Diana, Farben und Begierde (German Edition)
Adressen.
Man würde sich nun also auch in Wien nach einem Atelier umsehen
müssen, wenigstens vorerst, es kündigt sich vieles an, und
sie ist lange genug im Geschäft, um die Anzeichen und Ereignisse
richtig zu deuten! Keine Frage, mit Thomas Münzer würde es
von nun an in einem anderen Tempo, in anderen Dimension vorangehen.
Es stehen Namen im Raum, Orte, New York, London, Paris, nicht mehr
Stuttgart, Kanada, oder Brüssel, nein, nein, es tun sich große
Möglichkeiten auf. Und eben deshalb, weil ihr all diese Gedanken
durch den Kopf ziehen, bildet sich ein beinahe gütiges,
sentimentales Lächeln, während sie die beiden betrachtet,
die sich eben küssen.
„ Wie
haben wir uns geschlagen, Andrea?“, will Thomas in Erfahrung
bringen.
„ Na,
kurz auf knapp, genaueres dann erst morgen im Laufe des Tages, also,
von den Gemälden , Stand, 22 Uhr, haben 28 den Besitzer
gewechselt, Aufträge für dich habe ich in rauhen Mengen!
Die musst du alle, Thomas, ALLE auch bedienen, erfüllen. Da sind
Namen darunter, da geht man ja sonst vor Ehrfurcht in die Knie. Dann
die Teschwittz, Termin kommender Samstag, Thomas! Die ist der
Türöffner für die wirklich große Bühne, da
ist alles gefragt, was wir jemals an Diplomatie und Höflichkeit
gelernt haben! Der Salon wird bis auf den letzten Platz gefüllt
sein! Also....das mal so in Kürze, dann die Tage Fernsehen,
direkt ins Studio, ist schon alles geklärt, die rufen mich an,
man glaubt es ja kaum, das Wiener Studio der ARD, jetzt kommen die
daher! In Stuttgart wussten die nicht mal, dass wir existieren!
Himmel, wie goldrichtig das war, hierher zu kommen! Meine Güte,
bin ich gut, oder was?“
„ Bist
die Beste, Andrea!“
„ Fabelhaft!“,
sage ich.
„ Ihr
beiden: Ab mit euch! Den deutschen Botschafter hast du ja gesehen und
seine etwas farblose Begleitung!“; hier lacht die Agentin
veschmitzt, fährt weiter fort:“ Wie gesagt, alles andere
hat Zeit bis Morgen! Was aber auf alle Fälle schon mal klar ist,
dass wir unseren Aufenthalt hier entschieden verlängern werden
müssen, auch darum werde ich mich kümmern müssen,
Atelier, Haus, et cetera, auch das aber ab morgen, heute nicht mehr!
So, gleich trinke ich mit dem Winter ein Gläschen oder zwei! Der
arme Kerl! Der hat heute genug gelitten!“
Wir
verabschieden uns vom Galeriebesitzer.
„ Na,
da wünsche ich noch einen schönen Abend, besser wohl, eine
schöne Nacht! Ha, ha! Ich sehe Sie ja morgen, Thomas?“
„ Auf
alle Fälle, Herr Winter! Allerbesten Dank für Ihr
Engagement, also, ich meine, dass Sie an mich geglaubt haben! Ich
weiß, dass es ein Privileg und eine Auszeichnung ist, in Ihrem
Haus ausgestellt zu werden! Ich weiß das sehr genau und deshalb
noch einmal: Danke vielmals!“
Winter
fehlen kurz die Worte.
Herzliches
Händeschütteln.
Ich
bekomme einen artigen angedeuteten Handkuss.
Dann
empfängt uns die laue Wiener Spätsommernacht.
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- -
Der
Winter hat sich lange und hartnäckig an die Stadt geklammert
Bis weit in den März hinein hielten sich die bizarren Muster der
fragilen Eisblumen an den hohen Fensterscheiben.
Ich höre
seine Schritte und blicke zur Decke empor. Der Holzboden knarrt. Nun
bleibt er stehen, dann nimmt er seine Wanderungen wieder auf.
Andrea
hat sich angekündigt.
Ich stehe
am Fenster. In der Ferne funkelt das Silberband des breiten Flußes.
Schleppkähne ziehen gemächlich ihre Spur die Donau
stromaufwärts.
Das
Aufstehen fällt mir manchmal schon schwer.
Er hat
sich einen Bart wachsen lassen.
Seit ein
paar Wochen arbeitet er wie ein Besessener.
Kommt er
die Treppen herab, so verschlingt er gierig das Mahl, trinkt hastig
und ohne Absetzen große Schlucke vom kalten Wein, küsst
mich, streift mich mit seinem Bart, der vielerlei Farbspritzer trägt,
und ist flink wieder oben, im Atelier.
Ich
streichle sanft den gewölbten Bauch.
Wir haben
uns rasch für einen Namen entschieden.
Sie wird
`Diana` heißen.
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