Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen
eine Brille in blau/Blau
? Hier kommt es darauf an, wie man das Farbadjektiv sinnvollerweise erfragt. Fragt man «wie?», folgt Kleinschreibung. Fragt man «was?/wessen?/wem?», folgt Großschreibung. Wie waren ihre Augen?
Ihre Augen waren blau
. Also schreibt man
blau
im ersten Fall klein. Eine Brille in was (in was für einer Farbe) trug sie? Sie trug eine Brille
in
(der Farbe)
Blau
. Also schreibt man im zweiten Fall
Blau
groß.
Wenn ein Farbadjektiv substantivisch eingesetzt wird, muss es auch wie jedes gängige Substantiv ein dekliniertes Adjektivattribut binden können. Auch dies kann man als Test der Substantivierung nutzen: *
Ihre Augen waren schönes blau
. Nein, das geht nicht, es müsste heißen:
Ihre Augen waren schön blau
. Hier ist
schön
undekliniert als Adverb eingesetzt. Also kann
blau
nicht substantivisch verwendet sein und wird kleingeschrieben. Aber:
Sie trug eine Brille in schönem Blau
. Das klappt. Hier ist
schönem
als dekliniertes Adjektiv eingesetzt. Also wird
Blau
substantivisch verwendet und großgeschrieben.
Zu ermitteln, ob man «wie?» oder mit «was?/wessen?/wem?» fragt und ob man das Adjektiv durch ein dekliniertes Adjektivattribut erweitern kann oder nicht, hilft in gleicher Weise bei der Frage nach der Substantivierung von Sprachenadjektiven:
Die Entführer unterhielten sich französisch mit den Touristen, die Französisch auf der Schule gelernt hatten
. Denn: Wie unterhielten sich die Entführer? Was hatten die Touristen auf der Schule gelernt? Und:
Sie unterhielten sich passabel
(undekliniert)
französisch
. Aber:
Sie hatten ein passables
(dekliniert)
Französisch gelernt
.
Anmerkung: Manchmal ist sowohl Groß- als auch Kleinschreibung möglich:
Sie sprachen (passabel) französisch
(wie?)
miteinander./Sie sprachen (passables) Französisch
(was?)
miteinander
.
Und dann gab’s da noch die Schleiflackfabrik: Als/als skurriles Industriedenkmal aus einer Zeit, in der Technik noch nachvollziehbar war, durchaus schützenswert
Groß- oder Kleinschreibung nach Doppelpunkt
Ob verwahrloste Hunde oder verstörte Papageien oder was auch immer nach dem Doppelpunkt erscheint – für die Groß- oder Kleinschreibung spielt es keine Rolle, w a s hinter dem Doppelpunkt auftaucht, entscheidend ist, w i e es auftaucht.
So sagt etwa die offizielle Regelung dazu: «Wird die nach dem Doppelpunkt folgende Ausführung als Ganzsatz verstanden, so schreibt man das erste Wort groß.»
Nur: Was kann man als Ganzsatz verstehen? Was nicht? Unproblematisch sind Beispiele wie:
Und dann kam das Beste: Der Kerl war auch noch von seiner einsamen Klasse überzeugt
.
Genauso unproblematisch:
Wir nehmen in Pension: verwahrloste Hunde, Pferde im Gnadenbrot, streunende Katzen, verstörte Papageien u. v. m
.
Auch wenn nach dem Doppelpunkt ein Nebensatz steht, ist klar: Ein Nebensatz ist immer von einem Hauptsatz abhängig, kann also allein kein Ganzsatz sein. Daher:
Wir werden Sie, Herr Dr. Weise, bestimmt nicht einstellen: weil wir nur fähiges Personal einstellen, weil uns Ihre Eskapaden bei der Busch AG durchaus bekannt sind, weil wir keinen weiteren Mitarbeiter benötigen
. Aber:
Wir werden Sie, Herr Dr. Weise, bestimmt nicht einstellen: Denn wir stellen nurfähiges Personal ein, uns sind Ihre Eskapaden bei der Busch AG durchaus bekannt, wir benötigen keinen weiteren Mitarbeiter
. In seltenen Fällen kann es natürlich sein, dass nach einem Doppelpunkt ein Nebensatz groß beginnt, weil es sich um einen verkürzten oder abgebrochenen Ganzsatz handelt:
So haben wir überhaupt keine Rücklagen mehr: Wenn das mal gut geht ...
Wie sieht es aber mit Fällen aus wie diesen:
Und dann gab’s da noch die Schleiflackfabrik: Als/als skurriles Industriedenkmal aus einer Zeit, in der Technik noch nachvollziehbar war, durchaus schützenswert
. Oder:
Trinken Sie ruhig noch einen Kognak: Wenn’s/wenn’s hilft
. Wie fasst man hier das auf, was nach dem Doppelpunkt steht? Im ersten Fall könnte man es z.B. als Apposition verstehen:
Und dann gab’s da noch die Schleiflackfabrik, als skurriles Industriedenkmal aus einer Zeit, in der Technik noch nachvollziehbar war, durchaus schützenswert
. Dann wäre nach dem Doppelpunkt kleinzuschreiben. Man kann den Teil nach dem Doppelpunkt aber auch als verkürzten Satz auffassen:
Und dann gab’s da noch die Schleiflackfabrik. Als skurriles Industriedenkmal aus einer Zeit, in der Technik noch nachvollziehbar war, [war sie] durchaus schützenswert
. In diesem Fall wäre
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