Diamantenschmuggel
Tritt.
»Ich kann euch nur so viel sagen, dass es um internationale Schmugglerringe geht.«
»Aber was hat das mit uns zu tun?«, fragte Justus. Dabei versuchte er, so naiv und überrascht zu erscheinen wie Bob, der heimlich sein Schienbein rieb. »Ich meine, Sie sind doch tatsächlich hinter uns her, oder nicht?«
Der Ober kam mit den Getränken. Thomas nahm sein Bier und leerte das Glas mit einem Zug zur Hälfte. »Wir hatten Informationen, wonach ihr möglicherweise als Kuriere eingesetzt seid.«
»Als Kuriere?« Bob hatte den schlimmsten Schmerz überwunden und wollte mit seiner Vorstellung fortfahren. »Wir? Als Kuriere?« Er schlug Peter auf die Schulter. »Stell dir das vor, wir drei sollen Kuriere sein!«
Der Engländer verzog das Gesicht zu einem süßsauren Lächeln. Wahrscheinlich geht ihm Bobs Getue auf die Nerven, dachte Peter.
»Jedenfalls hatte ich den Auftrag, euch nicht aus den Augen zu lassen.«
»Und? Haben wir uns wie Kuriere benommen?«, wollte Bob wissen.
Thomas räusperte sich wieder und rückte die Fliege zurecht. »Nein. Eher wie ganz normale Touristen auf Europa-Trip.«
»Und warum erzählen Sie uns das alles?« Peter war verwundert über die Offenheit dieses Kollegen. Gegenüber Leuten, die er kaum kennt, würde ein richtiger Privatdetektiv die Karten doch nicht so auf den Tisch legen. Wir arbeiten da wesentlich diskreter, ging es ihm durch den Kopf.
»Ihr seid drei nette Jungs aus Amerika und habt bemerkt, dass ich euch beobachte. Wenn ihr ein schmutziges Spiel spielen würdet, wärt ihr wohl kaum heute Mittag auf dem Boot auf mich losgegangen.«
Peter kaute auf einem Stück Weißbrot herum. »Und warum sind Sie vor uns weggelaufen?«
Auch dafür hatte ihr Gegenüber eine plausible Erklärung. Er hätte erst nachdenken müssen, was er nun tun sollte. »Und außerdem«, fügte er hinzu, »habt ihr mir gestern bei der Windmühle geholfen. Dafür revanchiere ich mich jetzt und schenke euch reinen Wein ein.«
Justus zupfte an seiner Unterlippe. Das war ja eine wirklich nette Geschichte, die er ihnen da auftischte. »Seit wann werden wir beobachtet?«, fragte er kühler, als er eigentlich wollte.
Thomas zögerte kurz mit der Antwort. »Seit kurz nach eurer Ankunft in London.«
»Donnerwetter, ist das aufregend! Und wir hatten keine Ahnung!«, rief Bob und fuchtelte mit seiner Gabel in der Luft herum.
Justus blickte den Privatdetektiv herausfordernd an. »Und aus welchem Anlass?«
Thomas schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Natürlich musste diese Frage kommen. Aber die kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Genauer gesagt: Ich darf nicht. Wenn ich sie beantwortete und mein Auftraggeber erführe davon, würde er mich rausschmeißen. Und zwar zu Recht.« Er lehnte sich zurück, holte ein Taschentuch hervor und tupfte die winzigen Schweißperlen ab, die sich wieder auf seiner Stirn gebildet hatten.
»Viermal Pizza Napolitana, die Herrschaften!« Der Kellner balancierte riesengroße Teller heran.
Über die Ablenkung schien Thomas froh zu sein. Er griff nach Messer und Gabel und machte sich über seine Mahlzeit her, ohne auf die anderen zu achten. Während des Essens sprachen die vier über Fußball. Es stellte sich heraus, dass Thomas in seiner Jugend Fußball gespielt hatte. Mit viel Begeisterung, und zwar beim FC Arsenal London .
»Dann kennen Sie vielleicht auch Mr Burlington?«, fragte Justus interessiert.
»Natürlich. Wer kennt den in London nicht?« Unbefangen spießte Mr Thomas den nächsten Bissen auf. »Außerdem hätte ich ihn spätestens dann im Clubhaus kennengelernt, als ich euch verfolgt habe.« Er lächelte entwaffnend.
Justus war beeindruckt. Zugleich suchte er nach einer Möglichkeit, diesen ganz netten, redseligen Privatdetektiv von seinem hohen Ross herunterzuholen.
»Wie ist denn das nun eigentlich passiert gestern, bei der Windmühle?« Peter schien denselben Gedanken gehabt zu haben wie Justus. Er ergriff sein Glas mit Mineralwasser und prostete Mr Thomas zu. »Auf Ihre Rettung.«
Thomas nickte und wischte mit der Serviette den Mund ab. »Auf mein Glück im Unglück. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich auch nicht. Es ging alles so schnell. Und warum es gerade an der Stelle passierte, wo kein Geländer ist – tja, wer kann das wissen?«
Justus ließ den Mann nicht aus den Augen. Eins stand für ihn fest: Der wusste mehr, als er sagte.
Thomas war mit seiner Pizza fertig und schob den Teller zurück. »Hat gut geschmeckt. In London sollten wir
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