Diana, Farben und Begierde (German Edition)
küssen uns
ausgiebigst, während Fiedlers Stimme aus der Küche dröhnt.
„ Tut
mir leid, Liebes!“
„ Was
denn?“
„ Der
ganze Morgen ist verhaut, sorry!“
Ich küsse ihn.
„ Eine
Ausstellung?“
„ Hm,
also, Sabine......Ich muss am Dienstag schon abreisen. Auf vierzehn
Tage Minimum, kann auch länger dauern....!“, sagt er und
ich fühle mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen
weggezogen.
Ich schlucke.
Er presst mich an sich.
„ Erst
mal die Vorbereitung, da muss ich vor Ort sein, keine Frage, Samstag
Abends dann Eröffnung und die gesamte nächste Woche werde
ich auf alle Fälle auch noch dort sein müssen, Sabine!“
„ Wie
wunderbar, Thomas! Eine Ausstellung also! Gratuliere!“
Ich küsse ihn erneut.
Seine Arme drücken mich fester und fester.
Das Klappern von Fiedlers
Halbschuhen wächst an. Ah, sie ist wieder im Saal.
„ Man
sollte es ja nicht für möglich halten!“
Sie schüttelt den Kopf
und ist wieder bei den Bildern.
Thomas bleibt an meiner
Seite.
„ Dann
wäre das also wie folgt! Zuhören, Thomas!“, befiehlt
sie und jetzt rattert sie im Stakkatostil vierunddreißig
Gemäldetitel herunter und Thomas nickt jedesmal, wenn sie in
seine Richtung blickt.
Sie klappt das kleine
Büchlein zu.
Dann telefoniert sie schon
wieder.
Thomas ist an meinem Ohr und
knabbert daran.
„ Wo
musst du denn hin, Schatz?“, frage ich leise.
„ Wien!
Dienstag 9 Uhr 35 ab Flughafen Stuttgart!“
Wieder küsse ich ihn.
„ Angeblich
die renommierteste Galerie der ganzen Stadt! Was habe ich in Wien zu
tun? Ich war noch niemals dort! Die kamen bis heute auch ganz gut
ohne die Werke von Herrn Thomas Münzer aus! Meine Güte!“
Ich spüre aber, dass da
doch eine gehörige Portion Stolz mitschwingt, während er so
beiläufig jammert.
„ Wie
schön, Schatz!“
„ Na
ja.....Hat die Andrea Gestern aufgetan! Gestern! Ich weiß ja,
weshalb ich solche Veranstaltungen hasse, siehst du, Sabine! Aus
gutem Grund, aus gutem Grund! Ich kann nicht, ich WILL NICHT ohne
dich, das geht nicht, ich brauche dich, Schatz! Ich will nicht mehr
aufwachen und du wärest nicht an meiner Seite, ich will nicht zu
Bett und du wärest nicht an meiner Seite, was soll ich in dieser
Stadt ohne dich, was? Es ist beschlossen, du kommst mit mir!“
Andrea Fiedler läuft
zur Hochform auf: „Ja, die Spedition, na, du weißt schon,
die waren ja ganz gut, hat er ….....nein, das war das letzte
Mal, …...ja.....ganz recht....Stümper, weiß Gott,
ja.......Moment, ich notiere.......“
„ Ich
muss doch in die Firma, Thomas!“
„ Siehst
du, so bin ich eben: Ich hab` mich noch nicht einmal danach erkundigt
bei dir, wie oder was oder wann! Kannst du dir Urlaub nehmen, Sabine?
Wir beide, Wien, zwei Wochen, willst du?“
Er guckt mich von der Seite
an.
„ So
kurzfristig wird sich das nicht machen lassen, Schatz!“, sage
ich traurig.
So kurz wird sich das
wirklich nicht machen lassen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was
der Bauer mir antworten würde, wollte ich ihm Morgen Früh
mit der Bitte kommen, mir mal eben so zwei Wochen Urlaub zu gewähren,
natürlich `ab sofort`.....
„ Geht
nicht, Thomas!“, stoße ich hervor und spüre, wie der
Zauber zu zerberchen droht, wie sich, obwohl wir uns eng aneinander
schmiegen, etwas hineinzwängt, wie Raum und Platz entsteht
zwischen uns, wie Anderes, Wichtiges, Nebensächliches in diese
Lücke eindringt und uns hinabbringt in das Alltägliche , in
das Notwendige.
„ Transportschaden,
wie?....ja......auch, weiß ich ja........nein,.....ja......“,
füllt Fiedlers schrille Stimme den hohen Saal.
Dann beendet sie das
Telefonat.
„ So,
basta! Also, Thomas......“
Er löst sich von mir
und geht auf seine Agentin zu.
„ Da
jetzt , bitte, nichts mehr verändern, ja?“
Er nickt.
„ In
einer halben Stunde, hm, ja, halben Stunde kommen die Typen von der
Spedition. Sollen angeblich nicht solche Stümper sein wie das
letzte Mal, na, wir werden sehen! Spezialisiert auf Kunsttransporte,
auch schon was! Na, wir werden das schon schaukeln!“
„ Ich
geh` dann besser mal, Schatz!“
„ Musst
du nicht, Sabine!“
„ Sei
nicht kindisch, Schatz! Ich steh` da ja bloß im Weg herum. Seh`
ich dich heute noch?“
Bitte
sag` Ja!
„ Du
musst doch nicht gehen, Schatz! Bitte, bleib` bei mir!“
„ Thomas!“
„ Ich
werde mich beeilen, so gut es eben geht! Wenn mich die Andrea dann
entlässt....“
Wir lachen.
„
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