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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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keine Markierung und allem Anschein nach keine intelligente Spezies, die sie nach dem Weg hätten fragen können.
    Der zweitnächste war leblos oder zumindest zu heiß und zu turbulent, als daß sich auf den dünnen, nur vorübergehend festen Kontinenten Leben entwickelt haben konnte. Falls in den Magma-Ozeanen irgend etwas lebte, überstieg eine Identifikation ihre Möglichkeiten.
    Der dritte Stern war wesentlich älter und kühler und hatte eine vollständig verfestigte Kruste. Er war von einem System aus gigantischen Verkehrswegen umgürtet, die mühelos aus dem Orbit zu erkennen waren. Diese von kreuz und quer verlaufenden Straßen überzogene Hyper-Oberfläche, erschien ihnen wie ein auf engstem Raum zusammengeballtes galaktisches Römisches Imperium aus einer uralten Fiktion.
    »Wir sind da«, sagte Yatima. »Wir haben die Transformer gefunden.«
    Als sie sich näherten, empfingen sie kein Signal. Keine Nachbildungen verlorener Freunde erschienen in ihren Landschaften, um sie zu begrüßen, keine unsichtbaren, ins Vakuum gewobenen Verteidigungseinrichtungen schossen sie aus dem Himmel.
    Die zweite Sondenstaffel offenbarte, daß die Städte oder sonstigen Strukturen, die durch die Straßen verbunden gewesen waren, tief unter einer fast gleichförmigen, sterneumspannenden Trümmerschicht begraben waren. Es sah aus, als hätte sich die Kruste irgendwann kontrahiert, nachdem eine nukleare/ chemische Reaktion tief im Innern des Sterns eingesetzt hatte. Daß die Straßen überhaupt noch sichtbar waren, war erstaunlich. Sonst hatte nichts überdauert.
    Der vierte Stern wies Spuren primitiven Lebens auf, doch sie hielten sich nicht damit auf, es genauer zu untersuchen. Denn hier stießen sie auf ein Zeichen, einen Block aus reinen Mineralien, ähnlich wie auf Poincaré, und diesmal befand er sich viel näher an der polaren Sphäre.
    Sie nannten den vierten Stern Yang-Mills. In der Vergangenheit hatte man sich in der Diaspora an die Regel gehalten, nur eine Person für ein astronomisches Objekt zu verwenden, doch es erschien ihnen ungerecht, das berühmte Paar auf zwei verschiedene Universen zu verteilen oder den einen für den Brückenstern und den anderen für einen weniger bedeutsamen Himmelskörper zu vergeben.
    Während sie darauf warteten, daß die langen Nukleonen einsatzbereit waren, betrachtete Yatima die Bilder, die durch zwei Singularitäten übertragen wurden und zeigten, wie die erste Flüchtlingswelle aus der Milchstraße in C-Z U-Stern eintraf. Blanca war dabei und Gabriel zweimal; einige seiner Versionen mußten sich der Fusion verweigert haben. Yatima suchte nach Inoshiro, doch die Flüchtlinge kamen ausnahmslos aus der Diaspora. Von der Erde war bislang noch niemand eingetroffen.
     
    In der vierten Makrosphäre untersuchten sie die hundert nächsten Sternensysteme per Telespektroskopie. In 270 Lichtjahren Entfernung befand sich ein Planet, der schwere Isotopen aufwies. Sie nannten ihn Blanca. Als sie ihn erreichten, mußte der Zentrumsausbruch Swift ausgelöscht haben, und die Migration aus ihrem Heimatuniversum war nur noch alte Geschichte.
    Yatima ließ sich von heinem Exo-Ich für die Reise einfrieren. Als hie erwachte und aus heiner Landschaft zum Pinatubo-Satelliten sprang, sagte Paolo matt: »Wir haben den Kontakt verloren.«
    »Wie? Wo?«
    »Die Polis im Orbit um Yang-Mills kann nicht mehr mit der Station an der Singularität kommunizieren. Der Leitstrahl scheint vom Himmel verschwunden zu sein.«
    Yatimas erste Reaktion war Erleichterung. Eine Fehlfunktion in der Kommunikationshardware der Station war nicht so schlimm wie die Verschiebung oder das Aussetzen einer Singularität. Sie würden keine Nachrichten von den unteren Niveaus mehr empfangen, aber nichts hinderte sie daran, physisch zurückzukehren und unterwegs die fehlerhafte Hardware zu reparieren.
    Wenn die Station nicht nur den Kontakt mit der fernen Polis verloren hatte, war es wahrscheinlich, daß sie auch die Spur der planckgroßen Singularität direkt daneben verloren hatte. Die gesamte zweite Makrosphäre konnte wie ein Strohhalm im Heuhaufen verlorengehen.
    Yatima versuchte, von Paolos Gestalt auf seine Gedanken zu schließen. Er hatte genügend Zeit gehabt, sich dasselbe Szenario auszumalen. »Wie fühlst du dich?«
    Paolo zuckte die Achseln. »Die Risiken waren mir bekannt.«
    »Wir können jederzeit zurückkehren, wenn du möchtest.«
    »Wenn die Station ernsthaft beschädigt ist, ist es bereits zu spät. Inzwischen ist die

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