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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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das ganze lokale Rundherum
Bestandteil einer neuartigen, noch im Erprobungsstadium befindlichen
Konfrontations-Therapie? Definitiv nicht. Was für ein blöder Gedanke.
    Doch welches Recht hätte Mario überhaupt, ihr Vorwürfe zu
machen? War es nicht er bzw. sein Verhalten gewesen, das sie in diese Situation
gebracht hatte? Hätte er sich früh genug mehr Zeit für sie genommen, wäre sie
vielleicht ebenfalls im Casino gelandet, aber mit ihm und nicht mit diesem
Oliver.
    So ein Mist, als ob das, was Mario denken würde, Gegenstand
logischen Wägens und Messens sein würde.
    Wilma war sicher, dass er die Zusammenhänge erkennen und
verletzt sein würde. Das war das Letzte, das sie gewollt oder beabsichtigt
hatte.
    Andererseits, was war eigentlich groß geschehen, dessen sie
sich genieren musste?
    Gut, sie war an drei Abenden hintereinander mit einem
attraktiven und geistreichen jüngeren Mann ausgegangen. Immer demselben. Und sie
hatte es sehr genossen.
    Außer ein, zwei eher kameradschaftlichen Busserln auf die
Wange, na gut, der eine Kuss war etwas weiter im Zentrum gelandet, aber das war
nur in der Hitze des Gefechts, nichts Ernstes gewesen, war da nichts, wofür sie
sich bei Mario hätte entschuldigen müssen.
    Ob das allerdings ihr Verdienst gewesen war?
    Augenblicklich wurde Wilma eines klar: Sie konnte die Dinge
drehen und wenden, wie sie wollte. Sich richten, wie es ihr am besten passte.
Doch das hatte alles nichts zu bedeuten. Entscheidend für ihre weitere
Beziehung mit Mario war nicht, wer recht hatte und wer nicht, sondern einzig
und allein, ob seine Liebe noch stark genug war, das Geschehene richtig
einzuordnen, zu verstehen und die treffenden Schlüsse daraus zu ziehen.
    Gott, wie geschwollen das alles klang. Wilma wunderte sich,
wie ein an sich unkomplizierter Mensch wie sie so fürchterlich geschwollen
denken konnte.
    Letztlich konnte sie ja nur eines tun: abwarten und hoffen,
dass alles wieder gut wurde.
    Inzwischen hatte sie Oliver in der Bar entdeckt und seinen
Versuch, sie zur Begrüßung zu küssen, freundlich, aber bestimmt abgewehrt.
Anschließend begann sie, ihm von ihrem Leben zu erzählen, von dem Palinski, der
in Kürze hier erscheinen würde, und dem, den sie vorhin am Roulettetisch
gesehen hatte. Außerdem bereitete sie ihn darauf vor, was sich in Kürze hier
wahrscheinlich abspielen würde. Immerhin, für einen Journalisten konnte das
durchaus eine gute Story abgeben.
    So wie Oliver darauf reagierte, schien er nicht unbedingt dieser
Meinung zu sein. Zumindest war ihm die Aussicht darauf offenbar kein sonderlich
großer Trost.

     
    *

     
    Einerseits war Franka Wallner, die gerade aus
der Badewanne gekommen war, nicht allzu erfreut über den Anruf ihres Mannes
gewesen, bedeutete er doch Arbeit statt der verdienten Nachtruhe.
    Als sie indessen den Grund des mitternächtlichen Einsatzes
erfahren hatte, war sie als Freundin Wilmas und Marios froh darüber, dass
Helmut sie und nicht irgendjemanden über die Vorgänge im Casino Wien informiert
hatte. Nachdem er ihr auch einige private Beobachtungen dazu, sozusagen off the
records, mitgegeben hatte, sah sie sich sogar fast als eine Art Mediatorin.
    Sobald sie im Casino angekommen war, hatte Franka sofort
Kontakt mit dem Sicherheitschef Jorge Falun, einem naturalisierten Basken,
aufgenommen und ihn gebeten, mit ihr bei einem der Gäste eine Ausweiskontrolle
vorzunehmen.
    Mario Palinski, der Falsche, hatte eben mit der 30
Glück gehabt. Er hatte, wie immer, 200 Euro auf Rouge und 100 auf die dritte
Kolonne gesetzt und damit insgesamt 400 Euro gewonnen. Das war zwar nicht
sehr viel, aber sein relativ stupides System, nein, man musste es wohl eher als
Verhaltenskodex beim Setzen bezeichnen, hatte ihm vor einigen Abenden sage und
schreibe 4.900 Euro eingebracht. Im Februar waren es insgesamt 23.840
gewesen. Von Kleinvieh zu sprechen, das eben auch Mist machte, war in diesem
Fall etwas untertrieben.
    Seine Überlegung war ebenso simpel wie logisch:
Gewann Rouge und verlor die dritte Kolonne gleichzeitig, so stieg er mit einem
Plus von 100 Euro aus. Verlor Rouge dagegen und gewann die dritte Kolonne, so
blieben ebenfalls 100 Euro über. Kamen beide Optionen, na wunderbar, dann gab
es 400 Gute. Dass sich in der dritten Kolonne acht rote Zahlen gegenüber nur
vier schwarzen fanden, verbesserte die Chancen auf diese Kombination noch
weiter. Nur bei ›weder-noch‹ gab es nichts außer der Erfahrung, dass man eben
nicht immer gewinnen konnte.
    Immerhin

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