Diana - sTdH 5
Tod anbeten. Ich
würde am Abend bei ihr sitzen –«
»Und mit
ihr handarbeiten«, unterbrach ihn Lord Saunders mit wieherndem Gelächter.
»Unsinn. Leute wie Sie beten ihre Frauen an, bis die ersten zwei Bälger da
sind, und dann wenden sie sich einer anderen Schönen zu und seufzen zu deren
Füßen.«
»Aber diese
Frauen, die sich freiwillig zum Militär meldeten, mußten doch kämpfen«,
erregte sich Mr. Fane. »Ich kann mir vorstellen, daß die Lieben ihr Gewehr
weggeworfen und wie am Spieß geschrien haben.«
»Es heißt,
daß viele tapferer als die Männer waren«, lachte Lord Saunders. »Warten Sie!
Ich erzähle Ihnen eine wahre Geschichte aus den Zeiten meines Urgroßvaters über
eine Frau, die Christian Cavenaugh genannt wurde. Ob sie Christina getauft
wurde, wird nie jemand erfahren. Auf jeden Fall lebte sie bei einer Tante, die
in Dublin ein Wirtshaus hatte. Beim Tod der Tante heiratete sie den Kellner und
hatte drei Kinder von ihm. Er wurde entführt, nach Holland gebracht und in die
Armee gezwungen. Als Christian erfuhr, was geschehen war, gab sie ihre Kinder
ihrem Bruder in Obhut, verkleidete sich als Mann, meldete sich als gemeiner
Soldat und ging auf die Suche nach ihrem Mann.
Sie kämpfte
in der Schlacht von Landen, wurde am Knöchel verletzt und von den Franzosen
gefangengenommen. Als es zwischen Engländern und Franzosen einen Gefangenenaustausch
gab, konnte sie nach Hause zurückkehren. Auf dem Rückmarsch geriet sie mit
einem Feldwebel in ihrem Regiment über ein Mädchen in Streit. Bei dem anschließenden
Duell verwundete sie ihren Gegner. Ihre Verwandten schafften es, daß sie
verabschiedet wurde und so einer disziplinarischen Strafe entging. Sie meldete
sich jedoch in ein anderes Regiment. Bei Donauwörth bekam sie eine Kugel in
die Hüfte, schaffte es aber dennoch, der Entdeckung zu entgehen.
Nach der
Schlacht von Höchstädt fand sie ihren Mann, der sie mit einer Holländerin
betrog. Christian gab sich ihm zu erkennen und beschimpfte ihn wegen seiner
Untreue. Trotzdem betonte sie, daß er sie erst nach Kriegsende wieder als seine
Frau betrachten dürfe.
In der
Schlacht von Ramillies erlitt sie einen Schädelbruch, und erst jetzt wurde ihr
Geschlecht entdeckt, als man die Bewußtlose auszog.
Man
erlaubte ihr dann, sich ihrem Mann anzuschließen. Zuerst kochte sie für das
Regiment und wurde später Marketenderin. Kurz danach fiel ihr Mann, und sie
tröstete sich ein paar Wochen später mit einem anderen Ehemann, Hugh Jones,
einem Grenadier. Sie war jetzt nicht nur Marketenderin, sondern auch
offizieller Marodeur, und ging nach jedem Treffen über das Schlachtfeld, um die
Toten zu durchsuchen und auszuziehen. Bei einem der zahlreichen Kämpfe verlor
sie auch ihren zweiten Mann.
Daraufhin
kehrte sie nach England zurück und überreichte Königin Anne eine Bittschrift,
in der sie darlegte, daß sie zwölf Jahre im Regiment des Earl of Orkney
gedient, mehrere Verletzungen erlitten und zwei Ehemänner im Krieg verloren
hatte. Die Königin gewährte ihr eine Prämie von fünfzig Pfund und eine Pension
von einem Shilling pro Tag. Sie ging nach Dublin, machte einen Pastetenladen
auf und heiratete zum drittenmal, wieder einen Soldaten. Noch einmal ging sie
als Marketenderin in die Kaserne und blieb dort, bis ihr Mann nach Chelsea ins
Lazarett kam. Dort lebte sie mit ihm bis zu seinem Tod 1793. Sie selbst wurde
später mit allen militärischen Ehren begraben.«
»Wir wollen
unsere Gläser füllen und einen Toast ausbringen, Genlemen! Auf Christian
Cavenaugh!«
Alle
tranken. Mr. Harvey-Maxwell sagte träumerisch, daß es die romantischste
Geschichte sei, die er je gehört habe. Mr. Fane erschauerte und sagte, Miß
Cavenaugh müsse zäh wie altes Stiefelleder gewesen sein und er könne sie sich
vorstellen, wie sie über die Schlachtfelder zog und die Toten plünderte. Lord
Dantrey schwieg. Er stellte zu seiner eigenen Überraschung fest, daß er Frauen
bisher immer nur als Geschöpfe betrachtet hatte, die zu seinem Vergnügen da
waren. Er wußte nicht recht, ob es ihm gefiel, sie sich mit Mut und Verstand
vorzustellen. Natürlich gab es auch Blaustrümpfe, aber man nahm an, daß sie
nur so taten, als seien sie gescheit. Doch es sah so aus, als wäre Diana
Armitage keine Ausnahme und als spiegelte ihr Verhalten nicht eine lockere
Moral, sondern nur den Wunsch nach Freiheit wider. Sonderbar! Er begann sich
seines eigenen Verhaltens zu schämen, und das irritierte ihn so sehr, daß er
noch eine
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