Diamantenschmaus
hatte Franz Kronmeier, so hieß der falsche Palinski
wirklich, wie sich bald herausstellen sollte, damit in den letzten Monaten
seinen Lebensunterhalt verdient und nicht schlecht davon profitiert. Er
erinnerte sich immer wieder gerne daran, wie sich am ersten Abend die zunächst
überheblich arroganten Gesichter der Croupiers und anderen Gäste mit der Zeit
in höchst freundliches Interesse für den kauzigen Systemspieler verwandelt
hatten. Spätestens nach den 300 Netsch [41] ›pour les employés‹.
Damit war es jetzt vorüber. Zweifelsfrei stellte sich heraus,
dass der Pass, mit dem sich Mario Palinski, geboren am und zu Wien, auswies,
ident mit jenem war, den der echte vor einigen Monaten einem Taxler als Pfand
überlassen hatte. Daraufhin wurde der Mann vorläufig festgenommen und zur
weiteren Vernehmung ins Kommissariat gebracht.
Franka war froh und stolz, dass die ganze
Angelegenheit so problemlos über die Bühne gegangen war. Nur eine Sache, an die
sie sich noch ganz genau erinnerte, bereitete ihr Kopfzerbrechen. Laut
Steckbrief hatte der falsche Palinski eine etwa drei Zentimeter lange Narbe auf
der Stirn über dem linken Auge. Der glücksspielende Mann, der dem auf dem
Fahndungsfoto abgebildeten wie ein Ei dem anderen glich, mochte vieles haben,
aber eines definitiv nicht: nämlich eine Narbe. Weder auf der Stirn noch sonst
wo. Dem würde sie wohl nachgehen müssen.
Der echte Mario Palinski kam geradeso rechtzeitig im Casino
an, dass er noch Zeuge wurde, wie er verhaftet, abgeführt und ins Polizeiauto
verfrachtet wurde.
Es war schon ein seltsames Gefühl, sich bei so etwas
zuzusehen.
*
Carmen Sebelik und Hubert Vostenau, genannt
Hubsi, hatten bei ihrer ersten, noch in der Nacht stattgefundenen Einvernahme
zunächst versucht, alle Schuld an der Entführung Hildi Forderbergs auf einen
gewissen Viktor Bohr sowie den toten Adam Lesowitsch zu schieben und sich selbst
als relativ unbedarfte Mitläufer darzustellen. Das stand natürlich in krassem
Widerspruch zu ihrem Auftreten bei den Treffen in der Tiefgarage am
Schwedenplatz und am Parkplatz vor dem Messehauptportal und wurde von
Chefinspektor Wallner rasch als reine Schutzbehauptung abgetan.
Ebenso unglaubwürdig war der Versuch der Verdächtigten, die
Absicht, Lösegeld zu erpressen, als ausschließliches Motiv für die Entführung
Frau Forderbergs darzustellen.
Dem Vorwurf, die junge Frau zwecks Herstellung eines synthetischen,
sogenannten Hildi-Diamanten töten und ihre Leiche verbrennen zu wollen,
widersprachen die beiden erwartungsgemäß vehement.
Beide Einschätzungen Wallners und seines Teams
waren in der Zwischenzeit durch von der Spurensicherung im Versteck der Entführer
aufgefundene Unterlagen, Computerdateien und E-Mails eindeutig bestätigt
worden.
So hatte vor allem Carmen Sebelik in den letzten Wochen
intensive Recherchen im Internet betrieben, sich genau über die im Prinzip
gleichen, in ihren Details aber differierenden Systeme zur Synthetisierung der
wertvollen Kohlenstofferhärtungen informiert und regen E-Mail-Austausch mit
potenziellen Herstellern gepflegt.
Ja, und da war natürlich auch noch die supergeheime Homepage,
über die der ›echte Hildi‹ geschickt verklausuliert offeriert wurde. Dazu kam
der unbestreitbare Kontakt zu dem großen Internetauktionshaus, über das das
Geschäft möglicherweise zusätzlich abgewickelt hätte werden sollen.
Fairerweise musste Wallner jedoch einräumen, dass es genug
Hinweise darauf gab, dass die Bande dazu tendiert hatte, die
Hildi-Interessenten systematisch zu betrügen. Indem sie, selbstverständlich
erst nach Ablauf einer technologisch angemessenen Frist, natürliche Steine
separat als ›den einen, einzigen, echten Hildi‹ anboten.
Ein Indiz dafür war ja die Einlage des zweifellos nicht
sonderlich intelligenten Komplizen Hubert Vostenau. Der gegen die Zusage einer
Prämie wahrscheinlich ebenso ernsthaft versprochen hätte, die Dauer einer
Schwangerschaft auf sechs Monate zu reduzieren.
Tja, ohne diesen Komplizen wäre Carmen Sebelik zweifellos
eine harte Nuss gewesen.
In den nach 3 Uhr am Morgen folgenden
Einzelverhören tendierten die beiden Verbrecher verstärkt dazu, neben dem
verschwundenen Bohr und dem erschlagenen Lesowitsch auch den jeweils anderen zu
belasten und sich selbst in die völlige Bedeutungslosigkeit zu reden. Wobei
sich, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, die Frau wieder einmal als
wesentlich vifer erwiesen hatte als dieser minderbegabte
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