Diana Palmer
nur eine wegwerfende Handbewegung und begann, den Tisch zu decken.
Was J.B. mit seinem Unheil verkündenden Satz „Du musst es wissen“ bei seinem Abgang in der Nacht am Sonnabend gemeint hatte, sollte sich die nächsten Tage herausstellen. Er ignorierte Tellie einfach. Er kam zu Marge ins Haus und verhielt sich, als wäre Tellie gar nicht da. Wo immer sie sich begegneten, sah er durch sie hindurch. Tellie ihrerseits tat so, als ließe sie sich davon nicht beeindrucken. Dass J.B.s neueste Masche sie nicht davon abbringen konnte, sich weiter mit Grange zu treffen, stand für sie fest.
Grange merkte, dass etwas nicht stimmte, als er und Tellie am Sonnabend darauf gemeinsam zu einer Vorstellung von „Arsen und Spitzenhäubchen“ in das kleine städtische Theater gingen. J.B. und seine blonde Begleiterin waren auch da und saßen nur wenige Reihen von ihnen entfernt. Aber weder vor oder nach der Vorstellung noch in der Pause erwiderte J.B. ihren Gruß oder blickte auch nur in ihre Richtung.
„Was ist denn mit dem los?“, erkundigte sich Grange auf dem Heimweg.
„Er zahlt mir gerade heim, dass ich mit dir ausgehe“, erwiderte Tellie.
„Das kann doch nicht sein!“
„Bei J.B. schon.“
Grange wurde nachdenklich. „Tellie, wenn du meinst, es wäre besser …“, begann er vorsichtig.
„Kommt gar nicht infrage. J.B. hat mir nichts zu sagen. Und wenn er es toll findet, andere zu ignorieren, kann ich das auch. Ich werde ihn künftig ganz einfach auch übersehen.“
„Ich frage mich in letzter Zeit, ob es richtig war, nach Jacobsville zu kommen“, meinte Grange mit unverändert sorgenvoller Miene.
„Es ist doch verständlich, dass du versuchst, mehr über diese Geschichte herauszufinden. Schließlich geht es um deine Schwester.“
Sie hatten Marges Haus erreicht. Grange stoppte den Wagen und stellte den Motor ab. „Was ist Marge eigentlich für ein Mensch?“, fragte er plötzlich.
„Oh, sie ist das genaue Gegenteil von ihrem Bruder. Ich kenne niemanden sonst, der so offen, arglos und freundlich ist. Ich meine, bei J.B. weiß man auch immer, woran man ist, aber eben auf eine andere Art.“
Grange betrachtete sie eine Weile. „Wie lange liebst du J.B. schon?“
Tellie war von der Frage so überrascht, dass sie zuerst nur ein albernes Kichern herausbrachte. „Ich liebe J.B. doch nicht“, versicherte sie dann. „Ich hasse ihn.“
Grange ließ sich von ihrer Antwort nicht beirren. „Wie lange?“, beharrte er.
Tellie kapitulierte. „Vom ersten Augenblick an, als ich mit vierzehn ins Haus kam. Früher war er so etwas wie der strahlende Held. Ich bin ihm überallhin gefolgt wie ein Hündchen und habe ihn abgepasst, wo immer ich konnte. Zu Anfang hat ihm das auch nichts ausgemacht, im Gegenteil, ich glaube, er fand es sogar ganz lustig, weil es ihm schmeichelte. Aber später änderte sich das. Das war ungefähr in der Zeit, als ich von der Highschool abging. Im Grunde habe ich nie verstanden, warum es plötzlich anders war.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass er das selber nicht versteht.“
„Meinst du?“, fragte Tellie und dachte, dass Grange ein erstaunlicher Mann war. Nach einigen Augenblicken des Nachdenkens fügte sie hinzu: „Eigentlich wundert es mich, dass J.B. noch nichts unternommen hat, um dich aus der Stadt zu jagen.“
„Oh, das hat er“, entgegnete Grange lakonisch. „Gerade gestern ist er im Büro von Justin Ballenger aufgetaucht.“
„Deinetwegen?“
„Aber sicher. J.B. hat offenbar erzählt, ich hätte einen schlechten Einfluss auf dich, und meinte, ob es nicht besser für alle Beteiligten wäre, wenn ich mir woanders einen Job suchte.“
„Und was hat Justin geantwortet?“, fragte Tellie gespannt.
Ein breites Grinsen erschien auf Granges Gesicht. „Er hat gesagt, dass er ganz wunderbar auch ohne J.B.s Ratschläge auskommt. Und dass er einen Teufel tun wird, eine gute Arbeitskraft zu entlassen, nur weil J.B. Hammock ein persönliches Problem damit hat.“
„Klasse!“
„Wie ich gehört habe, hat J.B. daraufhin seinen Vertrag mit ihm gekündigt, seine Rinder auf Viehtransporter verladen und zu einem Betrieb in Kansas gebracht.“
„Das ist weniger schön.“
„So ähnlich hat sich Justin auch ausgedrückt, nur mit ein paar Flüchen garniert. Natürlich“, fügte Grange hinzu, „habe ich ein ungutes Gefühl dabei, wenn er meinetwegen einen Verlust hinnehmen muss. Ich habe es ihm auch gesagt, aber er hat nur gelacht. Er meinte, derjenige, der dabei den
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