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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ich
ihr nachlaufen, sobald meine Pflichten getan waren. «
    »Kommen Sie
jetzt mit uns«, sagte der Pfarrer. »Und bitten Sie Gott, daß sie keine Dummheit
gemacht hat.«
    Sie eilten
in die trostlose graue Kälte hinaus. Das Eis splitterte unter ihren Füßen, als
sie über den Friedhof und die Felder gingen. Mr. Pettifor zeigte ein Bedürfnis
nach Unterhaltung und sah sehr enttäuscht aus, als ihn der Pfarrer anfuhr, er
solle still sein. Armer Mr. Pettifor, dachte der Squire. Was für ein einsames
Leben er führen mußte! Keiner hatte je den Wunsch, viel Zeit in seiner Gesellschaft
zu verbringen.
    Erst als
der bleifarbene Wasserspiegel von Saxon Mere am Fuße einer hohen Böschung zu
sehen war, überfiel den Squire eine grauenhafte Angst. Bis jetzt hatte er fest
damit gerechnet, Mrs. Armitage unter dem Einfluß irgendeiner Medizin über die
Felder streifen zu sehen. Die Landschaft sah so erbarmungslos, so verlassen
aus. Es war tiefster Winter, eine Zeit, wo die Erinnerung an vergangene Sommer
nicht mehr wach und die Hoffnung auf kommende Sommer noch nicht geweckt war.
    Als der
Pfarrer mit seltsam monotoner Stimme sagte: »Da draußen treibt etwas. Pettifor,
das Boot!«, schien das Schiccsal unabwendbar zu sein.
    Der Squire
begann stumm zu beten, ein ums andere Mal.
    Mr.
Pettifor kam mit den Rudern nicht zurecht, worauf der Pfarrer einen Fluch
ausstieß und ihm befahl, sich ins Heck zu setzen. Er wollte selbst rudern. Das
Boot brach durch das dünne Eis am Rande des Sees. Die gefrorenen Riedgräser
standen Wache und versperrten vorübergehend die Sicht. Dann bewegte sich das
Boot in den See hinaus, wo ihnen ein plötzlicher Graupelschauer ins Gesicht
schlug und die Landschaft um sie herum auslöschte.
    Der Wind
erhob sich wieder, und kleine Sturmwellen klatschten gegen das Boot. Die
Ungewißheit quälte sie noch eine Weile, weil sich ihr Ziel jedesmal, wenn sie
ihm näher kamen,
wieder von ihnen entfernte.
    Plötzlich
legte sich der Wind ebenso schnell, wie er gekommen war. Der Pfarrer zog die
Ruder ein und lehnte sich aus dem Boot. Es war so still, als ob das Land den
Atem anhielt.
    Der Pfarrer
von St. Charles und St. Jude schaute auf das leblose Gesicht seiner Frau hinab.
Seegräser hatten ihren treibenden Körper an Ort und Stelle festgehalten. Über
ihr Gesicht ging ein schwaches Lächeln, und ihre blicklosen Augen waren nach
oben auf den leeren grauen Himmel gerichtet.
    »Holen Sie
sie ins Boot«, sagte der Pfarrer.
    Schluchzend
vor Erschütterung quälte sich der Kooperator ab, bis er den vor Nässe
triefenden Körper in das Boot gehievt hatte.
    Der Pfarrer
nahm die Ruder und ruderte so schnell er konnte zum Ufer.
    »Raus«,
schnauzte er. »Ich trage sie selbst.«
    Er nahm
seine Frau auf die Arme und ging ans Ufer. Dort schlug er seine Augen zum
Himmel auf und rief: »Ich habe sie nicht gemocht! Hörst du mich? Ich habe sie
kein bißchen gemocht!«
    Und während
er von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde, schwang er den Leichnam seiner
Frau über die Schulter und machte sich auf den Weg über die Felder. Der Squire
und der Kooperator hasteten hinter ihm her.
    Sie
waren alle an einem
bitterkalten Tag am Grab versammelt, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden
– all die schönen Armitage-Mädchen. Minerva, groß und ernst in ihrem Kummer;
Annabelle, goldhaarig und elegant; Carina, rothaarig, mit vor Trauer ganz
schmal gewordenem Gesicht; die stattliche Daphne, mit makelloser Frisur, aber
Spuren um die Augen, die von ihrem Verlust zeugten; Diana, die die kleine
Frederica um die Schultern faßte. Die Zwillinge, Peregrine und James, standen
bei den Ehemännern der Armitage-Mädchen.
    Auch der
Bruder des Pfarrers, Sir Edwin, war mit seiner Frau und den beiden Töchtern
gekommen.
    Der Pfarrer
selbst stand mit gesenktem Haupt neben dem fröstelnden Squire.
    Dr.
Philpotts, der Bischof von Berham, hielt die Grabrede. Seine Stimme hob und
senkte sich im eisigen Wind.
    »Ich weiß,
daß mein Erlöser lebt und daß er am letzten Tag wieder auf die Erde kommen
wird. Und obwohl mein Körper von Würmern zerfressen ist, wird dieses Fleisch
auferstehen und Gott sehen, und meine Augen werden nur noch Gott erblicken und
nichts anderes.«
    »Es gab
nichts, was ich hätte tun können, Herr«, murmelte Hochwürden Charles Armitage
unhörbar. »Man konnte sie nicht hindern, das Zeug zu nehmen, wenn man sie nicht
Tag und Nacht beobachtete. Alle Frauen bringen sich durch solche Tränklein um
den Verstand. Wie konnte ich es

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