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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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geschworen hatte, es ohne ihn zu schaffen, starre ich nun hilfesuchend zu Kai hinüber. Ihm ist sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, sodass er seinem vulkanischen Vorbild Mr. Spock zum Verwechseln ähnlich sieht. Mit aufeinandergepressten Lippen nickt er mir zu.
    «Mulberry … haben wir! An was dachten Sie denn da so?», frage ich und mache eine diffuse Geste in Richtung Regal. Im Stillen hege ich die Hoffnung, sie würde selbst mit dem Finger auf ein Modell in dem Monster-Sortiment deuten.
    «Sagen Sie es mir!», entgegnet Joan Collins spitz. «Vielleicht nehme ich auch etwas anderes. Was haben Sie denn in der letzten Zeit an neuen Modellen hereinbekommen?»
    «Tja … äh … alles Mögliche.»
    So wird das hier nichts. Ich meine, kann sie nicht einfach gucken, was ihr gefällt, es kaufen und dann wieder abzwitschern? Wenn sie keine konkrete Vorstellung hat, kann dieses Gespräch gut und gerne eine halbe Stunde dauern – was für eine Zeitverschwendung! Typisch Frau. Anstatt sich vorher im Internet zu informieren und den Anbieter mit dem besten Preis rauszusuchen, stapfen sie einfach in den erstbesten Laden und lassen sich alles vortanzen. Und am Ende geben sie vielleicht hundert Euro mehr aus als notwendig. Kein Wunder, dass Europa in Schulden versinkt.
    Wie es aussieht, hat Joan Collins weder ihren Kaufwunsch vorher gegoogelt, noch beabsichtigt sie, sich selbst auf die Suche zu machen. Geschweige denn hat sie vor, diesen Laden auf absehbare Zeit wieder zu verlassen. Im Gegenteil. Gerade beginnt sie in Seelenruhe, Hut und Schal abzulegen.
    «Sie sind neu hier, nicht wahr?»
    Na, wer sagt es denn? Wenn sie mich als neu enttarnen kann, wird sie wohl auch ein neues Taschenmodell ohne fremde Hilfe ausmachen können. «Nicht neu», sage ich und versuche, meinem Tonfall etwas Herablassendes zu geben, «sondern von Prada.»
    Bloß nicht zu nett sein, denke ich. Sonst zieht die Trulla auch noch ihren Mantel aus.
    «Ach, wirklich?», quietscht sie angetan und beginnt, ihren Mantel auszuziehen.
    Mist! Langsam sollte ich wirklich mal nachforschen, was genau es mit dieser Wunderwaffe Prada eigentlich auf sich hat. Bislang steht lediglich eines fest: Frauen und Schwule sind davon zutiefst beeindruckt.
    Joan Collins zupft sich nun auch noch seelenruhig ihre Handschuhe von den wurstigen Fingern.
    Du liebe Güte, will die hier übernachten? Ein Glück, dass wir keine Kantine haben, sonst wäre sie vermutlich schon zum Frühstück angereist.
    «Junger Mann, seien Sie bitte so gut und präsentieren Sie mir die neusten Modelle. Und zwar der Reihe nach.» Sie lässt sich in den Besuchersessel neben der Glasvitrine plumpsen. «Ich bin eine vielbeschäftigte Frau. Einkaufen ist für mich Luxus. Ich habe nicht vor, mir dabei den Hals zu verrenken. Außerdem möchte ich das Leder befühlen und sehen, wie die Taschen auf andere wirken.»
    Eine vielbeschäftigte Frau, schon klar. Alles, was ich der Tante an Beschäftigung zutraue ist, Sahnebaisers zu essen. Und jetzt will sie faul hier rumsitzen, während ich ihr alle Taschen einzeln vom Regal hole? Und was bitte schön meint sie mit präsentieren ? Das soll wohl ein Witz sein.
    Ein weiterer Blick zu Kai, und die Sache ist klar: Es ist kein Witz.
    «Wünschen Sie ein Gläschen Sekt, Frau Grünewald?», flötet er durchs Foyer. «Sie wissen ja, das Bizzelwasser hilft ungemein, sich zwischen den vielen schönen Dingen zu entscheiden.»
    Das Bizzelwasser hilft vermutlich auch ungemein dabei, seinem Kollegen den Hals umzudrehen.
    «Gern!» Joan Collins freut sich.
    «Wird sofort erledigt!» Kai schleift mich am Ärmel hinter sich her in die kleine Küche. «Carmen Grünewald ist eine Stammkundin. Und zwar eine unserer besten!», zischt er. «Sie reist viel und möchte auf eine subtile Art immer topaktuell gekleidet sein. In der Regel läuft es so, dass sie hier anruft, sich von Victoria telefonisch beraten lässt und wir ihr dann eine Auswahl Kleider und Accessoires nach Hause schicken. Eine sehr große Auswahl, die sie meist komplett ersteht. Und das …» Er reißt mahnend die Brauen in die Höhe. «… einmal im Quartal! Vic weiß zum Glück sehr genau, was Frau Grünewald steht.»
    Was könnte das sein? Ein Gartenzelt? Also, mich beeindruckt er mit dem Gesülze nicht die Bohne. «Und was will sie dann heute hier, wenn sie so gern telefoniert?»
    Kai rollt mit den Augen. «Immer wenn es ihre Zeit zulässt, kommt sie persönlich im Laden vorbei. Vermutlich will sie sehen, wo

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