Diamantenschmuggel
Anna. Sie hatten zwei gegenüberliegende Fensterplätze ergattert und drückten sich die Nasen platt, während sie dem Unwetter draußen zusahen. »Ihr könntet mir einen großen Gefallen tun«, sagte er zu Anna. »In einer halben Stunde legen wir an. Wahrscheinlich ist dann der Sturm vorüber.«
Mario zupfte an Annas Ärmel und verlangte eine Übersetzung. Er wird doch nicht schon wieder eifersüchtig sein, hoffte Justus und sprach schnell weiter. »Ihr geht einfach hinter Mr Thomas her und sagt mir nachher, was er gemacht hat. Okay?«
Verwirrt nickte sie.
Als die Mitglieder der Reisegruppe nach und nach vor dem Fischrestaurant eintrudelten, in dem sie zu Mittag essen sollten, fehlte Mr Thomas. Als Letzte kamen Mario und Anna »Er hat einen großen Umweg gemacht. Unternommen hat er nichts«, raunte Anna Justus ins Ohr.
»Gar nichts?«
»Wirklich nicht.«
»Aber er war doch bestimmt einmal in einer Telefonzelle, oder?«
Verblüfft sah Anna den jungen Amerikaner an. Dann schien sie sich zu erinnern. »Ja, natürlich. Einmal hat er telefoniert.«
»Aber er ist doch sonst immer pünktlich gewesen!«, rief Jenkins in diesem Moment. »Ich schlage vor, dass wir nicht länger warten.« Jenkins verschwand in dem Lokal, seine Frau und die Familie Rodriguez folgten ihm.
»Avanti, avanti«, sagte Mario, hakte seine Freundin unter und ging ebenfalls hinein.
»Also dann«, sagte Peter, »ich habe Hunger. Wenn er doch noch auftauchen sollte und uns hier draußen sieht, macht er wahrscheinlich sowieso auf dem Absatz kehrt.«
Das leuchtete auch Justus und Bob ein. Gerade als sie den Flur betraten, warf Justus noch einen Blick hinüber zur nächsten Kreuzung. Mit schnellen Schritten kam Thomas um die Häuserecke und überquerte die Straße. »Gut, dass ihr noch da seid«, sagte er etwas atemlos. »Ich muss mit euch sprechen. Aber nicht dadrin.«
Peter und Bob waren so verblüfft, dass ihnen der Mund offen stehen blieb. Nur der Erste Detektiv schien nicht besonders überrascht. Er lächelte Thomas zu und trat wieder hinaus auf die Straße. »Prima Idee. Essen wir woanders. Hätte ohnehin keinen Appetit auf Fisch gehabt.«
Unter Kollegen
Die drei ??? und der Engländer landeten in einem italienischen Restaurant ganz in der Nähe. Justus steuerte in eine Nische, wo sie ungestört reden konnten. Der Kellner kam, nahm die Bestellung entgegen – alle vier wollten Pizza – und verschwand.
Thomas räusperte sich, zog seine Fliege zurecht und setzte eine bedeutende Miene auf. »Tja, also«, begann er und wirkte dabei ziemlich verlegen. »Ich glaube, wir müssen etwas klarstellen.«
»Glaube ich auch.« Peter nickte ihm zu.
»Ich – äh, ich sehe da einige Missverständnisse.«
»Die sehen wir auch«, echote Peter.
Thomas schaute etwas zweifelnd von einem zum anderen. »Ich bin Privatdetektiv«, sagte er langsam.
Peter stutzte für einen Moment und machte schon den Mund auf, um »Wir auch« zu sagen, als Justus’ Schuh sein Schienbein traf. Er musste auf die Zähne beißen, um nicht aufzustöhnen, weniger vor Schmerz, sondern weil er sich über sich selbst ärgerte. Ohne Justus hätte er um ein Haar etwas ausgeplaudert, was ihr Gegenüber mit der roten Fliege absolut nicht zu wissen brauchte. Jedenfalls jetzt noch nicht. Er sah die Buchstaben in dem anonymen Drohbrief vor sich, der ihnen Schreckliches androhte, wenn sie ihre Finger nicht aus irgendwelchen Geschichten herausließen, von denen sie aber gar keine Ahnung hatten. Gehörte Mr Thomas zu den Absendern und spielte jetzt nur den Gutmütigen?
»Privatdetektiv?« Bob stellte die Frage in so ehrfürchtigem Ton, dass die beiden anderen verstohlen grinsten.
»Privatdetektiv«, wiederholte Thomas. Seine Hand fuhr durch seine braunen Locken. »Ich arbeite für eine Londoner Versicherungsgesellschaft.« Seine Finger trommelten auf die Tischplatte. »Über den Fall, an dem ich arbeite, kann ich euch natürlich nichts verraten. Das werdet ihr ja vielleicht verstehen.«
»Natürlich. Aber ein bisschen dürfen Sie uns schon sagen. Bitte, Mr Thomas, bitte.« Fast sah es so aus, als ob Bob sich im nächsten Augenblick vor ihm auf die Knie werfen würde. »Ist doch bestimmt unheimlich spannend, oder?«
Eigentlich hatte Justus nichts dagegen, wenn Bob den Trottel mimte. Aber er spielte ihn so echt, dass der Erste Detektiv Angst bekam, sich nicht mehr beherrschen zu können. Kurz bevor er explodierte, versetzte er nun auch Bob unterm Tisch einen kurzen kräftigen
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