Dicke Hose (German Edition)
schweigend an, dann schüttelt er den Kopf. «Was willst du wirklich, Alex? Spuck’s aus oder vergiss es.»
Im Geiste verdrehe ich jetzt die Augen. Warum muss der Kerl nur immer so misstrauisch sein? Dies soll doch nur ein Gefallen unter Freunden werden.
«Du willst doch nicht etwa die Braut mit Flos Loft beeindrucken, oder?» Er deutet mit dem Kopf in Richtung Tanja.
«Na ja …» Ein Barmann lässt sich einfach nichts vormachen. «Weißt du, sie hat ’ne coole Wohnung, ein fettes Auto … Da brauche ich irgendwie auch ein bisschen was zum Vorzeigen. Und jetzt, da Flo nicht zu Hause ist, dachte ich …»
«Du willst dort übernachten? Mit ihr?» Mein Kumpel reißt die Augen auf. «Weiß Florian davon?»
Jetzt verdrehe ich die Augen. «Mann, Ben, natürlich nicht. Woher denn? Wegen einer solchen Lappalie will ich ihn nun wirklich nicht in der Klinik stören. Außerdem weißt du, dass er nichts dagegen hätte. Im Übrigen …» Ich mache eine Pause und warte, bis Ben einen Gast abkassiert hat. «Im Übrigen schuldet Flo mir ja wohl einen Gefallen für diese Woche in seinem Laden.»
Das scheint Ben einzusehen. Mit Schulden kennt er sich aus. «Na gut», sagt er und ist wahrscheinlich sogar froh, die lästige Aufgabe an mich loszuwerden, «warte kurz, ich habe den Schlüssel hinten in meinem Schrank. Flo hat ihn mir gestern Abend noch vorbeigebracht. Gar nicht so verkehrt, wenn du dort heute nach dem Rechten siehst, ich habe echt genug um die Ohren. Aber du übernimmst auch den Rest der Woche, verstanden?»
Ich nicke ergeben.
Kurz darauf kommt Ben zurück und überreicht mir ein Schlüsselbund. «Hier», sagt er und wirft mir einen warnenden Blick zu, «vergiss aber nicht, dich um Rüdiger zu kümmern. Alle zwei Tage braucht der frisches Wasser und etwas zu fressen.»
«Rüdiger? Äh … Jaja, alles roger – ich schaff das schon!»
Ich bin so aufgeregt, dass ich gar nicht genau zuhöre. Am liebsten würde ich die Cocktails abbestellen und mich gleich mit Tanja auf den Weg machen. Wie geil, ich bin frischgebackener Loftbesitzer! Jetzt wird alles gut.
Berauscht von dem Gedanken an die bevorstehende Nacht kehre ich zurück zu Tanja an den Tisch, auf dem Bens Kollegin bereits unsere Drinks drapiert hat.
«Cin cin!», proste ich ihr zu. «Trink schnell aus, wir sollten jetzt wirklich dringend zu mir fahren.»
* * *
Eine halbe Stunde später bremst das Taxi vor dem Haus, in dem ich seit nunmehr dreißig Minuten wohne. Ich drücke dem Fahrer meine letzten zehn Euro in die Hand, zücke den Schlüsselbund und öffne die untere Haustür. Zum Glück ist Florian nicht nebenbei Platzwart in irgendeinem Sportclub, sodass die Schlüsselanzahl am Bund überschaubar ist. Schon beim ersten Versuch erwische ich den Richtigen.
Im Eingangsbereich blickt Tanja sich bewundernd um, und als ich dann weltmännisch den Code für den Fahrstuhl eingebe, um uns direkt ins Loft zu befördern, kann sie kaum mehr an sich halten.
«Ist das toll, Alex! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so wohnst!»
Die Fahrstuhltür öffnet sich, und sofort hüpft Tanja voran in die Wohnung. Sie bemerkt nicht, dass ich einen Moment in Schockstarre verharre. Was, wenn Flo eine Alarmanlage installiert hat? Doch zum Glück war Umsicht noch nie sein Steckenpferd, und wir können uns unbehelligt durch die Räume bewegen. So unbehelligt es einem möglich ist, wenn überall Klamotten herumliegen. Auf dem Boden, den Möbeln und dem Tisch – einfach in der ganzen Wohnung verteilt.
Also, dafür, dass ich am Sonntagnachmittag noch Gast in einer aufgeräumten Yuppie-Bude war, sieht es hier nun aus, als habe Florian beim Kofferpacken einen hysterischen Anfall erlitten. Kreuz und quer findet sich sein Krempel, darunter sogar ein paar Frauenklamotten. Tanja scheint das nicht zu stören. Unbeirrt setzt sie ihre Besichtigung fort. Und während sie aufgeregt von Zimmer zu Zimmer springt und dabei verzückt vor sich hin quietscht, inspiziere ich den riesigen Kühlschrank. Sekt besitzt mein Kumpel nicht, dafür aber Champagner. Nicht mein Problem. Nach all dem, was ich für Flo bereits heute getan habe, ist eine anständige Flasche Schampus ja wohl das Mindeste, was er mir schuldet. Selbst wenn sie ein Geschenk von Monsieur Rothschild höchstpersönlich war.
Von irgendwoher ertönt plötzlich ein spitzer Schrei.
Tanja!
Panisch nehme ich den Champagner, schnappe mir noch zwei Gläser und laufe in die Richtung, aus der jetzt lautes Füßetrampeln kommt. Dann
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