Diamantenschmaus
für
danach.
*
Über Gerd
Robledal war inzwischen bekannt geworden, dass er einen Renault Scénic fuhr,
sein Vater dafür einen VW Touareg. Den hatte man zwar in der väterlichen Garage
in Mürzzuschlag gefunden, aber in einem verschmutzten Zustand und mit Dreck im
Profil der Reifen. Im Wagen selbst war obendrein eine Mannlicher Classic
entdeckt worden, aus der erst vor Kurzem geschossen worden war.
Weitere Untersuchungen wie die der reichlich gefundenen
Fingerabdrücke auf der Waffe und im Wagen sowie der bei der Casa del Sole
gefundenen Projektile liefen noch, jedoch stand für die untersuchenden Beamten
so gut wie sicher fest, dass es Gerd ›oakwood‹ gewesen war, der den Wagen
gelenkt und die Waffe abgefeuert hatte.
Die Wiener Kollegen waren auch nicht untätig geblieben und
hatten in Robledals Sieveringer Wohnung einen interessanten Fund gemacht.
Nämlich eine auf Hildi Forderberg laufende Lebensversicherungspolizze über sage
und schreibe 1,5 Millionen Euro. Der Begünstigte war ein gewisser Gerd
Robledal, der auch, wie die penibel abgehefteten Einzahlungsbelege bewiesen,
die vierteljährlich vorgeschriebene Prämie über sein im Übrigen
schwindelerregend im Minus befindliches Privatkonto bezahlt hatte. Wahrhaftig
ein Schelm, der da Böses denkt.
Florian Nowotny hatte Wallner darüber hinaus einige aus
diversen Regenbogengazetten stammende Meldungen zur Verfügung gestellt, denen
man unschwer entnehmen konnte, dass die ungekrönte Prinzessin der
volkstümlichen Musik ihren langjährigen Freund und Verlobten wie den letzten
Dreck behandelt haben musste.
Selbst wenn man die zwischen den Zeilen
verborgenen Andeutungen im Zweifel zugunsten Hildis interpretierte, reichte das
Maß an Verletzungen, Beleidigungen und Erniedrigungen, das ›oakwood‹ erlitten
haben musste, völlig aus, um den Gedanken an Rache zu erklären.
Einen Moment lang hatte der Chefinspektor sogar so etwas wie
Mitleid, auf jeden Fall aber Verständnis für ›oakwood‹ verspürt. Nur in Grenzen
natürlich.
Damit war eigentlich alles klar, bloß eines nicht. Nämlich,
wo sich der Täter befand. Trotz intensivster Suche der Polizeikräfte in Wien,
Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark fehlte von Gerd Robledal
nach wie vor jede Spur.
Um 18 Uhr dehnte Chefinspektor Helmut Wallner daher die
Fahndung nach dem Mann auf ganz Österreich und das benachbarte Ausland aus.
*
Kurz nach 18.30 Uhr begann Palinski, sich für
Hermine Wurminzer schön zu machen. Doch Spaß beiseite, Zähneputzen und Kämmen
musste auch für eine weit über 70 Jahre alte Dame drin sein. Noch dazu für
jemandem, der so außerirdisch gut kochte.
Mit frischem Atem und gezähmtem Haar baute er noch die schöne
Kristallvase mit den Rosen so auf, dass sie Wilma gleich beim Eintreten in die
Augen stechen musste. Dazu platzierte er eine Nachricht mit dem Inhalt: ›Bin
bis 21 Uhr zurück. Liebe dich und freue mich auf dich. Dein Schweindi.‹
Das mit dem
Schweindi hatte er schon lange nicht mehr ins Treffen geführt. Der Kosename,
denn um einen solchen handelte es sich dabei, reichte in die ersten Wochen
ihrer Liebe zurück. Seine damals schier unerschöpfliche Neugier nach allem, was
Wilma war und mit ihr zu tun hatte, hatten ihn und schließlich auch sie zu
höchst interessanten, möglicherweise etwas abwegig wirkenden, aus heutiger
Sicht eher nicht mehr wiederholbaren Experimenten veranlasst. Die dabei
gemachten Erfahrungen hatten Wilma eines schönen Tages zu der entzückt-entrückten
Anerkennung ›Du bist mir aber ein Schweindi‹ veranlasst. Seit damals bis, so
genau wusste er das gar nicht mehr, jedenfalls ziemlich lang, war er eben ihr
Schweindi gewesen. Wahrscheinlich bis sie beide nicht mehr beweglich genug
gewesen waren. Oder fit. Vielleicht sogar beides.
So, das war’s dann. Noch auf einen Sprung ins Büro geschaut,
was sich tat und getan hatte. Eine, höchstens zwei Stunden ›Diner with Hermine‹
und danach hatte das Schweindi endlich Zeit für seine Wilma. Bester Laune und
ein Lied auf den Lippen, verließ Palinski exakt zwölf Minuten vor 19 Uhr
die Wohnung.
*
Robledal kauerte am Boden der kleinen Hütte, in
der er sich seit mindestens … Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren,
schätzte jedoch, seit gut drei Stunden in diesem komischen Häuschen zu sein. Es
gehörte der Familie eines Schulkollegen, die ihn vor einigen Jahren einmal
hierher zum Baden eingeladen hatte. Jahreszeitlich bedingt war das
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