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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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angaben. »Kannst du etwas damit anfangen?«
    »Ja«, sagte der Wurm und fügte unumwunden hinzu: »Ich weiß, was ihr als nächstes fragen werdet. Was geschieht mit dem Zentrum?«
    Paolo war plötzlich dankbar, daß dieses Ding nicht-bewußt war. Der Wurm hatte ihrer aller Gedanken gelesen, er hatte sie alle entblößt, wie es sonst nur in einer intimen Beziehung geschah, doch sofern er nicht log, durchsuchte er diese Informationen leidenschaftslos, nur um zu bestimmen, welche Antworten sie benötigten, genauso ohne Bewußtheit wie die Polis-Bibliothek.
    »Hatten die Transformer recht? Stimmst du ihrer Vorhersage zu?«
    »Nicht ganz. Sie haben sehr weit in die Zukunft extrapoliert, und eine Galaxis ist ein sehr komplexes System. Sie konnten nicht damit rechnen, daß alle Parameter korrekt sind.«
    »Wie weit lagen sie daneben?« fragte Elena.
    Der Wurm sagte: »Wenn das Zentrum kollabiert, wird der größte Teil der Energie in extradimensionalen Spin umgewandelt. In dieser Form kann die Energie nicht mehr mit lokalen Gravitonen interagieren, also wird die Region nicht so schnell wie unter anderen Umständen hinter einem Ereignishorizont verschwinden. Und bevor es dazu kommt, wird die Energiedichte groß genug werden, um eine neue Raumzeit ausbilden zu können.«
    »Ein Mini-Urknall?« Karpal rückte unruhig ein Stück von der Strebe ab, als würde ihm dies einen kleinen Vorsprung verschaffen, wenn er losstürmte, um die Warnung zu verbreiten. »Ein Zentrum der Schöpfung, mitten in unserer Galaxis?«
    »Ja.«
    Elena sagte: »Aber wird sich diese neue Raumzeit nicht senkrecht zur alten ausbreiten? Eine Blase im rechten Winkel zum Hauptuniversum, ohne weitere Berührungspunkte?« Sie zeichnete ein grobes Diagramm, eine große Sphäre mit einer kleineren, die daraus hervorwuchs und nur durch einen schmalen Hals damit verbunden war.
    »Das ist richtig. Aber dieser kleine gemeinsame Bereich im galaktischen Zentrum würde trotzdem extrem hohe Temperaturen erreichen, bevor er sich zu einem Schwarzen Loch zusammenzieht.«
    »Wie extrem?«
    »Heiß genug, um innerhalb eines Radius' von fünfzigtausend Lichtjahren Atomkerne aufzubrechen. In der Galaxis wird nichts überleben.«
    Elena verstummte. Paolo dachte: Hier wird überhaupt nichts davon bemerkbar sein. Nicht ein Strahlungsquant, wie von einer fernen Supernova, würde auf die Vernichtung von hundert Milliarden Welten hinweisen. Die Apokalypse wäre völlig unsichtbar.
    Paolo wußte, daß der Eventualitätenverwalter kein Mitleid für ihre Lage empfinden konnte. Er konnte nur die Formalitäten von sich geben, die ihm vor langer Zeit einprogrammiert worden waren, um sie zu übersetzen und zu vermitteln, so gut es ging. Doch die Botschaft, die er überbrachte, überbrückte trotzdem die Zeiten, Dimensionen und Kulturen.
    Der Wurm sagte: »Bringt euer Volk hierher. Es ist hier willkommen. Hier ist Platz genug für alle.«

ACHTER TEIL  
     

Yatima gefiel es, wie die konzentrischen 3-Sphären der Farbe, die am Himmel durch Sterne mit gleicher Doppler-Verschiebung punktiert wurden, in ihrem Ziel konvergierten. Hie erschien es viel eindrucksvoller als ein gewöhnlicher Sternenregenbogen aus kreisrunden Bändern. Sie legten sich fest um das Bild von Weyl und schienen versprechen zu wollen, daß die Transformer diesmal nicht längst weitergezogen waren.
    Paolo sagte: »Das Ende der Geschichte ist erreicht, wie es scheint. Ab diesem Punkt dürften sie das Territorium viel besser als wir kennen.«
    »Vielleicht.« Yatima zögerte. »Aber eins könnte sie trotzdem noch interessieren.«
    »Was?«
    »Dich, Paolo. Du hattest alle Informationen, die du brauchtest. Du hattest das Ziel der Diaspora erreicht. Warum hast du dich also entschieden, trotzdem weiterzureisen?«
     

19 Verfolgung
     
    Carter-Zimmerman-Polis, U**
     
     
    Die Polis kehrte zur Singularität zurück, um die Zeitverzögerung der Kommunikation auf ein Minimum zu reduzieren. In C-Z Poincaré wurde darüber gesprochen, sich in Quarantäne zum ›infizierten‹ Klon der zweiten Makrosphäre zu begeben, obwohl dieses Vorhaben in Paolos Augen völlig unsinnig war. Der Eventualitätenverwalter hatte die Polis durch physikalische Manipulation der Hardware auf molekularem Niveau infiltriert, wozu keine reine Software imstande wäre, wenn sie durch die Singularität zurückgeschickt wurde. Doch Paolo hatte keine Schwierigkeiten damit, wenn diese Fraktion ihren paranoiden Neigungen nachgab. Er konnte genauso mühelos mit

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