Diaspora
entgegen.
18 Zentren der Schöpfung
Carter-Zimmerman-Polis, U**
Nach neunundsiebzig Tagen in der zweiten Makrosphäre wollte Paolo immer noch vor Freude jubeln. Wie sich herausgestellt hatte, lag die Singularität tief in einer elliptischen Galaxis, und der Himmel rund um den Pinatubo-Satelliten war wieder voller Sterne. Poincaré hatte eine eigene schreckliche Schönheit gehabt, aber als er die vertrauten Spektralklassen zu neuen Konstellationen verteilt sah, empfand er einen Schauder angenehmer Fremdheit, der sich von allem unterschied, was er in der Makrosphäre gefühlt hatte.
Elena, die neben ihm saß, schwang die Beine von der Strebe. »Wie ist das Volumenverhältnis zwischen dem galaktischen und intergalaktischen Raum?«
»Du meinst hier? Ich weiß es nicht genau.«
Karpal sagte: »Nach den ersten Schätzungen auf der Grundlage der Beobachtungsdaten liegt es bei etwa eins zu tausend, je nach dem, wie man die Halos definiert.«
»Also hatten wir großes Glück, daß wir nicht Millionen Lichtjahre vom nächsten Stern entfernt sind?«
»Ach so.« Paolo dachte darüber nach. »Du glaubst, die Transformer hatten Einfluß auf die Position der Singularität? Wie?«
»Vakuum ist Vakuum«, wagte Karpal eine Erklärung. »Bevor sie die Singularität schufen, wäre die Frage bedeutungslos gewesen, welcher Punkt der Raumzeit in diesem Universum die Makrosphäre darstellt. Bis zu diesem Augenblick gab es nur eine Menge ununterscheidbarer Quantengeschichten, die jede Möglichkeit einschlossen. Also waren sie keineswegs auf einen bestimmten und vorbestimmten Punkt angewiesen.«
»Nein«, sagte Elena, »aber wenn sie diese Menge wahllos zum Kollaps gebracht hätten, wäre das wahrscheinlichste Resultat eine Singularität im intergalaktischen Raum gewesen. Also hatten sie entweder großes Glück, oder sie waren in der Lage, den Kollaps zu steuern.«
»Ich würde sagen, sie haben den Kollaps gesteuert. Indem sie die Form des Wurmlochs benutzten und es veranlaßten, sich vorzugsweise an einen bestimmten Grad der Gravitationskrümmung zu koppeln.«
»Vielleicht.« Elena lachte frustriert. »Eine weitere Frage, die wir ihnen stellen können, wenn wir sie jemals finden.«
Paolo blickte auf ihr Ziel, Noether, einen heißen Stern mit starker Ultraviolett-Komponente und zwei wasserlosen terrestrischen Planeten. Die Transformer mochten sich durchaus entschieden haben, sich in diesem vierdimensionalen Universum als Alternative zur ersten Makrosphäre niederzulassen, aber Paolo machte sich keine großen Hoffnungen, daß sie sich das Noether-System zur neuen Heimat erwählt hatten, denn zum Zeitpunkt ihrer Ankunft war es möglicherweise unbewohnbar gewesen, und außerdem mußten sich damals ganz andere Sterne in der Nähe befunden haben. Wenn diese Planeten verlassen waren, wäre nur noch ein Aussetzer der Singularität nötig, um jede Möglichkeit zu eliminieren, die Transformer rechtzeitig zu finden. Er hatte Orlando zu bedenken gegeben, daß viele Bürger wahrscheinlich trotzdem bereit wären, in der Makrosphäre Zuflucht zu suchen. Wenn die Neutronendaten falsch interpretiert worden waren und es sich um einen falschen Alarm handelte, hinderte sie nichts an einer Rückkehr. Orlando hatte sich nicht beeindrucken lassen. »Eine Handvoll Leute ist nicht genug. Wir müssen alle überzeugen.«
Ein segmentierter Wurm mit sechs Menschenfüßen erschien in der Landschaft und schlang sich um eine Strebe. Paolo war verblüfft, denn das Icon war genau wie das von Hermann, aber Hermann war ihnen nicht einmal in die erste Makrosphäre gefolgt. Und der Wurm gab keinerlei Signatur von sich.
Paolo wandte sich an Elena. »Soll das irgendein Scherz sein?«
Sie blickte Karpal an, der den Kopf schüttelte. »Nur wenn sich jemand einen Scherz mit uns allen erlaubt.«
Der Wurm näherte sich mit zitternden Stielaugen. Elena rief: »Wer bist du?« Auf dem Pinatubo-Satelliten war jeder willkommen, doch es galt als unfeines Benehmen, ohne Signatur zu erscheinen.
Der Wurm antwortete mit Hermanns Stimme. »Ihr möchtet mich nicht Hermann nennen?«
»Bist du Hermann?« fragte Karpal streng zurück.
»Nein.«
»Dann würden wir es vorziehen, dich auch nicht Hermann zu nennen.«
Der Wurm neigte den Kopf von einer Seite zur anderen – wie es typisch für Hermann gewesen war. »Dann nennt mich den Eventualitätenverwalter.«
»Auch so würden wir dich lieber nicht nennen«, sagte Elena. »Wer bist du?«
Der Wurm wirkte
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