zusammen. »Wozu soll das gut sein? Dafür nehmen wir bestimmt nicht die ganze
Arbeit und das Risiko auf uns.«
    Das leuchtete Vickerl irgendwie ein, vor allem fand er zehn
Euro am Tag verdammt wenig. Zu wenig, denn hin und wieder musste man Hildi doch
etwas Besseres zum Essen geben, Fleisch zum Beispiel. Dann kleine Geschenke zu
Weihnachten und zum Geburtstag. Mit 3.650 Euro im Jahr würde man
höchstwahrscheinlich nicht auskommen. Doch die nette junge Frau deswegen gleich
umbringen?
    »Warum lassen wir sie nicht einfach wieder frei? Nach einer
gewissen Zeit zumindest.«
    »Er ist und bleibt unser Zucht-Trottel«, moserte Hubsi los.
»Langer Schwanz, aber kein Hirn.«
    Carmen machte sich dagegen die Mühe, ihrem Star die Dinge zu
erklären. »Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit«, stellte sie klar. »Wenn wir
sie freilassen, weiß jeder Mensch, der sich dafür interessiert, dass wir bei
der Herkunft und Entstehung der Diamanten gelogen, also unsere Kunden
beschissen haben. Das wäre sehr schlecht für die Zukunft des Geschäfts. So
sinnlos und brutal es auch erscheinen mag, früher oder später werden wir uns
von dieser Hildi verabschieden müssen.«
    Als sie sein bekümmertes Gesicht sah, fügte sie
besänftigend hinzu: »Falls du sie dir vorher noch ein paar Mal richtig
vornehmen möchtest, nur zu. Auf ein, zwei Wochen mehr oder weniger soll es uns
nicht ankommen.«
    Carmen war schon immer ein eher großzügiger Mensch gewesen.

     

7.
    Mittwoch, 10. März, vormittags

     
    Der erste Teil von Hildis Plan hatte anscheinend
ganz gut funktioniert. Bis auf die provozierte und daher mehr oder weniger
freiwillig eingegangene Konfrontation mit Vickerl Bohr in der vergangenen Nacht
war sie nicht weiter belästigt worden. Dadurch, dass sie sich selbst zu diesem
Verhalten und den damit verbundenen Konsequenzen entschlossen hatte, fühlte sie
sich weder genötigt noch missbraucht.
    Im Gegenteil, die zumindest teilweise Kontrolle über das
Geschehen vermittelte ihr sogar ein durchaus positives Gefühl. Dazu kam
außerdem, dass Vickerl ein recht netter Kerl war und im Bett … Pffft. Also
wirklich, das war schon was gewesen.
    Sie kam sich ein bisschen nuttig vor. Nein, eher frivol,
vielleicht verrucht. Aber genieren wegen ihres Verhaltens würde sie sich nicht.
Auch wenn sie dieser Episode in einer Autobiografie wahrscheinlich keine
spezielle Erwähnung schenken würde.
    Und überhaupt, schliefen nicht

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