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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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widmete ihm sogar einige Sonaten für Violine und Klavier. Doch als der Italiener es wagte, Beethovens einzige Oper, Fidelio, zu kritisieren, verschlechterte sich das Verhältnis der beiden, und 1809 bezeichnete Beethoven Salieri offen als Feind: Das Witwenconzert hatte den abscheulichen Streich gemacht, aus Haß gegen mich, worunter Herr Salieri der erste ... «
    »Salieri Beethovens Mörder!«, rief Mateos ungläubig. »Thomas hatte doch wohl eine Schraube locker!« Er machte eine Geste, als würde er eine Schraube eindrehen. Nun schien ihm endlich der richtige Zeitpunkt gekommen, die kritischste Frage zu stellen: »Señor Bonaparte, wieso haben Sie die Polizei belogen?« »Was meinen Sie?«, fragte der Prinz, um Zeit zu gewinnen.
    »Das wissen Sie ganz genau. Sie behaupteten gegenüber meinem Kollegen, Subinspector Aguilar, dass Sophie Luciani in der Mordnacht bis drei Uhr bei Ihnen gewesen sei.«
    »Wir haben nichts getan«, gab sich der Prinz kampflos geschlagen. Ihm fehlte anscheinend die Energie, sein falsches Alibi aufrechtzuerhalten.
    »Mein Mann möchte nur in Ruhe gelassen werden«, wiederholte sich die Prinzessin. »Er darf jetzt auf keinen Fall in einen Skandal verwickelt werden, wo er gerade in die Politik gehen will. «
    »Señor Bonaparte.« Mateos setzte seine strengste Miene auf. »Die Polizei zu belügen ist ein sehr schwerwiegendes Vergehen. Wenn Sie das vor Gericht getan hätten, wären Sie möglicherweise wegen Falschaussage ins Gefängnis gekommen.«
    »Aber wir haben kein Alibi«, fuhr der Prinz auf. »Wir haben Angst. Der Mörder hat Thomas mit einer Guillotine umgebracht, das ist eine französische Erfindung. Dieses Gerät wird man mit mir in Verbindung bringen. Es ist schließlich keine Reliquie aus dem 19. Jahrhundert: In meinem Land gab es bis 1939 öffentliche Hinrichtungen. Die letzte Hinrichtung fand erst 1977 statt, als der arme Teufel Hamida Djandoubi guillotiniert wurde. Selbst wenn die Polizei uns nicht als Mörder verdächtigt, wird die Presse anfangen zu spekulieren ...« »Dass Sie kein Alibi haben, könnte unter Umständen Ihr bestes Alibi sein, so paradox Ihnen das auch erscheinen mag«, sagte der Inspector. »Wie meinen Sie das?«
    »Thomas' Mörder ist ausgesprochen hinterlistig und plante das Verbrechen gewissenhaft. Es ist sehr ungewöhnlich, dass die Kriminaltechniker trotz der ausgeklügelten Methoden, die sie mittlerweile anwenden, nicht die geringste Spur am Tatort gefunden haben. Wären Sie der oder die Mörder, hätten Sie sich nicht bei einer so platten Lüge erwischen lassen.« Bonaparte seufzte erleichtert.
    »Ich weiß nicht, wer Thomas ermordet hat, aber ich bin fast sicher, dass das, was er suchte, sich derzeit nur im Besitz einer einzigen Person befinden kann.«
    »Aha. Wen meinen Sie?«
    Der Prinz schaute seine Frau an und sagte: »Würdest du uns für einen Augenblick allein lassen, cherie?« »Louis-Pierre!« Entrüstet erhob sich die Prinzessin und verließ den Raum.
    Der Franzose berichtete Mateos von seiner Vermutung, und diese erschien dem Kommissar ganz und gar nicht abwegig.

39
    Da kommen nat ürlich einige Zufälle zusammen«, sagte die Richterin Rodriguez Lanchas nach Daniels ausführlichem Bericht über alles, was er bisher im Zusammenhang mit Beethoven herausgefunden hatte. Die Juristin hatte ihn in ihrem Büro empfangen, obwohl sie an diesem Morgen alle Hände voll zu tun hatte - wie unschwer an den häufigen Unterbrechungen ihres Gesprächs zu erkennen war. Es war ein Kunststück, unter diesen Umständen nicht den Faden zu verlieren. »Das sehe ich genauso«, stimmte Daniel zu. »Zumindest zwischen einigen Ereignissen der letzten Tage muss ein Zusammenhang bestehen: Zuerst ein abgeschlagener Kopf, auf den Noten von Beethoven tätowiert sind, dann findet sich ausgerechnet jetzt ein von ihm handgeschriebener, bisher noch nicht bekannter Brief in Wien, und schließlich ein neues Porträt von Beethoven, auf dem er lächelt.« »Nicht zu vergessen dein Freund Malinak, der sagte, dass an der Stelle, wo der Brief gelegen hat, außerdem noch der Abdruck eines anderen Gegenstands zu sehen ist - von der Größe eines nicht allzu kleinen Schreibhefts. Und wenn wir von der Existenz einer zehnten Symphonie ausgehen, die gerade entdeckt wurde ...« Die Bürotür ging auf, und herein kam die Gerichtssekretärin.
    »Verzeih, Susana, ich wusste nicht, dass du Besuch hast. In zehn Minuten ist die Gegenüberstellung. Ich gehe schon einmal hinunter.«
    »Gut, ich

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