Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen
dagegen stets schwach):
steckte – gesteckt
, gelegentlich:
stak – gesteckt
:
In den Bäumen staken/steckten noch Granatsplitter
.
68. Der Prüfling sah das Unglück unaufhaltsam auf sich zurasen
Personal- oder Reflexivpronomen beim A. c. I.
Wer noch den guten (oder auch nicht so sehr guten) Lateinunterricht genießen durfte, wird sich mit einem leichten Schaudern des A. c. I. (Accusativus cum Infinitivo), des Akkusativs mit Infinitiv, erinnern. Nicht so häufig und nicht so wild konstruiert wie im Lateinischen taucht er auch im Deutschen auf:
Der Prüfling sieht
das Unglück nahen
Akkusativ mit Infinitiv (A. c. I.).
Ganz schön ins Grübeln kann man geraten, wenn im Akkusativ mit Infinitiv ein Pronomen auftaucht. Muss es nun ein Personalpronomen sein oder ein Reflexivpronomen?
Bezieht sich das Pronomen auf das Akkusativobjekt, wird stets das Reflexivpronomen verwendet:
Der Prüfling sah das Unglück sich nähern
. (= Der Prüfling sah das Unglück. Es näherte sich.)
Bezieht sich das Pronomen dagegen auf das Subjekt, schwankt der Gebrauch. Eigentlich müsste dann das Personalpronomen verwendet werden. Dennoch wird oft das Reflexivpronomen gewählt, besonders, wenn vor dem Pronomen eine Präposition steht:
Der Prüfling sah das Unglück unaufhaltsam auf sich
(eigentlich:
auf ihn
)
zurasen
. (= Der Prüfling sah das Unglück. Es steuerte unaufhaltsam auf ihn zu.) Steht das Pronomen aber ohne Präposition, wird das Personalpronomen verwendet:
Der Prüfling sah die begehrenswerte Kommilitonin ihm zulächeln. Diese wiederum hörte den Hausmeister ihr etwas zurufen
.
69. Man erwartete ein massenweises Auftauchen von Stones-Fans
Wörter mit -
weise
– adverbial oder attributiv
Zusammensetzungen aus einem Substantiv und -
weise
werden meist als Adverbien verwendet:
Massenweise tauchten Stones-Fans auf. Normalerweise macht ihm das gar nichts
.
Sie können jedoch auch attributiv als Adjektiv eingesetzt werden – allerdings nur dann, wenn sie sich auf Substantive beziehen, die ein Geschehen ausdrücken (Nomina Actionis):
seine schrittweise Annäherung an die Weltspitze, das scharenweise Überlaufen zum Feind, das massenweise Auftreten von Stones-Fans
. Vor anderen Substantiven können sie dagegen nicht stehen:
*ein schrittweises Ende, *ein sackweiser Lohn, *eine teilweise Lösung
.
Zusammensetzungen aus einem Adjektiv und -
weise
werden hingegen ausschließlich als Adverbien verwendet, niemals als attributive Adjektive:
Klugerweise verschwand ich dann. Das Suchwortverzeichnis zu erstellen, hat dankenswerterweise die Lektorin übernommen
. Nicht aber: *
mein klugerweises Verschwinden, *die dankenswerterweise Erstellung des Suchwortverzeichnisses
.
Anmerkung: Übrigens wird -
weise
– oder hier besser:
Weise
– in ähnlichen Zusammenhängen getrennt vom Adjektiv geschrieben und dann auch groß. Dies ist immer der Fall, wenn man
Weise
in Verbindung mit der Präposition
in
verwendet:
in kluger Weise vermitteln, in netter Weise kritisieren
.
70. Wenn man schon so viele Worte macht, müssen es ja nicht noch alles Fremd wörter sein
Plural des Wortes Wort
Manchmal fehlen einem die Worte, seltener die Wörter. Die fehlen allenfalls dem Aphasiker, also jemandem, der sein Sprechvermögen verloren hat. Was genau hat es denn auf sich mit den beiden unterschiedlichen Pluralformen des Wortes
Wort
?
Es geht um die Bedeutung. Das Wort
Wort
kann man unterschiedlich verstehen: zum einen in dem Sinne von «Laut-» bzw.«Schriftgebilde», «Einzelwort», zum anderen in dem Sinne von «Begriff», «Äußerung, die einen Sinn vermittelt», «Ausspruch» u.Ä.
Im Sinne von «Einzelwort», «Laut- bzw. Schriftgebilde» hat
Wort
den Plural
Wörter
:
Alle Wörter dieses Satzes haben weniger als 18 Buchstaben und sind keine Fremdwörter oder Geschlechtswörter
.
Als Plakatmalerin darf Uta ruhig große Wörter malen
.
Im Sinne von «Begriff», «Äußerung, die einen Sinn vermittelt», «Ausspruch» hat
Wort
den Plural
Worte
:
Mit ein paar rührenden Worten hatte sie das ganze Rugby-Team auf ihre Seite gezogen. Mach doch nicht wieder so große Worte!
Anmerkung: Nicht allein das Wort
Wort
beansprucht gleich zwei Pluralformen für sich. Das kann das Wort
Stichwort
schon lange. Wenn der aufstrebende Schriftsteller sich etwa ein paar kurze Aufzeichnungen für seinen neuen nobelpreisverdächtigen Roman macht, sollten die schon einen Sinn ergeben, also eher
Stichworte
sein. Dagegen weisen die Begriffe, die in einem Lexikon
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