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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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immer wieder ein
gewisses Unbehagen,
ja fast ein Gefühl der Unzufriedenheit. Sie erinnerte sich daran, daß sie als
Kind Glück anders empfunden hatte, nicht als diese Mischung von Hochstimmung
und Beunruhigung. Wie lange und sonnig und einfach die Tage der Kindheit jetzt
erscheinen, dachte Diana, und fühlte sich wie neunzig. Vielleicht bedeutete
Erwachsenwerden, daß man nie wieder ohne Wenn und Aber glücklich war. Es gab
keinen Weg zurück auf der langen Straße zur Kindheit, wo die Sommer immer
golden und sonnig waren und die Winter immer glänzend und schneeweiß.
    Je älter
man wurde, desto weniger erschienen einem die Erwachsenen als selbstsichere
Riesen, denen man vertrauen und gehorchen konnte. Diana hatte nie geglaubt, daß
man nach der Hochzeit für immer glücklich war. Annabelle hatte ihrem Mann
einmal eine Vase an den Kopf geworfen und ihn schrecklich beschimpft. Zwar
hatte sie am nächsten Tag darüber gelacht und war wieder sehr liebevoll, aber
Diana hatte das Gefühl, daß sie überhaupt nicht mit ihrem Mann hätte streiten
sollen. Minerva war glücklich. Aber Minerva war schon immer glücklich, dachte
Diana unbefangen, und sie war immer für sie alle die »Mutter« gewesen. Daher
war für sie die Ehe einfach nur eine Fortsetzung ihres Lebens im Pfarrhaus.
    Sie sah
Carina und Daphne nicht oft, aber das letztemal, als sie Daphne gesehen hatte,
hatte diese schöne Frau fürchterliche Zahnschmerzen, und das letztemal, als
sie Carina gesehen hatte, weinte sich dieses normalerweise sprühende und
lebendige Wesen den ganzen Tag die Augen aus, weil eines ihrer
Küchenmädchen gestorben war. Nicht, daß es nie einen Grund gab zu weinen, aber
Romane schienen immer mit
der Hochzeit zu enden. Vielleicht deshalb, weil niemand wirklich wissen wollte,
wie es nach der Hochzeit weiterging, oder vielleicht weil jeder genau wußte,
daß die erste selige Verzückung einem gleichgültigen Nebeneinander Platz
machte, das nur zeitweise von der Ankunft eines Kindes unterbrochen wurde.
    »Diana!«
Lady Godolphins Stimme durchdrang ihre wirren Gedanken. »Colonel Brian spricht
mit dir.«
    »Ich habe
nur gefragt, ob sich Miß Diana auf ihre erste Saison freut«, sagte der Colonel.
    »Ja«, sagte
Diana höflich. »Es wird viele Bälle und Gesellschaften geben.«
    Colonel
Brian war noch mehr ergraut, seit ihn Diana das letztemal gesehen hatte. Damals
war seine Affäre mit Lady Godolphin auf dem Höhepunkt. Diana war nicht
schockiert bei dem Gedanken, daß zwei ältere Leute eine Affäre hatten. Wenn man
einmal über Vierzig war, dann war eine Affäre sicherlich eine schicke
Bezeichnung für ein kameradschaftliches Verhältnis.
    »Miß Diana
freut sich überhaupt nicht auf die Saison«, lachte Jack Emberton. »Miß Diana
würde lieber auf dem Pferderücken über die Moore bei Hopeworth reiten.«
    Diana
schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Ich muß den Gedanken an diese Tage
aufgeben, Mr. Emberton«, sagte sie. »Es wäre anmaßend, zu glauben, daß ich die
Anstrengungen der Saison nicht durchstehen müsse, wo doch jede wohlerzogene
Dame diese Pflicht hat.«
    »Ja, aber
die Damen bringen die Saison hinter sich, um einen Ehemann zu finden, Miß
Diana. Was wäre, wenn Sie bereits vor der Saison einen Ehemann fänden, einen
Mann, der Sie nach Herzenslust reiten läßt?«
    Diana
errötete und blickte angelegentlich auf ihren Teller.
    »Das war
ein bißchen zu kühn«, flüsterte Colonel Brian in Lady Godolphins Ohr. »Hast du
denn nachgeprüft, woher er stammt und was er macht?«
    »Ja«, log
Lady Godolphin ungeduldig. Wie die meisten Leute, die auf ihre Urteilsfähigkeit
stolz sind, erinnerte sie sich nur an die wenigen Male, wo sie recht behalten
hatte, und vergaß alle Vorfälle, wo sie sich geirrt hatte.
    Mr.
Emberton war so zuverlässig, so gut gekleidet, so angenehm an der Dinnertafel,
daß er einfach einen untadeligen Background haben mußte. In Wahrheit fand Lady
Godolphin die Armitage-Schwiegersöhne ein bißchen zu überwältigend. Sie mochte
die Männer ein bißchen profaner und sinnlicher, und sie errötete vor Vergnügen,
als Colonel Brian ihre Hand unter dem Tisch drückte. Sie versuchte häufig, ihr
früheres Verhältnis neu zu beleben, aber wenn sie sich danach sehnte, schien der
Colonel alt geworden zu sein, und wenn er ein Bedürfnis danach hatte,
behandelte Lady Godolphin ihn irgendwie kalt, weil sie sich verpflichtet
fühlte, sich für vergangene Zurückweisungen zu rächen.
    Der Rest
des Abends verlief

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