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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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in die Küche des Speisewagens, stieß ihm ein dreißig Zentimeter langes Fleischmesser in die Brust und versteckte ihn im Kühlschrank. Sie hatte diese Rolle rund zweihundertmal gespielt und wußte, wo sich jeder potentiell tödliche Gegenstand in dem Zug befand.
    Nach einem Raktiven wurde es als Gebot des Anstands betrachtet, den Aufenthaltsraum aufzusuchen, ein virtuelles Pub, wo man sich rollenunabhängig mit den anderen Rakteuren unterhalten konnte. Miranda verzichtete drauf, weil sie wußte, daß der Trottel dort auf sie warten würde.
    Danach herrschte eine Stunde lang Flaute. In London war die beste Sendezeit vorbei, und in New York aßen sie noch zu Abend. Miranda ging auf die Toilette, aß einen kleinen Imbiß und nahm ein paar Kinderjobs an.
    Die Kids an der Westküste kamen aus der Schule und stürzten sich auf die hochbezahlten Bildungsraktiven, die ihre Eltern ihnen zugänglich machten. Diese Dinger schufen einen Überfluß an extrem kurzen, aber spaßigen Rollen: in rascher Folge wurde Miran-das Gesicht in eine Ente, ein Häschen, einen sprechenden Baum, die ewig unnahbare Carmen Sandiego und den ekelerregend süßlichen Dinosaurier Doogie gemorpht. Sie alle hatten höchstens ein paar Dialogzeilen zu sprechen:
    »Ganz recht! B bedeutet Ballon! Ich spiele gern mit Ballons, du nicht auch, Matthew?«
    »Sprich mir nach, Victoria! Du kannst es!«
    »Kriegerameisen haben größere und kräftigere Kiefer als Arbeiter und spielen eine Schlüsselrolle bei der Verteidigung des Baus von Eindringlingen.«
    »Bitte werft mich nicht in diesen Dornenbusch, Gevatter Fuchs!«
    »Hallo, Roberta! Ich habe dich den ganzen Tag vermißt. Wie war dein Ausflug nach Disneyland?«
    »Im zwanzigsten Jahrhundert waren Luftschiffe mit brennbarem Wasserstoff, teurem Helium oder unwirtschaftlicher Heißluft gefüllt, aber unsere modernen Versionen sind buchstäblich mit gar nichts gefüllt. Hochstabile Nanobauweise ermöglicht es, die ganze Luft aus der Hülle eines Luftschiffs herauszupumpen und ein Vakuum darin zu schaffen. Bist du schon einmal mit einem Luftschiff geflogen, Thomas?«
     

Nells weitere Erlebnisse mit der Fibel;
die Herkunft von Prinzessin Nell.
    »Es war einmal eine kleine Prinzessin namens Nell, die in einem großen, dunklen Schloß auf einer Insel mitten im Meer gefangen war –«
    »Warum ?«
    »Nell und Harv wurden von ihrer bösen Stiefmutter in dem Dunklen Schloß eingesperrt.«
    »Warum hat ihr Vater sie nicht aus dem Dunklen Schloß herausgelassen?«
    »Ihr Vater, der sie vor den Launen der bösen Stiefmutter beschützt hatte, war übers Meer gesegelt und kam nie zurück.«
    »Warum kam er nie zurück?«
    »Ihr Vater war ein Fischer. Er fuhr jeden Tag mit seinem Boot hinaus. Das Meer ist riesengroß und gefährlich, voll von Ungeheuern, Stürmen und anderen Gefahren. Niemand weiß, welches Schicksal ihn ereilte. Vielleicht war es dumm von ihm, sich solchen Gefahren auszusetzen, aber Nell war klug genug, nicht über Dinge zu lamentieren, die sie doch nicht ändern konnte.«
    »Warum hatte sie eine böse Stiefmutter?«
    »Nells Mutter starb eines Nachts, als ein Ungeheuer aus dem Meer kam und in ihre Hütte eindrang, um Nell und Harv zu holen, die noch Babys waren. Sie kämpfte mit dem Ungeheuer und streckte es nieder, wurde dabei aber so schwer verletzt, daß sie am nächsten Tag starb, während sie ihre Adoptivkinder noch an den Busen drückte.«
    »Warum kam das Ungeheuer aus dem Meer?«
    »Nells Vater und Mutter wünschten sich jahrelang nichts sehnlicher als Kinder, doch ihre Verbindung wurde erst gesegnet, als der Vater eines Tages eine Meerjungfrau in seinem Netz fing. Die Meerjungfrau sagte ihm, wenn er sie freiließe, würde sie ihm einen Wunsch gewähren, und so wünschte er sich zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen.
    Am nächsten Tag, als er beim Fischen war, kam eine Meerjungfrau mit einem Korb zu ihm. In dem Korb lagen zwei kleine Babys, wie er es sich gewünscht hatte, in ein goldenes Tuch gehüllt. Die Meerjungfrau ermahnte ihn, daß er und seine Frau es nicht zulassen sollten, daß die Babys nachts weinten.«
    »Warum waren sie in goldenes Tuch gehüllt?«
    »Weil sie in Wahrheit eine Prinzessin und ein Prinz waren, deren Schiff unterging. Das Schiff sank, doch der Korb mit den beiden Babys trieb wie ein Korken auf dem Meer, bis ihn die Meerjungfrauen fanden. Sie nahmen sich der beiden Babys an, bis sie gute Eltern für sie gefunden hatten.
    Er nahm die Babys in seine Hütte mit und

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