Diana - sTdH 5
einen
Vermittler in Bristol machte. Es war spottbillig. Ich habe einen Reibach
gemacht«, sagte Mr. Emberton, ohne auf seine Ausdrucksweise zu achten.
»Kehren Sie
bald nach Hopeworth zurück?« fragte er Diana.
Er blickte
sie berechnend aus den Augenwinkeln an. Es wäre besser, wenn er Miß Armitage
zurück aufs Land locken könnte. Es war dumm, für ein Haus auf dem Land und eine
Wohnung in der Stadt Miete zu zahlen. Er hatte vor, soviel Gewinn wie möglich
aus der Sache zu schlagen.
In diesem
Augenblick rannte eine schwarze Katze vor der Kutsche über den Weg. Diana stieß
einen Schreckensschrei aus.
»Es bestand
keine Gefahr, daß ich sie überfahre«, sagte Mr. Emberton.
»Das war es
nicht. Es bedeutet Unglück«, sagte Diana ernst. »Manche Leute meinen, daß es
Glück bedeutet, wenn eine schwarze Katze vor ihnen über den Weg läuft, aber ich
bin anderer Meinung.«
»Das ist
doch nichts als Aberglaube«, lachte Mr. Emberton.
»Ich halte
diesen alten Aberglauben zum Teil für sehr weise«, sagte Diana, die sich
regelrecht in ihre Aufregung hineinsteigerte. »Oh, ich wünschte wirklich, diese
Katze wäre nicht aufgetaucht!«
»Ich bin
ein Glücksbringer«, lachte Mr. Emberton.
»Und kann
allen schwarzen Katzen den Garaus machen. Ich werde Sie vor allen
übernatürlichen Mächten schützen, einschließlich dem bösen Auge.«
»Sie machen
sich über mich lustig.«
»Ganz und
gar nicht. Ich bin der Ansicht, daß diese Katze ein Zeichen war, daß Sie nach
Hopeworth zurückkommen sollten. Wir könnten zusammen ausreiten.«
Diana
schloß einen Moment lang die Augen, da sie eine wunderbare
Vision hatte, wie sie vor dem Wind ritt, Schulter an Schulter mit diesem
gutaussehenden Mann.
Als sie die
Augen wieder öffnete, stieß sie einen leisen Schreckenslaut aus. Auf sie zu
kam, in einer noblen Kutsche, Lord Dantrey in Begleitung eines Freundes.
»Was ist
jetzt wieder los?« wollte ihr Gefährte belustigt wissen. »Ich weiß es. Diesmal
haben Sie die Hexe von Endor gesehen.«
»Nein«,
antwortete Diana leise. »Ich möchte jetzt gerne nach Hause fahren.«
»Einverstanden«,
antwortete er, »aber unter einer Bedingung: Sie müssen mir sagen, wann ich
wieder das Vergnügen Ihrer Gesellschaft haben werde, oder ich lasse alle
möglichen Verwünschungen auf Ihr schönes Haupt herab.«
Diana
lachte, plötzlich wieder sorglos, als die Kutsche umdrehte und durch den Park
in Richtung Nordtor fuhr.
Lord
Dantrey beobachtete, wie sie wegfuhren. Miß Diana hatte also einen Beau
gefunden, und noch dazu sehr schnell.
»Wer war
die Schönheit?« wollte sein Freund, Mr. Tony Fane, wissen. »Ich sehe dir an,
daß sie dich auch beeindruckt hat.«
»Schönheit?«
fragte Lord Dantrey, der sich nicht eingestehen wollte, daß ihn Dianas
Erscheinung überrascht hatte. »Für meinen Geschmack ein bißchen zu verwegen und
zigeunerhaft. Ich glaube, sie ist eines von den Armitage-Mädchen.«
»Ah, die
berühmten Armitage-Mädchen. Das erklärt alles. Hast du je so einen Stall voller
Rassepferde gesehen? Und jede anders. Ich hätte gute Lust, mein Glück in dieser
Richtung zu versuchen.«
Lord
Dantrey hatte den unbekümmerten Mr. Fane an sich sehr gern, plötzlich aber
konnte er ihn nicht mehr leiden. »Wenn du vorhast, jedem Weiberrock in London
nachzulaufen«, sagte er schneidend, »dann mußt du leider auf das Vergnügen
meiner Gesellschaft verzichten.«
»Meiner
Treu! Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Ich habe nicht gesagt,
jedem Weiberrock in London, nur einem sehr anständigen und schönen. Wer könnte
respektabler sein als eine Pfarrerstochter?«
»Soviel ich
weiß, ist der gute Pfarrer alles andere als religiös. Seine Götter sind Geld
und Ehrgeiz. Wer war der Begleiter von Miß Armitage?«
»Ah, das
wollte ich gerade sagen. Er heißt Jack Emberton und lebt vom Glücksspiel. Er
bringt immer irgendeinen einflußreichen Schwächling dazu, ihn bei einem anderen
einflußreichen Schwächling einzuführen, und nimmt sie dann am Kartentisch aus.«
»Was hat er
dann für ein Interesse an Miß Armitage? Ich glaube nicht, daß die Familie sehr
reich ist, die Mädchen haben nur in sehr reiche Familien eingeheiratet.«
»Du warst
zu lange im Ausland. Du hast vergessen, welchen Reiz eine echte englische
Schönheit ausübt. Man braucht nicht an Geld interessiert zu sein, um sich für
Miß Armitage zu interessieren.«
Lord
Dantrey verspürte das heftige Verlangen, zum Hanover Square zu fahren und Lady
Godolphin
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