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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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enthielt, die mit der öffentlichen Hälfte von Yatimas Signatur codiert war. Bevor Yatima sich auch nur Gedanken über die Bedeutung dieses Etiketts machen konnte, hatte hein Sekretär längst automatisch auf diese Herausforderung reagiert. Er decodierte Blancas Botschaft, um sie mit Blancas öffentlicher Signatur neu zu verschlüsseln und sie als dritte Etikettversion zurückzugeben. Behauptung der Identität. Herausforderung. Reaktion.
    »Willkommen in Konishi, Bürger Yatima«, sagte Blanca und wandte sich an Inoshiro. Hie wiederholte Blancas Herausforderung und murmelte mißmutig: »Willkommen, Yatima.«
    Gabriel sagte: »Und willkommen in der Polis-Koalition.«
    Yatima beobachtete die drei belustigt – ohne sich der zeremoniellen Worte bewußt zu sein, da hie noch zu verstehen versuchte, was sich in hie verändert hatte. Hie sah heine Freunde, die Sterne, die Menge und spürte hein eigenes Icon … doch während diese gewöhnlichen Gedanken und Wahrnehmungen ungehindert vorbeiströmten, schien eine neue Art von Frage durch den schwarzen Raum hinter allem zu rotieren. Wer denkt dies? Wer sieht diese Sterne und diese Bürger? Wer denkt über diese Gedanken und diese Wahrnehmungen nach?
    Und die Antwort kam unverzüglich, nicht nur in Worten, sondern im antwortenden Summen des einzigen Symbols unter den Tausenden, das alle anderen vereinnahmte. Nicht um jeden Gedanken zu spiegeln, sondern um alle zu verbinden. Um sie zusammenzuhalten wie eine Haut.
    Wer denkt dies?
    Ich.
     

2 Wissenssuche
     
    Konishi-Polis, Erde
    23 387 281 042 016 KSZ
    18. Mai 2975, 10:10:39.170 WZ
     
     
    Womit hast du Probleme?«
    Radiyas Icon war ein fleischloses Skelett, das aus Ästen und Zweigen bestand, während der Schädel aus einem knorrigen Wurzelstock geschnitzt schien. Heine Privatlandschaft war ein Eichenwald. Sie trafen sich immer auf derselben Lichtung. Yatima war sich nicht sicher, ob Radiya viel Zeit hier verbrachte oder ob hie völlig in abstrakte mathematische Räume abtauchte, wenn hie arbeitete, doch die komplexe, zufällige Unordnung des Waldes ergab einen erstaunlich harmonischen Hintergrund für die spartanischen Objekte, die sie beschworen hatten, um sie zu erkunden.
    »Die Raumkrümmung. Ich verstehe immer noch nicht, woher sie kommt.« Yatima erschuf eine durchscheinende Kugel, die in Brusthöhe zwischen hie und Radiya schwebte und deren Oberfläche von einem halben Dutzend schwarzer Dreiecke bedeckt war. »Wenn man mit einer Mannigfaltigkeit beginnt, müßte man dann nicht jede beliebige Geometrie darauf anwenden können?« Eine Mannigfaltigkeit war ein Raum, der nichts außer Dimension und Topologie besaß – keine Winkel, keine Entfernungen, keine parallelen Geraden. Während hie sprach, streckte und beugte sich die Kugel, wodurch die Seiten der Dreiecke verzerrt wurden. »Ich dachte, die Krümmung würde auf einem ganz neuen Niveau existieren, auf einer neuen Menge von Regeln basieren, die man nach Belieben formulieren kann. Also könnte man überall eine Krümmung von null wählen, wenn man wollte.« Hie glättete alle Dreiecke zu flachen, völlig ebenen Figuren. »Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Es gibt einfache zweidimensionale Mannigfaltigkeiten, zum Beispiel eine Kugeloberfläche, bei denen ich nicht erkenne, wie man die Geometrie abflachen könnte. Aber ich kann auch nicht beweisen, daß es unmöglich ist.«
    »Was ist mit einem Torus?« fragte Radiya. »Kannst du eine euklidische Geometrie über einen Torus legen?«
    »Zuerst konnte ich es nicht. Aber dann habe ich einen Weg gefunden.«
    »Zeig ihn mir.«
    Yatima ließ die Kugel verschwinden und schuf einen Torus von etwa einem Delta Durchmesser und einer Höhe von einem Viertel Delta. Die weiße Oberfläche war mit einem Muster aus roten Meridianen und blauen Längenkreisen bedeckt. Hie hatte in der Bibliothek ein Standardwerkzeug gefunden, mit dem sich die Oberfläche jedes Objekts als Landschaft behandeln ließ. Es paßte alles dem entsprechenden Maßstab an, zwang hypothetische Lichtstrahlen, der Geodäsie der Oberfläche zu folgen, und fügte eine leichte Dicke hinzu, damit es nicht notwendig war, daß der Beobachter ebenfalls zweidimensional wurde. Yatima gab Radiya höflicherweise die Adresse, damit hie hie folgen konnte, und sprang in die Landschaft des Torus.
    Sie standen nun am äußeren Rand – am ›Äquator‹ des Torus – und blickten nach ›Süden‹. Da die Lichtstrahlen an der Oberfläche klebten, schien die Landschaft

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