Dicke Hose (German Edition)
neu?»
Verlegen stochert sie mit der Gabel im Essen herum. «Ja, na ja. Ist sie ja auch. Ich lasse aber noch Dielen verlegen und dunkel versiegeln.» Ihr Blick flattert etwas, als sie mich ansieht. «Ein irrer Dreck ist das. Und dann erst der Gestank!»
«Verstehe», sage ich und fühle, wie der Abend den Bach runtergeht. «Tja, das ist ja blöd. Ich wollte nämlich eigentlich vorschlagen, dass wir –»
«… dass wir noch einen Absacker trinken?» Tanjas Augen leuchten. «Das wäre schön! Ich würde sogar eine Ausnahme machen und mit zu dir gehen. Auch wenn eine anständige Frau so etwas normalerweise natürlich nicht tut. Und schon gar keine berufstätige Frau an einem Montagabend!»
Ihr laszives Augenzwinkern lässt mich an ihrem tiefverwurzelten Anstand zweifeln. Herrje, wo soll ich denn nun hin mit ihr? Habe ich vielleicht gerade so etwas wie eine Pechsträhne?
«Äh, das hört sich wirklich … vielversprechend an», gebe ich zurück und versuche mich in einem ähnlich zweideutigen Zwinkern. «Allerdings schlage ich vor, dass wir vorher noch einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Sozusagen der Absacker vor dem Absacker.» Und ich weiß auch schon, wo.
Fragend sieht Tanja mich an. «Ach ja?»
Es war hoch gepokert, aber meine Rechnung geht auf. Tanja steht offenbar auf Männer, die einen Plan haben. Dass das bei mir nur bedingt der Fall ist, kann sie natürlich nicht wissen. Aber es gibt immerhin eine klitzekleine Möglichkeit, den Abend zu retten: Alkohol. Nicht besonders originell, ich weiß, aber momentan der einzige greifbare Ausweg aus meinem Dilemma. Denn noch bin ich nicht bereit, dieses Date als gescheitert zu verbuchen. Der vage Hoffnungsschimmer, Tanja würde in betrunkenem Zustand Pöseldorf nicht vom Univiertel und 60 nicht von loftmäßigen 120 Quadratmetern unterscheiden können, lässt mich am Ball bleiben
Während ich noch überlege, wie lange es wohl dauert, bis bei ihr die Zahlen verwischen, kommt mir plötzlich eine andere Idee. Eine, die so genial ist, dass ich kaum glauben kann, sie nach diversen Gläsern Wein noch gehabt zu haben.
In Windeseile begleiche ich die Rechnung, lasse uns ein Taxi rufen, und keine Viertelstunde später erreichen wir die Goldquelle .
Obwohl die Woche gerade erst begonnen hat, ist der Laden gut gefüllt. Vermutlich liegt es daran, dass montags den ganzen Abend Happy Hour ist und alle Cocktails nur 5 Euro kosten. Ein Umstand, der mir heute auch nicht weiterhilft, denn nach Essen und Taxifahrt bin ich so gut wie pleite. Und da Ben sicher nicht wild darauf ist, meinen Zettel um weitere fünfzig Euro aufzustocken, empfehle ich Tanja einen Cocktail mit möglichst vielen Umdrehungen.
Um zu vermeiden, dass Ben mich vor meiner Begleiterin nach Miucci fragt, wähle ich einen Tisch, der weit weg von der Bar ist. Dann steuere ich zum Bestellen allein den Tresen an.
«Na, Alter, alles klar?», fragt Ben und schlägt mir kumpelhaft auf die Schulter. «Wie ich sehe, bist du gerade mal einen Tag in der Boutique zugange und hast schon ’ne Frau am Start. Gratuliere!»
«Witzbold. Das ist Tanja, du weißt schon, von dem Date hatte ich neulich erzählt.»
Ben hebt fragend die Augenbrauen. «Und? Läuft es gut?» Er gibt meine Cocktailwünsche an eine Kollegin weiter. «Oder kommst du zufällig, um deinen Zettel zu begleichen?»
«Na ja …», weiche ich aus. «Du kriegst deine Kohle schon noch, das weißt du doch. Aber ich hab mal wieder kein Bargeld dabei. Reicht gerade noch fürs Taxi zurück.» Ich halte ihm mein geöffnetes Portemonnaie unter die Nase.
Ben verdreht genervt die Augen.
«Heute müsste ich also noch mal anschreiben, aber dafür …» Ich senke verschwörerisch die Stimme. «… werde ich dir auch einen Gefallen tun.»
«Ach ja?», fragt Ben, und die Skepsis in seiner Stimme ist nicht zu überhören. «Und welcher sollte das sein?»
«Also …» Einen Moment muss ich überlegen, wie ich Ben meine Idee am besten verkaufe, dann beschließe ich, mit der Tür ins Haus zu fallen: «Ich übernehme ab sofort das lästige Blumengießen in Florians Loft. Du musst mir nur den Schlüssel geben, dann kümmere ich mich um alles.» Ich strahle meinen Kumpel enthusiastisch an.
Doch Ben ist skeptisch. «Du willst aber hoffentlich nicht, dass ich dir dafür einen Teil deiner Schulden erlasse, oder?»
Energisch schüttele ich den Kopf. «Keineswegs. Geschieht einfach so. Aus freiem Willen. Zinsen abarbeiten, sozusagen.»
Ben sieht mich eine Weile
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