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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Squire
überlief ein Frösteln, und er rückte seinen Stuhl näher ans Feuer.
    Es hatte
leicht geschneit, der Garten draußen sah weiß und öde aus. Wolkenfetzen trieben
über die kahlen Bäume, und ein Star pfiff auf einem Eichenast ein trauriges
Liedchen. Das Tor zum Pfarrhaus war nicht zugeklinkt und drehte sich trübselig
kreischend in den Angeln. Sarah stellte ein Tablett mit der Branntweinflasche
und zwei Gläsern vor die Männer, dann hörte man sie die Treppe hinaufgehen.
    »Vielleicht
sollte ich später kommen«, meinte der Squire. »Mrs. Armitage schläft
womöglich.«
    »Mrs.
Armitage schläft immer«, grollte der Pfarrer. »Sie ist letzte Woche nach
Hopeminster gefahren, und du weißt, was das bedeutet.«
    Der Squire
nickte. Mrs. Armitage kam immer mit einem großen Vorrat an Allheilmitteln aus
Hopeminster zurück, mit denen sie sich behandelte.
    Der Wind
heulte über dem Haus auf und fuhr über die kahlen Winterfelder.
    »Die
Banshee«, schauderte es den Squire. »Das ist die Banshee, würde man in Irland
sagen.«
    »Und was
ist eine Banshee in England?«
    Der Squire
nippte an seinem Branntwein. »Es ist nicht wichtig«, sagte er schließlich. »Die
Todesfee. Ein alter, primitiver Aberglaube.«
    »Meinst du,
daß dieser Emberton der richtige Mann für Diana ist?«
    »Ich weiß
es nicht«, antwortete der Squire vorsichtig. »Er macht keinen schlechten
Eindruck. Und doch muß ich gestehen, daß er irgend etwas Brutales an sich hat,
irgend etwas, was ihn nicht ganz als Gentleman ausweist.«
    »Wenn er
brutal ist, heißt das noch lange nicht, daß er kein Gentleman ist«, sagte der
Pfarrer. »London ist voller Grobiane, die in der Gesellschaft absolut anerkannt
sind. Wenn sie keine rauhen Burschen sind, dann tippeln sie auf hohen Absätzen
herum, das Gesicht voller Schminke und in der Hose nicht genug, um ...«
    »Charles!«
    »Nun gut,
wir werden sehen, als was sich dieser Emberton erweist. Es ist schade um
Dantrey. Emberton ist mehr nach meinem Geschmack, aber jedermann weiß, daß
Dantrey Tausende wert ist. Trotzdem will ich nicht, daß meine Diana einen
Tunichtgut heiratet. Sie ändern sich nie.«
    »Mein
lieber Charles, niemand kann behaupten, daß du ein enthaltsames Leben geführt
hast.«
    »Nein, das
kann niemand behaupten, nicht wahr? Ich bin seit vielen Jahren verheiratet.«
    »Das habe
ich nicht gemeint«, sagte der Squire steif. »Da war letztes Jahr Jessie, und
dann dieses Serviermädchen drüben in Hopeminster ...«
    »Aber,
aber!« sagte der Pfarrer. »Was wäre, wenn dich Mrs. Armitage hören würde! Pfui,
schäm dich.«
    »Mir ist
kalt«, seufzte der Squire. »Ich hatte nicht vor, dir eine Predigt zu halten. Wo
ist übrigens Mr. Pettifor?«
    »In der
Kirche, wo er immer ist«, antwortete Hochwürden. Mr. Pettifor war der
überarbeitete Kooperator des Pfarrers.
    »Du hast
sehr viel Glück, Charles«, sagte der Squire, »daß du so einen willigen und
fähigen jungen Mann wie Mr. Pettifor hast. Wenn man bedenkt, wie oft du nicht
da bist ...«
    »Jimmy!
Meiner Treu, was ist denn mit dir los? Erst greifst du mich wegen meiner
mangelhaften Moral an und dann wegen meiner mangelhaften Religion. Wo bleibt
bloß das Mädchen? Es kann doch nicht so lange dauern ...«
    Da öffnete
sich die Türe, und die sonst so vorwitzige Sarah kam ganz kleinlaut herein.
»Oh, Mr. Armitage«, sagte sie, »die Herrin ist nicht in ihrem Zimmer. Mrs.
Hammer sagt, sie ist vor ein paar Stunden ganz verwirrt aussehend
heruntergekommen, und das nächste, was sie gehört hat, war, daß die Tür ins
Schloß fiel. Mrs. Hammer hatte etwas auf dem Ofen kochen, deshalb konnte sie
nicht nachsehen. Mrs. Armitage scheint keinen Mantel oder Umhang mitgenommen
zu haben, und sie trug ein Musselinkleid.«
    Beide Männer
drehten sich um und starrten aus dem Fenster, wo wieder winzige Schneeflocken
zu fallen begannen.
    »Hol John
Summer«, befahl der Pfarrer. »Hol die Burschen aus dem Dorf. Ich muß hinaus,
Jimmy. Eins ihrer Mittelchen hat sie jetzt vollends um den Verstand gebracht.«
    »Ich gehe
mit dir«, sagte der Squire ruhig. »Wir müssen fragen, ob jemand sie gesehen
hat.«
    Der
Kooperator, Mr. Pettifor, kam herein. Seine lange Nase war ganz rot vor Kälte.
»Wo ist Mrs. Armitage?« fragte der Pfarrer. »Es sieht so aus, als würde sie
draußen herumlaufen.«
    »Ich habe
eine Dame in einem dünnen Kleid über die Felder in Richtung Saxon Mere gehen
sehen«, sagte Mr. Pettifor. »Sie schwankte beim Gehen, und deshalb wollte

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