Diana, Farben und Begierde (German Edition)
laufen kann, steht Andrea Fiedler im Raum und entdeckt
mich:“ Guten Morgen, liebes Kind!“
Sie strahlt über`s
ganze Gesicht und stürmt auf mich zu. Ich schlage schnell meine
Arme um den Bademantel, als wollte ich mich vergewissern, dass der
Gürtel ordnungsgemäß den Mantel verschließt,
stehe barfuß inmitten des Raumes und dann ist die Agentin bei
mir angekommen und erdrückt mich beinahe mit ihrer Umarmung. Ich
kriege wieder einen dicken Schmatz auf meine linke Wange.
„ Wie
geht es dir, Sabine?“, fragt sie gutgelaunt und lässt
meine Hände nicht los. „Gut geschlafen?“
Ich nicke.
„ Kaffee,
Thomas!“, ruft sie mit dieser Stimme, an die man sich einfach
erst gewöhnen muss, so schrill und durchdringend, laut.
„ Setz
dich gleich mal hierher, Kleines!“, spricht sie nun leiser,
entfernt sich kurz, um einen Stuhl heranzuschieben. Sie wartet, bis
ich mich endlich setze.
„ Das
ist ein Gastgeber, wie? THOMAS! DER KAFFEE!“
Wir hören
Geschirrklappern. Die Agentin grinst.
„ Ich
kann ja auch in die Küche....“, sage ich. Sie wedelt mit
ihren Armen herum; „So weit kommt es noch! THOMAS!“, ruft
sie erneut.
Vorsichtig, eine kleine
Kaffetasse in seiner linken Hand balancierend,
betritt er den Raum.
„ Na,
also!“, brummt die Fiedler.
Thomas ist bei mir und ich
nehme ihm die Tasse ab. Er küsst mich.
„ Ich
liebe dich!“, flüstert er in mein linkes Ohr, sodass es
die Agentin nicht hören kann.
„ Ich
liebe dich, Thomas!“
Frau Fiedler schnappt sich
Thomas und während ich den heißen Kaffee schlürfe,
schreiten die beiden wohl an die zwanzig mal die Vielzahl an Gemälden
ab, die an den Wänden lehnen. Hie und da bleiben sie vor einem
etwas länger stehen und dann sehe ich, wie die Fiedler mal mit
dem Kopf wackelt, dann gehen sie weiter, murmeln, beratschlagen, dann
wackelt Thomas heftig mit seinem Kopf, dann wieder die Fiedler.
Die Agentin hat ein kleines
Notizbüchlein gezückt und schreibt sorgfältig Einträge
auf die kleinen weißen Blätter, hebt ab und an den Kopf,
wenn Thomas Erklärungen, Erläuterungen anfügt,
vervollständigt akribisch ihre Notizen und beide scheinen ganz
versunken in diese Arbeit, als wäre ich gar nicht ebenfalls im
Raum anwesend.
Thomas trägt die
Gemälde, die man wohl gemeinsam als `für gut` befunden hat,
in eine Ecke des großen Saales, wo sich bald große und
kleine Rahmen stapeln, die er vorsichtig aneinanderreiht.
Also hat er sich
breitschlagen lassen, sinniere ich. Wird wahrscheinlich für eine
Ausstellung sein. Wie schön diese Bilder sind. Ich blicke
fasziniert in die Motive und Farben. Ich fühle mich, als wäre
dies eine Art Privatvorführung ausschließlich für
mich arrangiert. Bild um Bild paradiert an mir vorbei, während
ich den wunderbaren Kaffee schlürfe.
„ Das
nicht!“, erklärt Thomas eben.
„ Na
gut, meinetwegen!“, die Fiedler.
„ So...“,
erhebt die Agentin ihre Stimme und tritt einige Schritte von den
Gemälden zurück, die Thomas in eben jener Ecke zusammen
getragen hat, „...so, also, wenn mich nicht alles täuscht,
und mich täuscht selten was, sind wir jetzt bei zweiunddreißig!
Stimmt`s?“
Thomas nickt.
„ Was
ist mit Motion
I und Motion
II ,
wo sind die?“
„ Die
bleiben hier!“
„ Wären
aber die Blickfänger,
eyecatcher, intro, eingangs positioniert, Thomas! Na, jetzt
aber....!“, schnarrt die Agentin.
Thomas verlässt den
Saal und mich trifft ein aufmunternder Blick von Frau Fiedler.
„ Noch
Kaffee, Liebes?“
„ Danke,
Frau Fiedler! Ich hab` noch!“
„ Gut,
gut!“
Sie verschränkt ihre
Arme und überblickt die bunte Gemäldesammlung, die sich vor
ihr ausbreitet.
Sie murmelt leise und ich
verstehe kein Wort.
Dann ist Thomas zurück
und bringt zwei weitere Gemälde.
Er lehnt sie ebenfalls
schräg an die Wand, vor der die Fiedler mit noch immer
verschränkten Armen steht und nun jubelt:“ Na, aber HALLO!
Was sag` ich denn, Thomas? DAS ist es! DAS! Exakt! Das wird ja schön
langsam, das wird ja....!“
Dann läutet ein Handy
am Küchentisch.
Thomas verlässt wieder
den Raum.
Er ruft aus der Küche
hinaus:“ Andrea, für dich!“
Die Agentin jammert los:“
Sonntag! Es ist Sonntag! Hat man denn niemals Ruhe? Wo gibt es denn
das? Sonntag, verdammt noch mal! Sonntag!“
Sie begibt sich in die Küche
und Thomas ist bei mir. Ich stelle die leere Kaffeetasse auf den
Parkettboden und schmiege mich an ihn.
„ Ich
liebe dich!“
Wir
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