Dicke Hose (German Edition)
miefigen Atmosphäre vom Asia-Quick, unserem Treffpunkt, lag. Schon bei der anschließenden Spritztour mit Florians Corvette taute sie sichtbar auf. Das Wetter war herrlich, und obwohl wir nur Zeit für eine Runde um die Alster hatten, wirkte sie sofort wesentlich gelöster. Wie schon gesagt: Frauen lieben es, Gewässer zu umrunden, selbst wenn man dabei im Auto sitzt. So auch Tanja.
Heute ist nun unser erstes richtiges Date. Wir sitzen entspannt bei Piccola Italia , haben gerade unsere Vorspeise bekommen, und es sieht aus, als wäre dies der Beginn eines grandiosen Abends.
«Und? Wie läuft es bei euch so?», will Tanja wissen und pult sich nebenbei einen Olivenkern aus dem Mund. «Man hört ja so viel Gutes über Hambitare.»
«Tatsächlich?» Ich habe irgendwie keine Lust, in meinem Urlaub über den Laden zu reden. Mein Maklerjob erscheint mir gerade meilenweit weg, außerdem erinnert mich ihre Frage an Marcel, und an den möchte ich nun wirklich nicht schon wieder denken.
«Also, ich habe heute ein fettes Objekt verkauft.» Sie grinst. «Gab ’ne ordentliche Provision.» Mit lässiger Geste wirft sie sich eine Haarsträhne über die Schulter. Erleichtert registriere ich, dass ihr blondes Haar, das sie heute zum ersten Mal offen trägt, zwar bis zum Busen reicht, keineswegs jedoch bis zum Arschgeweih. Falls sie überhaupt eines hat. Das herauszufinden ist Teil meines Programms für den heutigen Abend. Und mein Date scheint ähnliche Absichten zu haben. Trotz des konservativen Businesskostüms wirkt sie keineswegs zugeknöpft, im Gegenteil. Bis zum Brustansatz gewährt ihre aufgeknöpfte Bluse Einblick. Insgesamt kann man ohne Übertreibung sagen, dass Tanja gut aussieht. Eine Tatsache, die ich bei Frauen sehr zu schätzen weiß, die aber keineswegs Bedingung ist. Ich habe in meiner Zeit als Makler so viele verrückte Frauen kennengelernt, mir reicht es inzwischen schon, wenn eine nicht allergisch und nicht auf der Suche nach einer Tasche ist.
Vor allem die Tatsache, dass Tanja einen guten Job hat und nicht den lieben langen Tag in Designer-Boutiquen das Geld ihrer Eltern oder eines Mannes ausgibt, macht sie für mich zu einer heißen Kandidatin für eine feste Beziehung.
«Du scheinst aber auch schon einige gute Deals unter Dach und Fach gebracht zu haben, oder?» Sie lacht kokett. «Immerhin fährst du so ein cooles Auto.»
Einen Moment überlege ich, was genau sie an meinem zehn Jahre alten Fiat Punto so unglaublich cool findet, da fällt mir unsere Spritztour mit Flos Corvette wieder ein.
«Äh, ja, Friedrich von Klatt lässt sich nicht lumpen.»
«Dann hast du sicher auch eine tolle Wohnung, oder?» Augenaufschlag. Dann wieder Haare über die Schulter werfen. «Ich meine, als Makler sitzt man ja direkt an der Quelle. Und ich liiiiebe alles, was mit Wohnungen zu tun hat, du weißt schon: einrichten, gestalten, dekorieren. Ich bin inzwischen wirklich gut darin, ein Zuhause heimelig zu machen.»
Sie nippt an ihrem Rotwein und wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
Viel hat sie noch nicht getrunken, ich hingegen bin schon beim zweiten Glas. Der Tag hat mir einiges abverlangt, insbesondere die Nachmittagsbetreuung von Carmen Grünewald, die in der Tat exakt zwei Stunden dauerte. Die Frau hat sich doch allen Ernstes acht verschiedene Taschen vorführen lassen! Nach zwei Stunden entschied sie sich für das dunkelblaue Must-have mit der Sklavenkette, das ich ihr gleich am Anfang präsentiert hatte. Meinen Einwand, die Tasche habe nur ein Fach und sei ohne Sicherheitsverschluss und deshalb total funktionslos, wischte sie mit einer lapidaren Handbewegung fort. «Wissen Sie, junger Mann», erklärte sie und leerte das dritte Glas Sekt, «das war doch nur so eine grobe Richtung, die ich eingangs vorgegeben habe. Eine Idee, sozusagen. Und wenn die Wintermodelle nun mal dieses Jahr so ausfallen, hat es keinen Zweck, sich dagegen zu wehren. It’s so beautiful! »
Umso erfreulicher ist es, dass Tanja einen selbständigen und bodenständigen Eindruck macht. Exzessives Shoppen scheint nicht zu ihren Hobbys zu gehören, und eine Diva ist sie auch nicht. Ihre Handtasche ist klein, schwarz und höchstwahrscheinlich von Karstadt.
«Letztes Jahr habe ich mir mein eigenes Loft gekauft», sagt sie jetzt und strahlt. «Der helle Wahnsinn! Mit Dachterrasse und Whirlpool!»
O-kay, das mit ihrer bescheidenen Bodenständigkeit muss ich noch mal überprüfen. Aber immerhin kauft sie bleibende Werte. Und es ist ihr eigenes,
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