Diamantrausch - Hot Ice
besonderen Lampe angestrahlt wurde. »Die Iris von van Gogh. Neunundvierzig Millionen. Und dieser Renoir dort drüben - achtundsiebzig Millionen.«
Es gab Werke von Bildhauern, von denen sie noch nie etwas gehört hatte. Hunt kannte viele von ihnen. Und als Taylor erst die Namen erfuhr, konnte sie auch den Rest verstehen. Viele der Stücke in dieser herrlichen Sammlung von Morales standen bei Consolidated Underwriters auf den Listen der Objekte, die zurückgeholt werden sollten.
Ein Serra im Wert von fünf Millionen. Ein Bonheur im Wert von acht. Es gab zwei der lebensgroßen Terrakotta-Figuren
des Kaisers Qin Shihuang und die kleine Büste eines jungen Mädchens mit einem süßen Gesicht. Sie entdeckte ein lebensgroßes Bronzepferd und eine Sammlung Fabergé-Eier, die auf einem Tisch auf einer Samtunterlage lagen und Millionen von Dollar wert waren.
»Kein Wunder, dass er sich solche Mühe macht, dass niemand hier hereinkommt«, flüsterte Taylor voller Verwunderung, als sie durch den Raum ging. Es mussten gestohlene Kunstwerke und Juwelen im Wert von über einer Milliarde Dollar hier liegen.
Es juckte sie in den Fingern, alles zu berühren. »Ich kann nicht glauben, dass sich wirklich jemand solche Mühe macht, all diese... Herrlichkeit hier anzusammeln, nur um alles zur Hölle zu jagen und dann... Oh! Oh! Oh!«, flüsterte sie und sank neben einem wunderschönen Ausstellungsschrank mit einem Vorderteil aus Glas zu Boden.
Sie legte die Hand auf das Glas. Regale, angefüllt mit Kostbarkeiten. Glänzende, strahlende, unschätzbare, perfekte Diamanten in jeder Form und Farbe. In Gold gefasst. In Platin. In Silber. Kunstvoll arrangiert wie Sterne, und zwischen den Schmuckstücken lagen Hunderte loser Steine, wie glitzernde Sterne auf mitternachtsschwarzem Samt.
Taylor glaubte, gleich hier und in diesem Augenblick einen Herzinfarkt zu bekommen.
All diese wunderschönen Diamanten verschwammen vor ihren Augen, während sich ihre Blicke auf das Arrangement gleich vorn in der Mitte richteten. Die Ohrringe. Das Armband. Die - oh Gott - die Halskette.
Die Blue-Star-Diamanten des Zaren.
Ihre Blue-Star-Diamanten.
»Komm zu Mama.«
Sie zerrte an der faustgroßen, flammend roten Seidenquaste an dem kunstvoll mit Gold und Elfenbein verzierten Türgriff. Die Tür öffnete sich leicht.
Sie streckte die Hand aus, legte ihre schmutzigen Finger ehrfürchtig um das Halsband und holte es mit angehaltenem Atem heraus. Sie legte das kunstvoll in Platin gefasste Schmuckstück über ihre Hand, damit sie es aus der Nähe bewundern konnte.
»Mein Gott«, flüsterte sie. »Obwohl ich ihr um die ganze Welt gefolgt bin, war ich doch nie sicher, dass sie überhaupt existiert. Über die Jahre ist ihre Existenz ins Mystische erhoben worden.«
»Ihre?«
»Jawohl. Ihre .« Vorsichtig fuhr Taylor mit dem Finger über die Mitte des Steines. Gott. »Wunderschön. Voller Feuer. Stark. Unbezahlbar. Hast du je in deinem Leben schon einmal etwas so Herrliches gesehen?«
»Ja.« Hunts Stimme klang ganz rau. Sie glaubte, die Berührung seiner Hand auf ihrem Haar gespürt zu haben. »Um ehrlich zu sein, das habe ich.«
Sie bewegte das Handgelenk so, dass das Licht sich in der Halskette spiegelte. Ihre Lupe brauchte sie gar nicht. Der Mittelstein war ein Fancy-Deep-Blue-Diamant von 51,84 Karat. Weitere sechzig Karat aus kleineren aber genauso herrlichen blauen Diamanten rahmten ihn von allen Seiten ein, wiederum umgeben von neunzig Karat F-Diamanten. Absolut reine, farblose Steine.
Die Diamanten enthielten ein Feuer, das Taylor nie zuvor gesehen hatte. Sie waren nicht nur riesig und rein, sie repräsentierten den feinsten Antwerpen-Schliff in der Geschichte der Edelsteine. Genau und wundervoll geschliffen, so dass
Hunderte winziger Prismen das Licht auf eine Art brachen, die den Steinen ein eigenes Leuchten verlieh.
Die Steine fühlten sich kühl an, doch jeder einzelne perfekte Stein leuchtete wie ein weit entfernter Stern in ihrer schmutzigen Hand.
»Hol ein paarmal tief Luft«, riet ihr Hunt, der neben ihr stand. »Möchtest du sie anziehen?«
»Oh ja«, murmelte sie ehrfürchtig.
»Diese Steine haben genau die Farbe deiner Augen. Nur sind deine Augen strahlender und viel hübscher.« Er griff nach der Halskette, Taylors Hand schloss sich automatisch darum. »Du musst sie schon loslassen, wenn du sie umlegen möchtest, Liebling.«
Plötzlich interessierte Taylor seine Berührung viel mehr als das Gefühl der Edelsteine in ihrer Hand.
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