Diana Palmer
versuche man sie von ihrer Umwelt zu isolieren. Schicksalsergeben legte sie sich schließlich ins Bett. Nach einiger Zeit kam die Haushälterin aus der Küche zurück und brachte Tellie auf einem Tablett ihr Essen.
Noch eine Weile später kehrte J.B. zurück. Staubig und verschwitzt erschien er noch in seiner Arbeitskleidung bei ihr im Zimmer. Mit einem rosa gestreiften Pyjama bekleidet, saß Tellie im Bett, ein riesiges Kissen im Rücken, und wirkte äußerst zerbrechlich.
„Wie geht’s?“, fragte J.B.
„Ganz okay, danke. Was ist mit der Satellitenantenne? Nell sagt, sie ist kaputt. Ich würde so gern den Wetterkanal sehen.“
„Warum denn ausgerechnet den Wetterkanal?“
„Weil ich wissen will, ob es Tornados gibt. Ich lasse mich nicht ins Bockshorn jagen: Es ist Mai und nicht März. Du hast selbst gesagt, die Herde geht auf die Sommerweide, und das passiert im Mai. Grange erzählt mir, Marge und die Mädchen seien in den Frühjahrsferien. Aber die sind im März. Jetzt versuch nicht, mich anzuschwindeln. Wir haben Mai, nicht wahr? Aber wo sind dann Marge und Brandi und Dawn?“
J.B. lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen. „Sie sind hier. Es ist alles in Ordnung. Aber du kannst sie jetzt nicht sehen.“
„Was heißt in Ordnung? Warum kann ich sie nicht sehen?“
Er lachte, aber es klang etwas gezwungen. „Es hat wohl keinen Zweck, dir etwas vorzumachen, was? Tatsache ist, dass die Gehirnerschütterung dich ein wenig durcheinandergebracht hat. Und bis das alles wieder ins Lot gekommen ist, musst du dich schonen.“
„Trotzdem verstehe ich nicht, was das damit zu tun hat, dass ich Marge und die Mädchen nicht sehen kann.“
„Lass uns das nicht heute diskutieren, okay? Ich muss jetzt unter die Dusche. Ich habe heute Abend noch etwas vor.“
„Aha, ein Date“, stellte sie fest. Sie grinste dabei, spürte aber doch einen Anflug von Eifersucht, den sie geschickt verbarg.
J.B. fühlte sich schlecht. Er plante, mit Bella auszugehen, und Tellie lag hier – durch seine Schuld. „Ich kann den Termin absagen“, schlug er vor.
„Warum das denn?“
Er sah sie erstaunt an. „Wie bitte?“
„J.B., du musst meinetwegen deine Verabredung nicht absagen. Es geht mir gut. Mir wird schon nichts passieren.“
Zögernd wandte er sich zum Gehen. „Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen.“ In der Tür blieb J.B. stehen und drehte sich noch einmal um. Ihm war noch aus einem anderen Grunde nicht ganz wohl dabei, Tellie hier allein zurückzulassen. Wenn sie etwa im Haus herumspazierte und auf die Idee kam, einen der anderen Fernseher auszuprobieren, würde sie schnell den Schwindel mit der defekten Satellitenschüssel durchschauen.
„Bleib schön in deinem Zimmer“, sagte er deshalb. „Wir sehen uns morgen.“
Tellie blickte ihm nach und wunderte sich immer mehr über ihn.
Später am Abend verwickelte Tellie Nell in ein Gespräch und versuchte sie ein wenig über das, was um sie herum vorging, auszuhorchen. Aber es war, als redete sie mit einer Wand. „Was soll eigentlich dieses Versteckspiel, dass ihr hier mit mir veranstaltet?“, beschwerte sie sich schließlich.
„Es ist nur zu Ihrem Besten“, antwortete Nell. „Ruhen Sie sich einfach aus, und machen Sie sich nicht so viele Gedanken.“ Sie bemerkte, dass Tellie ihren Eistee ausgetrunken hatte, und nahm das leere Glas von ihrem Nachttisch. Währenddessen blickte sie sich im Zimmer um. „Eigenartig, dass J.B. gerade dieses Zimmer für Sie ausgewählt hat.“
„Wieso?“
„Das war das Zimmer seiner Großmutter. J.B. hat sie angebetet. Sie war auch eine großartige Frau“, erinnerte sich Nell mit einem Lächeln. „In ihrer Jugend hat sie in Hollywood vor den Filmkameras gestanden. Aus der Zeit konnte sie die tollsten Geschichten erzählen.“
„Er hat sie nie erwähnt. Spricht er nicht über sie?“
„Kein Wort. Sie hat ein trauriges Ende gefunden – in einem Tornado.“ Nell nickte bekräftigend, als Tellie sie erstaunt ansah. „Es war wohl einer der schlimmsten Wirbelstürme in Texas damals in den Achtzigern. Ihr Lieblingspferd war noch in der Scheune, als es zu stürmen begann. So zog sich die alte Mrs. Hammock einfach ihren Regenmantel über und wollte das Tier aus dem Stall holen, weil die Gefahr bestand, dass das ganze Gebäude weggeweht wurde. Niemand hatte bemerkt, wie sie das Haus verließ. Draußen erfasste sie sofort der Wirbelsturm. Sie landete in einer Baumkrone und war tot. Man musste sie später mit so
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