Diamantenschmaus
ihren
Auftritt zu integrieren. Sozusagen als Held, als Retter in höchster Not,
natürlich in Lederhosen, roten Stutzen und genagelten Schuhen und ein freches
Hiatl am blonden Schopf.
Der Bursche war wirklich zum Anbeißen.
Das bisschen Lalala, um ihn als Backgroundsänger einsetzen zu
können, würde sie ihm demnächst noch beibringen.
Diese Zukunftsaussichten gefielen ihr, gefielen ihr sogar
sehr. Angeregt fing sie an, den neben ihr liegenden Blondschopf in der
Leistengegend zu kraulen.
Der Anruf bei der Polizei würde wohl noch ein wenig warten
müssen.
*
Endlich war es Franka Wallner gelungen, Mario
Palinski zu erreichen. Nicht auf seinem Handy – nein, die Leiterin der
Kriminalabteilung am Kommissariat Döbling hatte ihren Mann angerufen, wie das
unter Eheleuten zumindest einmal am Tag eben so der Fall sein sollte. Dabei
hatte sie sich nicht direkt beschwert, doch durchscheinen lassen, dass »Mario
dank dieser ›SOKO Hildi Forderberg‹ offenbar überhaupt nichts anderes mehr
macht und wir daher im Fall Lesonic noch keinen Schritt weiter sind. Ja, ich
kann ihn nicht einmal ans Telefon bekommen.«
Der Chefinspektor nahm seinen Freund Palinski in Schutz, wies
auf den Druck der Öffentlichkeit und des Ministers hin, unter dem sie alle
standen. »Aber ich hab eine Überraschung für dich, Schatz«, sprach er launig in
das Telefon. »Mario ist hier bei mir, und für ein kleines Gespräch mit dir
nimmt er sich sicher gerne Zeit. Oder?« Er sah Palinski fragend an und hielt
ihm den Hörer des Funktelefons hin.
Der hatte einerseits ein schlechtes Gewissen, weil er sich
noch nicht bei Franka gemeldet hatte, vor allem aber kaum eine Alternative und
nahm den Hörer folglich entgegen.
»Hallo, schöne Frau«, säuselte er ins Mikrofon, »tut mir leid,
aber ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Was immer ich für Euch tun
kann, ist bereits so gut wie geschehen. Eröffnet mir ohne Zögern Eure Wünsche,
hochedle Herrin.«
Manchmal half dieser Quatsch zumindest, solchen Situationen
die ärgste Peinlichkeit zu nehmen. Vielleicht dadurch, dass der Blödsinn, den
er verbal verzapfte, wesentlich peinlicher war als die zugrunde liegende
Situation.
Und es schien auch diesmal wieder funktioniert zu haben, denn
Frankas »Du bist doch wirklich …« klang viel freundlicher, als es sich
las.
Doch anschließend wusch sie ihm recht deutlich die Leviten,
machte ihm den Kopf und las ihm die Schnecke. Oder so ähnlich, auf jeden Fall
war für Palinski nicht zu überhören, dass die Inspektorin langsam Ergebnisse
von ihm erwartete.
»Ich kann dir ja keinen dienstlichen Rüffel erteilen«, meinte
sie halb ernst, »enttäuscht sein darf ich hingegen schon. Von deiner sonstigen
Brillanz ist im Fall Lesonic wirklich nicht viel zu merken. Du wirst wohl
langsam alt.«
Jetzt begann es, haarig zu werden, auf eine Frage der Ehre
hinauszulaufen. Er musste nun etwas Bedeutsames sagen, um nicht ganz unter die
Räder zu kommen. Das eigentliche Problem war nämlich, dass Franka völlig recht
hatte.
Er hatte keine Ahnung, wer den ›Raucherkönig von Wien‹ hamdraht,
also heimgedreht, soll heißen, um die Ecke gebracht hatte.
Das Schlimmste war, es interessierte ihn eigentlich auch
überhaupt nicht.
»Ich bin da auf einige interessante Punkte gestoßen«, keck
log er Franka etwas vor, »die ich bis morgen verifiziert haben sollte. Es sieht
gut aus, mit ein wenig Glück können wir den Fall alsbald abschließen.«
Das war allerdings seeehr weit aus dem Fenster
gelehnt, lieber Mario, dachte sich Palinski, selbst etwas irritiert über die
eben gemachte Ansage. Aber Angriff war ja die beste Verteidigung und in 24
Stunden konnte viel geschehen.
»Na, so gefällst du mir schon besser«, gab sich Franka wieder
versöhnlich. »Ich hab ja immer gewusst, dass du mich nicht hängen lässt.«
»Na, das ist doch völlig klar«, versicherte Palinski voll
Inbrunst. Fühlte sich dennoch nicht gut dabei.
Also bis morgen sollte, nein, musste ihm wirklich etwas
Gescheites einfallen.
*
Kurz bevor Carmen und Hubsi das Versteck
erreichten, zum zweiten Mal bereits und diesmal mit seinem Sakko, hörten auch die
beiden in einer Lokalnachrichtensendung von dem Angebot des Solarplex
Musikverlages.
»Habe ich das richtig verstanden«, murmelte Hubsi verträumt,
»die zahlen 500.000 Euro, wenn man ihnen sagt, wo sie Hildi finden können?«
»Wenn ich die etwas kryptischen Zusatzanmerkungen richtig
deute, bekommen wir diese Summe,
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