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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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vor dem schlechten Umgang, den ihr Schützling pflegte, zu warnen.
Doch dann zuckte er mit den Achseln. Ein Mädchen, das sich als Mann
verkleidete, brutal auf seinen Fuß stieg und ihm Wasser ins Gesicht schüttete,
paßte ohne Zweifel genau zu Jack Emberton.
    Er
beschloß, bald in die ländliche Einsamkeit zurückzukehren. In London waren so
viele ärgerliche Leute!
    Und sie
hatte ihn sehr wohl bemerkt. Aber sie hatte die Augen geschlossen, als ob sie
ein Schreckgespenst sähe.
    Hochwürden Charles Armitage trippelte
ungeduldig auf der Türstufe auf und ab, als Squire Radford öffnete.
    »Charles!«
rief der Squire aus. »Komm herein. Komm herein. Ram wird uns einen Wein
bringen. Ich habe einen sehr guten –«
    »Ich rühre
niemals mehr ein Glas Wein an«, brüllte der Pfarrer.
    »Ach, du
liebe Güte«, sagte der Squire. »Es muß ernst sein.« Er ging in die Bibliothek
voraus. Ram, sein indischer Diener, kam herein, und der Squire bestellte Tee.
    Der Pfarrer
sank in einen Sessel neben dem Feuer und begrub sein Gesicht in den Händen.
»Gott straft mich«, murmelte er.
    Der kleine
Squire, der der Ansicht war, daß Charles Armitage sehr oft Situationen
heraufbeschwor, mit denen er sich selbst bestrafte, ohne daß er dazu die Hilfe
seines Schöpfers brauchte, hütete sich, das auszusprechen.
    Er nahm an,
daß eine der Töchter in Schwierigkeiten war und daß sich der Pfarrer die Schuld
dafür gab. Wenn Charles Armitage
mit den Folgen der Vernachlässigung seiner väterlichen Pflichten konfrontiert
wurde, schwor er jedesmal, etwas aufzugeben – seine Jagd, seine Religion,
seinen Wein oder sein Essen.
    Der Pfarrer
zog einen schmuddeligen Brief aus seiner geräumigen Tasche und gab ihn dem
Squire zu lesen.
    Der Squire
nahm ihn und betrachtete ihn voller Abscheu. Er bestand aus Buchstaben, die aus
der Zeitung ausgeschnitten waren.
Er lautete: »Ihre Tochter Diana ist als Mann verkleidet in Begleitung eines
böse aussehenden Wüstlings in Hubbold's Kaffeehaus gesehen worden. Ein Freund.«
    »Aber das
kann nicht wahr sein«, sagte der Squire. »Ein boshafter anonymer Brief! Diana
ist bei Lady Godolphin. Hast du denn deine Diener nicht befragt?«
    Der Pfarrer
nickte. »John Summer hat gesagt, er hat sie direkt an der Tür abgeliefert.
Sarah sah sie ebenfalls hineingehen, aber Sarah war beleidigt, weil Diana sie
auf der Stelle zurückgeschickt hat und dem Mädchen nicht einmal ein Stündchen
gegönnt hat, um sich die Geschäfte in London anzuschauen.«
    »Was quält
dich dann so? Die Vorstellung, daß jemand wissen könnte, daß Diana die
Gewohnheit hatte, sich als Mann zu verkleiden, ist gewissermaßen unangenehm.
Aber alles andere sind doch Lügen.«
    »Ich weiß
es nicht«, sagte der Pfarrer und strich seine Weste glatt. »Ich fühle es hier.«
Er schaute den Squire bittend an. »Ich kann nicht hier herumsitzen und auf eine
Antwort von Lady Godolphin warten. Ich möchte heute noch nach London fahren.«
    »Und du
willst, daß ich mitkomme«, sagte der Squire sanft.
    »Würdest du
das tun, Jimmy? Es wäre wie in alten Zeiten, wo wir die Dinge immer wieder ins
rechte Lot brachten.«
    »Natürlich
gehe ich mit dir.« Der Squire seufzte ein bißchen und blickte in den
stahlgrauen, kalten Tag hinaus. Er wünschte, er müßte seinen gemütlichen
Kaminplatz nicht verlassen.
    »Es geht
mir schon viel besser«, sagte der Pfarrer erfreut. »Du bist Medizin für mich,
Jimmy.«
    Ram kam
herein und begann Tee einzugießen. Der Pfarrer beobachtete ihn erstaunt.
    »Was macht
er?«
    »Ram? Er
bringt uns nur unseren Tee, Charles.«
    »Tee! Pah!
Wann habe ich je Tee gewollt?«
    »Mein
lieber Charles, du hast gesagt, daß du nie wieder ein Glas Wein anrühren
willst.«
    »Oh, ah.«
Hochwürden schaute unsicher und verblüfft auf die Teekanne. Dann leuchtete sein
Gesicht auf. »Ich habe nichts von Brandy gesagt«, meinte er triumphierend.
    »Brandy,
bitte, Ram«, sagte der Squire. »Vielleicht hast du Lust,
einen Besuch mit mir zu machen, Charles. Ich habe das Gefühl, wir sollten Lord
Dantrey besuchen. Er geht nicht viel
aus, und man sagt, daß er krank gewesen sei. Er hatte einen
etwas schlechten Ruf als Verführer, aber das war in seiner Jugend. Diana ist in
London und Frederica im Seminar gut
aufgehoben; du hast also keine Küken, die du vor diesem bösen Lord schützen
mußt. Ich glaube, es reicht auch noch, wenn wir morgen früh nach London aufbrechen.«
    Ram füllte
ein großes Glas mit Branntwein und stellte es auf einen kleinen

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