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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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irritiert. »Ich weiß nicht, was für eine Antwort ihr von mir erwartet.«
    Paolo studierte das Icon sorgfältig, doch es enthielt keine Hinweise auf sein wahres Wesen. In manchen Winkeln der Polis liefen einige sehr merkwürdige Programme, die angeblich allesamt gut bekannt und Einschränkungen unterworfen waren, aber im Laufe der Jahrtausende waren immer wieder welche an unerwarteten Stellen aufgetaucht. »Was für eine Art von Software bist du? Vielleicht kannst du uns wenigstens das verraten.« Wenn es kein Bürger war, konnten sie Hilfsprogramme des Betriebssystems einsetzen, um es gründlich zu untersuchen, aber die Höflichkeit gebot, es zuerst direkt zu fragen.
    »Ich bin ein Eventualitätenverwalter.«
    Paolo hatte noch nie davon gehört. »Du bist nicht bewußt?«
    »Nein.«
    »Warum benutzt du das Icon unseres Freundes?«
    »Weil ihr wißt, daß ich nicht er sein kann, so daß auf diese Weise am wenigsten Verwirrung gestiftet wird.« Dem Wurm gelang es beinahe, diese Erklärung vernünftig klingen zu lassen.
    »Warum sprichst du überhaupt mit uns?« wollte Karpal wissen.
    »Eine meiner Funktionen besteht darin, Neuankömmlinge zu begrüßen.«
    Paolo lachte. »Elena und ich sind hier geboren, und wenn du Karpals automatisches Begrüßungskomitee bist, kommst du fünfzehnhundert Jahre zu spät.«
    Elena nahm Paolos Hand und kommunizierte privat mit ihm. »Ich glaube nicht, daß er Neuankömmlinge in C-Z meint.«
    Paolo starrte den Wurm an. Er wedelte freundlich mit den Augenstielen. »Woher stammst du? Aus welchem Teil der Polis?«
    Er schien Schwierigkeiten zu haben, diese Frage zu analysieren. Schließlich antwortete er zögernd: »Aus dem äußeren Teil?«
    »Ich glaube dir nicht.« Er wandte sich an Elena. »Komm schon! Das kann doch nur ein Scherz sein! Wie sollte jemand im interstellaren Raum in die Hardware eindringen können, um dann eine Landschaft zu betreten und Hermann zu imitieren?«
    Der Wurm sagte: »Eure Datenprotokolle waren leicht zu inspizieren. Hermanns Erscheinungsbild war in euren Geistern codiert.«
    Paolo war sich plötzlich nicht mehr sicher. Die Transformer wären vielleicht dazu in der Lage, die gesamte Polis im Flug zu decodieren und zu analysieren, alles über ihre Natur, ihre Sprache, ihre Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Auf Orpheus war ihren Ich-Versionen dasselbe mit den Teppichen gelungen, auch wenn sie nicht aktiv in die Welt der Kalmare eingetreten waren und Kontakt mit ihnen aufgenommen hatten.
    Elena fragte den Wurm: »Wer hat dich geschaffen?«
    »Ein anderer Eventualitätenverwalter.«
    »Und wer hat den erschaffen?«
    »Ein anderer Eventualitätenverwalter.«
    »Aus wie vielen Eventualitätenverwaltern besteht diese Kette?«
    »Neuntausendsiebzehn.«
    »Und was dann?«
    Der Wurm dachte über die Frage nach. »Ihr seid gar nicht an der Hierarchie nicht-bewußter Software interessiert, nicht wahr?«
    Elena antwortete geduldig: »Wir sind an allem interessiert, aber zuerst möchten wir etwas über die bewußten Wesen erfahren, die das System erschufen, dem du entstammst.«
    Der Wurm reckte einen Fuß zum Himmel. »Sie entwickelten sich auf einem Planeten, doch jetzt haben sie sich viel weiter zerstreut. Jedes Individuum hat sich über den Raum zwischen Millionen von Sternen verteilt. Deshalb sind ihre Handlungen wesentlich langsamer als eure, was auch der Grund ist, weshalb sie euch nicht persönlich begrüßen können.«
    Karpal fragte: »Ein Planet in diesem Universum?«
    »Nein. Sie sind auf dieselbe Weise wie ihr hier eingetroffen, aber nicht auf dem gleichen Weg.« Er erzeugte ein Diagramm aus einer Gruppe von Sphären, die neben der Strebe in der Leere schwebten und einen Weg durch eine Abfolge von nicht weniger als sieben Universen zeigte. Eine zweite Kette, die lediglich drei Universen verband, schnitt sich am Endpunkt mit dem ersten Weg – womit höchstwahrscheinlich die Route von C-Z gemeint war. Die Schöpfer des Wurms waren nicht durch dieselbe Makrosphäre wie sie gekommen; sie waren niemals in der Nähe von Poincaré gewesen, ganz zu schweigen von Swift. Es waren nicht die Transformer.
    Paolo wurde wieder skeptisch. Vielleicht war es doch Hermann, der sich mit seinem eigenen Icon maskierte, ein unangekündigter Migrant, der ihnen über die Singularitätsverbindungen gefolgt war, oder ein blinder Passagier, der soeben aus seinem Versteck gekrochen war. Eigentlich war es jedoch undenkbar, daß sich jemand einen so verwickelten Streich

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