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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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kaum über Infrarot und Ultraviolett hinaus. Selbst die Satellitenbilder von planetaren Oberflächen wirkten im Vergleich dazu trist und gedämpft, denn die Planeten waren viel zu kalt, um in einem solchen Spektrum erstrahlen zu können. Es gab Andeutungen einer subtilen Ordnung innerhalb des Chaos aus Farben – Regelmäßigkeiten in den Emissions- und Absorptionslinien, ausgeprägte Konturen der Wärmestrahlung –, doch das Infotrop gab sich fasziniert der Datenüberfülle hin und ließ sich einfach davon berieseln. Für eine gründliche Analyse wären noch tausend weitere Hinweise nötig gewesen. Die Sterne hatten keine geometrischen Eigenschaften – sie waren punktförmig, weit entfernt und ihre Adressen in der Landschaft unmöglich zu berechnen –, doch das Waisenkind hatte den flüchtigen mentalen Eindruck, sich in ihre Richtung zu bewegen, und stellte sich für einen Augenblick die Möglichkeit vor, sie aus der Nähe zu betrachten.
    Das Waisenkind entdeckte eine Gruppe von Bürgern in der Nähe, und als es seine Aufmerksamkeit vom Hintergrund der Sterne abwandte, bemerkte es noch weitere Gruppen, die über die Landschaft verstreut waren. Einige ihrer Icons reflektierten die Umgebungsstrahlung, doch die meisten waren nur auf Abruf sichtbar und gaben nicht vor, auf irgendeine Weise mit dem Sternenlicht zu interagieren.
    Inoshiro sagte: »Mußtest du es unbedingt mitbringen?«
    Als sich das Waisenkind hie zuwandte, erblickte es einen Stern, der wesentlich heller als alle anderen war, viel kleiner als der vertraute Anblick am irdischen Himmel, aber ohne den gewöhnlich vorhandenen Filter aus Gas und Staub.
    »Die Sonne?«
    Gabriel sagte: »Ja, das ist die Sonne.« Der Bürger mit dem goldenen Fell schwebte neben Blancas Icon, das genauso klar wie sonst zu erkennen war, weil es noch dunkler als der kühle, dünne Strahlungshintergrund zwischen den Sternen war.
    »Warum hast du Yatima mitgebracht«, jammerte Inoshiro. »Hie ist noch zu jung! Hie wird überhaupt nichts verstehen!«
    »Beachte hie einfach nicht, Yatima«, sagte Blanca.
    Yatima! Yatima! Das Waisenkind wußte genau, wo Yatima war und wie hie aussah, ohne daß es die Navigatoren trennen und sich vergewissern mußte. Das Icon des vierten Bürgers hatte sich als der große Körperliche im roten Gewand stabilisiert, der in der Bibliothek das Löwenjunge adoptiert hatte.
    Inoshiro adressierte das Waisenkind. »Keine Sorge, Yatima, ich werde versuchen, es dir zu erklären. Wenn die Gleisner diesen Asteroiden nicht justieren, besteht die Möglichkeit, daß er in dreihunderttausend Jahren – in zehntausend Teratau – die Erde trifft. Und je früher sie ihn trimmen, desto weniger Energie ist nötig. Aber sie konnten es nicht früher tun, weil die Gleichungen zu chaotisch sind. Deshalb konnten sie erst jetzt ein Modell des Kurses erstellen.«
    Das Waisenkind verstand gar nichts. »Blanca wollte, daß ich mir den Asteroiden ansehe! Aber ich wollte ein neues Spiel spielen!«
    Inoshiro lachte. »Was hat hie gemacht? Dich entführt?«
    »Ich folgte hie, und hie sprang und sprang … dann folgte ich hie!« Das Waisenkind vollführte kurze Sprünge um die kleine Gruppe, um seine Worte zu veranschaulichen, obwohl es dabei nicht direkt darstellte, wie es von einer Landschaft in eine andere gesprungen war.
    »Psst!« sagte Inoshiro. »Es geht los.«
    Das Waisenkind nahm dieselbe Blickrichtung wie hie ein und sah dann in der Ferne einen unregelmäßigen Felsbrocken, der von der Sonne beschienen wurde, während die andere Hälfte im dunklen Schatten lag, und der sich schnell auf die Versammlung der Bürger zubewegte. Die Landschaftssoftware schmückte das Bild des Asteroiden mit Gestalt-Etiketten, die Informationen über seine chemische Zusammensetzung, seine Masse, seinen Drehimpuls oder seine Bahnwerte enthielten. Das Waisenkind kannte einige dieser Eigenschaften aus der Bibliothek, aber es hatte keine klare Vorstellung, was sie zu bedeuten hatten.
    »Eine winzige Abweichung des Lasers, und die Körperlichen werden schmerzvoll sterben!« Inoshiros Zinnaugen glühten.
    Blanca entgegnete trocken: »Und nur dreihundert Jahrtausende für einen erneuten Versuch.«
    Inoshiro wandte sich dem Waisenkind zu und fügte beruhigend hinzu: »Uns würde trotzdem nichts geschehen. Selbst wenn Konishi auf der Erde ausgelöscht würde, gäbe es noch genügend Backups im ganzen Sonnensystem.«
    Jetzt war der Asteroid dem Waisenkind nahe genug, daß es seine Landschaftsadresse und

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