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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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bekommen?
    Natürlich, welche suchen Sie denn? Natasha Hoffmann oder Natasha Schäfer? Oh, ich sehe gerade, seit neuestem führen wir auch eine Natasha Schmitz-Böhm.
    Ist das krass?
    Victoria scheint meine Frage weder witzig zu finden, noch nimmt sie sie ernst. Mit gequälter Miene steht sie auf. «Ich hoffe, du konntest dir auf die Schnelle ein paar Namen einprägen.» Sie klingt ehrlich besorgt. «Du bist schließlich gleich vorn allein.»
    «Keine Sorge», erkläre ich und folge ihr ins Foyer. «Die Mädels sind bei mir in guten Händen!»
    * * *
    Zehn Minuten später bereue ich es bereits, ihr nicht besser zugehört zu haben. Ich stehe hinter dem Verkaufstresen und fühle mich in meinem signalgelben Anzug wie auf dem Präsentierteller. Wenn jetzt eine Kundin käme und nach der Biggy fragen würde – ich hätte keinen Schimmer. Aber zum Glück ist der Schwule ja noch da, auch wenn ich es unter allen Umständen vermeiden möchte, ihn um Hilfe zu bitten.
    Ohnehin beobachtet er mich die ganze Zeit schon mit Argusaugen. Glaubt der etwa, ich stehle eine Handtasche? Oder ärgert er sich jetzt vielleicht doch, sich nicht für diesen zitronengelben Anzug entschieden zu haben?
    Er bedient mir gegenüber eine Kundin, und auch Victoria wird sofort in Beschlag genommen. Zu mir traut sich zunächst niemand. Kein Wunder, die haben vermutlich alle Angst vor meinem atomaren Outfit.
    «Ich bringe dir gleich noch einen eigenen Schlüsselbund», zischt Victoria mir zu, während sie für eine Kundin unterm Tresen eine Halstuchkollektion hervorholt. «Morgen früh müsstest du bitte den Laden öffnen, ich bin dann noch bei einem Ordertermin, und Kai kommt später, weil er für mich etwas von der Post abholen muss.»
    Ich höre nur am Rande zu, weil ich krampfhaft versuche, weniger gelb auszusehen. Außerdem fürchte ich, dass man mich durch die Fensterscheibe erkennen könnte.
    «Du solltest gegen acht Uhr hier sein», erklärt Victoria weiter, «dann wird manchmal schon die neue Ware geliefert. Du packst einfach aus, was du in der kurzen Zeit schaffst, machst einen Kontrollgang, ob alles ordentlich aussieht, und öffnest um Punkt zehn die Türen für die Kunden. Denk daran, den Türalarm einzuschalten. Falls du dann das Foyer verlässt, kannst du überall hören, wenn jemand den Laden betritt. Dein Outfit für morgen habe ich dir bereits zurechtgelegt, es hängt im Keller, und es wäre toll, wenn du …» Sie macht eine Pause und sieht mir fast flehentlich in die Augen. «… wenn du morgen ohne Alkoholfahne hier auftauchen könntest.»
    Mit diesen Worten galoppiert sie mit den Tüchern zu ihrer Kundin in den hinteren Teil des Ladens.
    Ich atme auf und will mich gerade irgendwo hinsetzen, als die Tür geöffnet wird und eine in die Breite gegangene Joan Collins den Laden betritt.
    «Guten Tag.» Angelockt von meinem Paradiesvogeloutfit, steuert sie zielstrebig auf mich zu. Leider fehlt ein Mann an ihrer Seite, mit dem ich das Verkaufsgespräch mal eben schnell abwickeln könnte. Sie ist allein, und sie sieht anstrengend aus.
    «Führen Sie auch Mulberry?», will sie als Erstes von mir wissen.
    Ich sag ja: Ihr fehlt der Mann. Sie will ein BlackBerry und hat sich im Laden geirrt. Kann ja mal passieren.
    «Da sind sie hier komplett falsch», erkläre ich freundlich. «Soweit ich weiß, bekommen Sie das bei Saturn. Ist nur leider ein Stück zu laufen.» Mitleidig begutachte ich ihre Leibesfülle und die schwindelerregende Höhe ihrer Absätze.
    «Bei Saturn?» Die Kundin reißt überrascht ihre Augen auf. «Seit wann führen die denn so was?»
    Herrje. Manche Frauen sind aber auch wirklich extrem verpeilt. Wollen ein technisches Gerät kaufen und haben keine Ahnung, wo. «Ganz genau, bei Saturn.» Ich spreche bewusst langsam und deutlich. «Das ist der Elektronikfachmarkt am Hauptbahnhof.» Als sie nicht reagiert, versuche ich, ihr mit dem Werbespot auf die Sprünge zu helfen. «Ich bin doch nicht blöd!», sage ich mit einer geballten Ladung Euphorie in der Stimme. Fernsehen schaut doch nun wirklich jeder.
    Jetzt geschehen zwei Dinge gleichzeitig. Kai am Tresen gegenüber lässt vor Schreck eine Handtasche fallen, und die pummelige Joan Collins vor mir stemmt energisch ihre Arme in die Hüften.
    «Das wage ich zu bezweifeln, junger Mann. Denn dieser Werbespruch gehört zu Media Markt. Außerdem suche ich keinen BlackBerry. Sondern eine Tasche von Mul berry.»
    Oh. «Also, äh … Mulberry …» Auch wenn ich mir gerade noch

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