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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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verunglückten Abend. Ganz so, als ob sie
irgendwelche dunklen Mächte daran erinnern wollten, dass …
    Wilma fuhr hoch. Etwas hatte sie aus dem einsetzenden Anflug
an weinerlichem Selbstmitleid aufschrecken lassen. Hatte da nicht jemand
eben …
    »Wie schön, Sie wieder begrüßen zu dürfen«, freute sich nun
auch ein neu hinzugetretener, offenbar gehobener Mitarbeiter des Casinos und
adressierte damit den kleinen, kahlköpfigen Herrn unbestimmten Alters, der eben
an der Rezeption verarztet wurde. »Hoffentlich ist Ihnen Fortuna heute wieder
so günstig gesinnt wie vergangene Woche, Herr Palinski .«

     

9.
    Donnerstag, 11. März, vormittags

     
    Die Entführer hatten sich etwas verspätet und
waren erst sieben Minuten nach Mitternacht am vereinbarten Treffpunkt
angelangt. Ihr Wagen hielt direkt in der Mitte des großen, im Übrigen völlig
leeren Platzes vor dem beeindruckenden Hauptportal der Wiener Messe an.
    Als sich zwei Herren aus dem Dunkel der umgebenden Bäume
lösten und sich gemessenen Schrittes dem Fahrzeug näherten, öffnete sich die
Fahrertüre. Carmen stieg aus und ging den beiden entgegen.
    »Zuerst möchte ich das Geld sehen«, forderte sie den größeren
der beiden Männer auf. »Sie wissen schon, die 120.000 Euro Akontozahlung.«
Carmen war eindeutig darauf aus, das Gesetz des Handelns an sich zu reißen. Und
es schien zu klappen. Auf ein Zeichen des kleineren hob der andere Mann den
Koffer etwas an, brachte ihn in die Waagrechte, öffnete den Deckel und gewährte
der Frau Einsicht.
    Der Blick auf zwölf Bündel mit je hundert
Einhunderteuroscheinen zauberte einen verträumten Ausdruck in Carmens sonst so
versteinerte Züge und ließ sie kurze Zeit direkt schön aussehen.
    Hubsi, der auf der Rückseite des Autos mit einem
Wagenheber in der Hand auf seinen Einsatz wartete, wurde ganz kribbelig bei dem
Gedanken an das viele Geld.
    »Wo ist Hildi Forderberg?« Der Mann hatte den Koffer wieder
geschlossen und pochte nun auf die Einhaltung des anderen Teils der
Vereinbarung.
    »Hildi hat sich am Bein verletzt«, flunkerte Carmen ungeniert
los. »Nichts Gefährliches, aber es behindert sie beim Gehen. Am besten wird
sein, Sie bemühen sich selbst zum Auto.« Sie deutete einladend in die Richtung.
    Unmerklich zögerten die beiden V-Männer, setzten sich
nichtsdestotrotz langsam in Bewegung.
    In dem etwa 150 Meter entfernt und gut getarnt geparkten
Dienstwagen gaben Wallners Funktelefon und Palinskis Handy fast gleichzeitig
Laut.
    »Ja«, meldete sich der Chefinspektor, Palinski ließ ein
»Palinski« hören.
    »Na wie schön, dass wir das auch schon erfahren«, meinte
Wallner knapp und legte auf. Danach sprach er nur drei energische Worte in
schneller Abfolge in das Mikrofon, das ihn mit allen Einsatzkräften verband:
»Zugriff, sofortiger Zugriff.«
    »Gut, danke, ich komme so schnell wie möglich«, murmelte
inzwischen Palinski, der einen etwas abwesenden Eindruck machte.
    »Na bravo. Die Forderberg hat sich kurz nach 21 Uhr
telefonisch bei der Polizei in Birkfeld gemeldet. Es ist ihr gelungen zu
fliehen. Sie ist frei und in Sicherheit.« Wallner studierte seine Uhr.
»Wohlgemerkt, das war gestern. Und jetzt, fast dreieinhalb Stunden nach ihrem
Anruf, erreicht auch uns diese frohe Kunde. Ein Triumph moderner
Nachrichtentechnik.« Man konnte sehen, wie zornig Helmut war.
    »Wilma hat wahrscheinlich den Mann entdeckt, der die ganze
Zeit über mit meinem gestohlenen Pass Unfug treibt«, brummte Palinski.
»Endlich. Wir sollen die Polizei hinschicken, damit man ihn festnimmt.«
    »Na, das ist doch schön. Ich werde gleich das Nötige
veranlassen«, erwiderte Wallner bereits ruhiger. »Wo hat sich denn das Ganze
zugetragen?«
    »Im Casino Wien, auf der Kärntner Straße.« Man konnte sehen,
dass es Palinski schwerfiel, das zu glauben. »Ich frage mich nur, was Wilma um
Mitternacht im Casino macht? Das kann doch wohl kaum das neue Stammlokal der
Wiener Grünen sein?«

     
    *

     
    Wilma war erst langsam bewusst geworden, was ihr
spontaner Anruf Marios bedeutete, nachdem sie den Namen Palinski in
Zusammenhang mit dem kurz geratenen Glatzkopf an der Casino-Rezeption vernommen
hatte. Was sie damit möglicherweise ausgelöst hatte.
    Er würde sich natürlich die Frage stellen, was die Mutter
seiner Kinder um diese Tageszeit in einem Casino verloren hatte, noch dazu mit
einem jüngeren Mann.
    Würde er ihr abnehmen, dass sie spielsüchtig war und Oliver nur ihr Mentor von den Anonymen Gamblern? Und

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