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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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war die
Geschichte seines Wissens nach noch gar nicht gekommen. Er wusste aber bereits
seit kurz nach 14 Uhr, dass intensiv nach ihm gefahndet wurde.
    Nun gut, er sollte erst einmal versuchen, ein,
zwei Stunden zu schlafen und sein Glück später erneut probieren.
    Bis zur slowakischen Grenze war es nicht weit und von
Bratislava konnte er hinfliegen, wohin er wollte.
    Oder sollte er lieber versuchen, vom Franz-Josefs-Bahnhof
einen Zug nach Tschechien zu bekommen?

     
    *

     
    In seinem Büro hatte Palinski nichts und
niemanden vorgefunden, das oder der seine längere Anwesenheit erforderlich
gemacht hätte. Florian war offenbar wieder einmal auf dem Kriegspfad der Liebe
unterwegs, unterwegs zu glorreichen Taten oder zu neuen Wunden, die den Jungen
zum Mann reifen lassen würden.
    Manchmal dachte er schon in schrecklich kitschigen,
rührseligen Bildern, fand Palinski selbstkritisch. Vielleicht machte er sich
unbewusst auch nur lustig darüber, einfach um nicht neidisch zu werden. Die
Jugend war etwas Herrliches.
    Außerdem hatte Florian heute, aber nicht nur heute,
hervorragende Arbeit geleistet. Sich alles verdient, was er sich wünschte. Vor
allem auch eine nette junge Frau.
    Beim Verlassen des Instituts für Krimiliteranalogie, in dem
sich sein Büro befand, liefen Palinski wieder einmal seine neuen Nachbarn, die
von oben, über den Weg.
    Maja Angeli und Jan Kröger kamen eben nach Hause, voll
beladen mit Sackerln mit der Aufschrift einer großen Lebensmittelhandelskette.
    Die jungen Leute schienen sich zu freuen, Palinski zu sehen,
und auch er fand das zufällige Zusammentreffen gleichfalls sehr nett.
    »Haben Sie nicht Lust …«, begann Maja, doch Palinski
unterbrach sie sofort.
    »Was soll das«, begehrte er scherzhaft auf, »wir haben uns
das letzte Mal auf du geeinigt. Also noch einmal von vorne.«
    »O. k.«, die junge Frau lachte, »hast du nicht Lust, mit
uns zu Abend zu essen? Wir haben eben ein paar gute Sachen eingekauft.«
    »Das ist lieb von euch«, freute sich Palinski, »aber ich bin
gerade auf dem Weg zu einer Einladung. Sehr heikel«, meinte er und senkte dabei
verschwörerisch die Stimme. »Bei der alten Dame auf der Dreierstiege. Die mit
dem dicken Hund, ihr werdet sie vielleicht schon einmal gesehen haben.«
    Maja nickte leicht und Jan beließ es bei einer nichtssagenden
Geste, die alles bedeuten konnte.
    »Schade«, bedauerte die junge Frau. »Wir sollten das ein
andermal unbedingt nachholen.«
    Nach dieser von Palinski bestätigten Absichtserklärung und
der beiderseits zum Ausdruck gebrachten Hoffnung, der andere möge einen schönen
Abend verbringen, machten sich alle Beteiligten wieder auf den Weg.
    Als Palinski die
Türe zur Stiege 3 öffnen wollte, kam ihm ein großer Mann mit einem freundlichen
»’n Abend« entgegen. Der hielt ihm sogar die Türe auf und lud ihn zum Eintreten
ein.
    So wie Frau Wurminzer ihren Enkel beschrieben hatte, musste
das Bernie sein. Ein wirklich freundlicher, wohlerzogener junger Mann, eine
Freude für jede Großmutter. Wobei, mit 32 Jahren war er eigentlich gar nicht
mehr so jung.
    Auf dem Plateau
oberhalb des ersten Treppenabsatzes, genau dort, wo die Briefkästen an der Wand
hingen, lagen einige Glasscherben am feuchten Boden. Dem Geruch nach schien
hier jemand die Kontrolle über ein, zwei volle Bierflaschen verloren zu haben.
    Das wirklich Interessante und das, was Palinskis
Aufmerksamkeit schlagartig fesselte, war ein wunderbar deutlich erkennbarer
Abdruck einer Schuhsohle am Boden. Dem Profil nach die eines großen
Sportschuhes. Mindestens Größe 47, eher 48, schätzte Palinski. Mit einem
besonders charakteristischen Profil, nämlich im Karree verlaufende Linien mit
einem großen X genau in der Mitte.
    Der Träger dieses Schuhs musste vor kurzer Zeit
durch die Bierlache gegangen und sich dabei die Sohle nass gemacht haben. Da
sich der Abdruck zwischen der reichlich großen Lache und der Eingangstüre
befand, hatte der betreffende Mann das Haus offenbar gerade verlassen.
    Palinski kam
lediglich eine Person in den Sinn, die dafür infrage kam.
    Gleichzeitig fiel ihm ein, wo er einen Abdruck
dieses Profils zuvor gesehen und auch beschrieben gefunden hatte. Der Schluss,
den Palinski aus den beiden Erkenntnissen zog, faktisch ziehen musste,
erschreckte ihn doch sehr.
    Was er augenblicklich unbedingt benötigte, war ein
Fotoapparat zur Beweissicherung. Rasch verließ er die Dreierstiege wieder und
lief in sein Büro zurück, um seine Kamera zu holen. Er

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