Diamantenschmaus
Tropf.
Gleichzeitig belastete jeder Intelligenzbeweis diese Frau,
wusste Wallner, denn jemand mit so einem IQ war mit Sicherheit keine
Mitläuferin. So jemand war zweifellos das Haupt der Bande. Falls sie diese
Position ihren Komplizen gegenüber nicht expressis verbis [42] eingefordert hatte, dann zweifellos wieder aus reiner Taktik.
Kurz nach 4 Uhr beendete Wallner die ersten
Einvernahmen und gönnte sich einige Stunden Ruhe.
*
Etwa um diese
Zeit war Hildi längst wieder aus dem ersten Schlaf aufgewacht und hatte aufs
Häusl gehen müssen. Obwohl sie nach den Geschehnissen der letzten Tage todmüde
war, konnte sie danach nicht mehr einschlafen. Und da sie Vickerl nach seinem
tollen Einsatz in den letzten Stunden nicht wecken, andererseits aber nicht
allein nicht schlafen können wollte, rief sie ganz einfach den guten Gerd an.
Irgendwann hätte sie ihn ohnehin informieren
müssen, dass sie wieder frei war und am Samstag, das war schließlich
übermorgen, auf der Bühne stehen wollte. Demzufolge konnte sie diesen Anruf
genauso gut gleich erledigen.
Der gute Gerd wirkte zunächst gar nicht sonderlich
erfreut oder gar erleichtert ob der ›frohen Kund zur frühen Stund‹. Allerdings
lag das daran, dass er erst vor knapp zwei Stunden ins Bett gegangen war.
Nachdem er so richtig munter geworden war und
verstanden hatte, wer eigentlich am anderen Ende der Telefonleitung sprach, war
seine Freude riesengroß. Erst Sorge, anschließend aber vor allem Erleichterung
über den glücklichen Ausgang schwappten förmlich herüber von Sievering bis ins
steirische Gschaid. Das tat anfänglich ganz gut. Ab einem bestimmten Punkt ging
Hildi das süßliche Gesülze des Kerls ganz einfach total auf die Nerven.
Gerd hatte angeboten, sich sofort ins Auto zu
setzen und sie abzuholen, wo immer sie auch war. Oder er würde gleich morgen
früh einen Wagen schicken, ganz wie sie wollte.
Sie hatte beide Angebote abgelehnt.
»Beruhige dich endlich«, hatte sie ihn
schließlich … ja, fast angeschnauzt. »Ich schlafe jetzt einmal aus und
komme morgen, nein«, ihr war eingefallen, dass es bereits nach Mitternacht war,
»das heißt natürlich heute, im Laufe des Tages nach Wien. Du buchst inzwischen
für morgen, Freitag, zwei Plätze in der ersten Klasse auf der letzten Maschine
und ein Zwei… nein, zwei Einbettzimmer in einem First-Class-Hotel in Frankfurt
oder Köln oder wohin wir sonst fliegen. Ist das klar?«
»Aber ich muss vorher nach Zürich und kann erst direkt vor
dem Grand Prix nach Lüdenscheid kommen. Ich hatte keine Ahnung, … ich kann
versuchen …«, der Arme war total verwirrt. »Also werde ich jeweils nur für
eine Person buchen. Die Reiseunterlagen lasse ich bei der Information am
Flughafen hinterlegen. Ist dir das recht?«
»Nein, Gerd, du buchst zwei Plätze. Wie ich gesagt habe«,
befahl Hildi. »Der zweite Platz ist nicht für dich gedacht, du Simpel, sondern
für meinen … Bodyguard. Ja, für meinen neuen Bodyguard Viktor Bohr. Ist
das klar?«
»Klar«, bestätigte Gerd, der aus Erfahrung wusste, dass
Widerspruch in solchen Situationen ohnehin nichts brachte. »Wo hast du so
schnell einen Bodyguard gefunden? Hoffentlich ist der Mann auch gut.«
»Der Mann ist hervorragend«, bestätigte Hildi, »und das in
jeder Beziehung, ein wahrer Glücksfall. Aber das ist eine lange Geschichte, die
ich dir bei Gelegenheit …« Sie hatte den Satz nicht einmal vollendet und
bereits wieder aufgelegt.
Gerd war Kummer gewöhnt und dennoch schmerzte es immer wieder
aufs Neue, wenn seine geliebte Hildi derart mit ihm umsprang. Er beschloss
aufzustehen, denn an Schlaf war im Augenblick ohnehin nicht mehr zu denken. Zu
sehr hatte sich sein Leben innerhalb der letzten zehn Minuten gewendet, und das
beflügelte ihn förmlich. Er hatte ausgesprochen viel zu tun.
Ohne auf die Uhr zu schauen, wusste er, dass es kurz nach 4
Uhr morgens sein musste. Über das Telefon hatte er vorhin ganz deutlich den
Kuckuck aus der Wohnzimmeruhr in Hildis Casa del Sole gehört. Diese hatte er
selbst erst vor wenigen Tagen gestellt, nachdem sie drei Minuten nachgegangen
war.
Langsam schlurfte er ins Bad. Eine kalte Dusche war genau
das, was er gerade brauchte. Anschließend ein kräftiges Frühstück. Na,
vielleicht würde er das besser unterwegs einnehmen, um Zeit zu sparen.
*
»Das ist Oliver Beckmann, ein befreundeter
Journalist«, hatte Wilma vorgestellt, »und das ist Mario Palinski, der echte
Mario Palinski
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