Dicke Hose (German Edition)
vertraue dir natürlich, mein Schatz. Ein Mann wie du würde eine Beziehung niemals auf einer Lüge aufbauen, nicht wahr?»
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9. Kapitel
Um elf Uhr werde ich vom Klingeln meines Handys wach. Tanja liegt friedlich schlummernd neben mir und gibt ein wohliges Grunzen von sich, als ich mich über sie beuge, um an mein Telefon zu gelangen.
«Alexander, wo zum Teufel steckst du?», schnaubt Victoria mir grußlos entgegen. «Der Fahrer von UPS hat mich freundlicherweise angerufen, weil wir uns kennen. Er sagt, bei Miucci sei niemand. Genau genommen …» Sie holt kurz Luft, um sich für den Chefinnen-Tonfall nachzurüsten. «Genau genommen sei der Laden nicht einmal geöffnet. Wie kann das sein?»
Nun, der Sachverhalt ist schnell erklärt: Ich habe gestern Abend zu viel getrunken, wurde mitten in der Nacht zu einem einstündigen Wannenbad genötigt und anschließend, verschrumpelt wie eine alte Kartoffel, zweimal zum Sex verführt. Und das alles in Gegenwart eines Goldhamsters. Unter solchen Voraussetzungen kann man ja wohl schon mal den Wecker überhören. Allerdings bezweifele ich, Victoria mit dieser Erklärung überzeugen zu können, deshalb fahre ich besser gleich härtere Geschütze auf. Ich beschließe, den Sohn-des-Chefs-Bonus auszuspielen. Das wird sie zwar nicht beruhigen, aber höchstwahrscheinlich ein wenig einschüchtern.
«Gestern Abend habe ich noch ein sehr langes Telefonat mit meinem Vater geführt», lüge ich schläfrig, «und dabei …»
«Alexander!» Victoria wirkt kein bisschen eingeschüchtert. Eher noch einen Tick aufgebrachter. «Ich stecke hier mitten in einer Order und komme frühestens gegen 14 Uhr raus. Kai ist schon den halben Vormittag bei der Post, weil ein Paket aus Italien auf dem Weg zu uns verlorengegangen ist. Danach muss er noch was für Miucci einkaufen und wird sicher erst am Nachmittag im Laden eintreffen. So lange kann das Geschäft doch nicht geschlossen bleiben!» Sie klingt jetzt fast ein bisschen verzweifelt. «Gegen zwölf Uhr erwarte ich einen weiteren Lieferanten. Der wird vermutlich nicht so gütig sein, auf uns zu warten. Er bringt die Taschenkollektion für die Eventwoche. Diese Sachen benötige ich wirklich dringend!»
Ja doch. Als würden bei Miucci nicht genug Taschen im Laden herumstehen!
«Wenn um zwölf Uhr niemand im Geschäft ist, geht die Kollektion postwendend zurück nach Italien. Wie soll ich das dann bitte schön deinem herzkranken Vater erklären?»
Ohne meine Antwort abzuwarten, legt sie auf.
Mist! Mit einem Hechtsprung jette ich aus dem Bett. Ein Telefonat zwischen Victoria und Flos Vater ist nun wirklich das Letzte, was ich gebrauchen kann.
«Wir müssen aufstehen», rufe ich der schlafenden Tanja zu, «ich werde dringend bei der Arbeit gebraucht. Victoria ist schon stinksauer und …»
Tanja schlägt kurz die Augen auf. «Was für eine Victoria? Ich denke du arbeitest für Friedrich von Klatt?»
Harrr, Frauen! Noch nicht die Zähne geputzt, aber schon Betrug wittern.
«Äh … Victoria ist … eine Kollegin. Sie ist schnell überfordert, und dann spielt sie sich schrecklich auf.» Ich gebe einen Stoßseufzer von mir. «Ist ziemlich nervig mit den unselbständigen Mitarbeitern.»
Bevor Tanja weitere Fragen stellen kann, flüchte ich unter die Dusche. Aber der Weg lohnt kaum. Rasieren muss aus Zeitmangel ausfallen, und frische Klamotten habe ich leider nicht dabei. Nach kurzem Suchen ergattere ich zumindest eine neue Unterhose in einer der Kommoden. Als ich fertig zum Gehen bin, liegt Tanja noch immer im Bett.
«Du, Bautzelchen, ich schlafe noch eine Runde, ja? Danach schaffe ich hier ein bisschen Ordnung und koche uns später etwas Schönes zum Abendessen. Wann kommst du nach Hause?»
NACH HAUSE? Sie meint doch nicht etwa DIESES Zuhause? Wird vielleicht doch langsam Zeit, dass wir mal reden.
«Ich … äh … weiß es nicht.» Scheiße Scheiße Scheiße. «Du kannst jedenfalls nicht hierbleiben», sage ich, möglicherweise einen Tick zu forsch. «Also … ich meine, du musst doch ebenfalls zur Arbeit, oder? Nicht, dass du dort Ärger bekommst.»
Am Ende kündigen sie ihr noch, und ich muss dann die Raten für den Audi TT übernehmen!
«Ich werde heute mal meine Überstunden abbummeln.» Tanja gähnt.
«Na gut. Dann rufe ich dich wegen heute Abend nachher an», schlage ich halbherzig vor.
«Keine Sorge, Bautzelchen, ich schmeiße nichts weg, ohne dich vorher zu fragen. Ich weiß ja, wie empfindlich
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