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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Augen blitzten auf. »Ich habe es
herausgefunden, als ich mit Ihrem Vater auf der Jagd war.«
    »Oh!« Diana
klatschte in die Hände. »Wie war die Jagd? Hat Papa den alten Fuchs erwischt,
der ihn so gequält hat?«
    »Leider
nicht, Miß Diana, aber wir hatten nichtsdestoweniger einen ungeheuer
vergnüglichen Tag. Fahren Sie mit mir aus? Dann erzähle ich Ihnen alles. Lady
Godolphin hat ihre Erlaubnis gegeben.«
    »Es ist mir
eine Ehre, Sir«, sagte Diana mit einem übertrieben gezierten Knicks, während
Lady Godolphin vor lauter Einverständnis strahlte. Diana schien sich als die am
leichtesten zu lenkende von allen Schwestern herauszustellen.
    Als Mr.
Emberton Diana in seinen Phaeton hinaufhalf, konnte sie nicht umhin, zu
bemerken, daß seine Pferde kümmerlich waren und nur den täuschen konnten, der
nichts von ihnen verstand; aber sie nahm wohlmeinend an, daß sie gemietet
waren. Sein Fahrstil erwies sich als ebenso angeberisch, aber er hatte so
fröhliche Augen und ein so tief rollendes, ansteckendes Lachen, daß Diana die
Ausfahrt so genoß wie noch keine zuvor. Sie konnte auch nicht die bewundernden
Blicke übersehen, die ihm die anderen Damen im Park zuwarfen. Er war so groß
und breitschultrig, daß sie sich zierlich, klein und feminin vorkam. Zwar war
Lord Dantrey auch groß und breitschultrig, aber sein Auftreten war kühl und
blasiert, während Mr. Emberton frei und ungezwungen war. Er behandelte sie wie
eine Dame und doch auch wie seinesgleichen. Und er verstand etwas von der Jagd.
Er sprach so lebendig darüber und beschrieb jede Einzelheit, daß sich Dianas
Herz für ihn erwärmte. Das war ein Mann, der ein Kamerad sein würde. Das war
die Freundschaft, nach der sie sich gesehnt hatte. Sie war eine dumme Gans
gewesen, als sie geglaubt hatte, daß sie sich wie ein Mann benehmen müsse, um
einen Mann zum Freund zu haben. Die bewundernde Glut in Mr. Embertons Augen
machte die Demütigung, die ihr Lord Dantrey zugefügt hatte, vergessen.
    Für seinen
Teil genoß Mr. Emberton Dianas Gesellschaft ebenfalls. Er hatte den Entschluß
gefaßt, nach einem alten und erprobten Plan vorzugehen, der schon einmal erfolgreich
gewesen war. Er würde Diana dazu bringen, daß sie sich in ihn verliebte. Dann
würde er ihr einen Heiratsantrag machen und diesem weltlichen und ehrgeizigen
Pfarrer gestehen, daß er, Jack Emberton, weder Geld noch irgendwelche
Aussichten hätte. Der Pfarrer würde dann bestimmt bei seinen Schwiegersöhnen
genug Geld lockermachen, um den gefährlichen Mr. Emberton auszuzahlen. Auf
diese Weise hätte er das Geld, ohne seinen Ruf verloren zu haben. Denn man würde ihn
als den Leidtragenden ansehen, denn er hatte vor, seine Rolle als derjenige,
der in Diana verliebt war, überzeugend zu spielen. Mr. Emberton hatte noch nie
jemanden wirklich geliebt – er liebte sich selbst viel zu sehr, um diese zarte
Regung an jemand anderen zu verschwenden. Aber er mußte sich eingestehen, als
er in Dianas lebhaftes Gesicht schaute, daß sie seine Sinne erregte, wie noch
keine Frau zuvor.
    Eine Vision
vom Gesicht der Zigeunerin erstand vor Dianas geistigem Auge. Sie war noch
nicht in Mr. Emberton verliebt, aber sie wußte, daß das nur eine Frage der Zeit
war. Sie dankte Gott, daß er sie von dem wüsten Lord Dantrey befreit und ihr
ihre Sünden auf so angenehme Weise vergeben hatte.
    »Man sagt,
daß Sie mit Ihrem Vater auf die Jagd gehen«, sagte Mr. Emberton.
    »Wirklich?«
sagte Diana. »Schauen Sie nur, wie kalt und abgestorben die Bäume aussehen. An
einem Tag wie heute kann man sich nicht vorstellen, daß es je wieder Sommer
wird.« Diana hatte nicht vor, Mr. Emberton von ihrer Verkleidung zu erzählen.
Es könnte ihn schockieren, und er könnte sich eine so schlechte Meinung von
ihrer Moral bilden, daß er fortging und nie wiederkam.
    »Sehr
kalt«, stimmte er zu. Sie wollte also nicht auf seine Frage antworten. Das
bedeutete, daß sie wirklich mit ihrem Vater auf die Jagd ging. »Dieses
Wentwater-Haus ist sehr kalt«, fuhr er leichthin fort. »Ich kann mir nicht
vorstellen, daß das Gebäude schon einmal richtig beheizt worden ist.«
    »Lady
Wentwater ist vor einiger Zeit verschwunden«, entgegnete Diana und zog die
Stirn kraus, als sie sich an geflüsterte Gesprächsfetzen erinnerte, aus denen
hervorging, daß Lady Wentwater weder eine Lady noch eine Dame sei. »Haben Sie
sie gesehen, als Sie das Haus gemietet haben?«
    »Nein, es
war jemand in Hopeminster damit beauftragt, der es wiederum für

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