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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Völker, indem er sie in einer Notzeit aus den vollen Kornspeichern Ägyptens ernährt.
    9
Der Turm zu Babel
ist eine Stufenpyramide mit einem Tempel auf der obersten Plattform. Das Relief zeigt König Nebukadnezzar, den Erbauer, neben seinem Werk. Die Inschrift gibt den Namen des Bauwerks wieder: «Das Haus, Grundstein von Himmel und Erde, Zikkurat (Stufentempel) in Babylon». In den Erzählungen über den Turmbau zu Babel (Genesis 11) und den Traum Jakobs von der Himmelstreppe (traditionell: Himmelsleiter, Genesis 28) spiegeln sich Erinnerungen an die monumentale Höhe von etwa 90 Metern und die nach oben führenden Treppen. – Turm zu Babel-Stele, Anfang 6. Jahrhundert v. Chr., Sammlung Schøyen, Oslo.
    In der Tat: die schönsten biblischen Geschichten stehen in der Genesis.
    28. Welche Eigenschaften schreibt die Genesis dem Volk Israel zu? Das Buch Genesis ist wahrscheinlich um 500 v. Chr. entstanden, als das Volk Israel unter persischer Oberherrschaft stand und keinen eigenen Staat besaß. Das Buch will in dieser Situation ein Selbstporträt des Judentums zeichnen: Juden leben zerstreut in verschiedenen Ländern; im Zweistromland leben sie wie der Erzvater Jakob und dessen Schwiegervater Laban, in Ägypten wie Josef und die Familien seiner Brüder, in Palästina wie Abraham und Isaak. Ziehen Juden aus Palästina in die Diaspora, wo sie als Minderheit leben, werden sie dort von bereits arrivierten Juden freundlich aufgenommen und unterstützt. Das zeigt die Josefserzählung, die Josef als jüdischen Patron der Einwanderer schildert.
    In dieses Selbstporträt sind drei Charakterzüge eingewoben, welche die Juden als gute Untertanen im persischen Vielvölkerreich, das in der Genesis nicht erwähnt wird, empfehlen: Juden sind friedliebend, gebildet und ein Segen für alle.
    Sie sind
friedliebend:
In Palästina wie andernorts sind die Juden friedliche Ackerbauern und Viehzüchter, die den göttlichen Segen in der Vermehrung des Viehs, im Gedeihen der Feldfrucht und in der Nachkommenschaft erfahren. An Krieg haben sie ebenso wenig Interesse wie an der Gründung eines Staats. Selbst eine religiöse Organisation ist ihnen fremd. Ihnen genügen in Palästina verstreute Altäre und kleine Heiligtümer.
    Sie sind
gebildet:
Das Buch Genesis beginnt mit der Urgeschichte, die mit der Erschaffung der Welt einsetzt und dem Turmbau zu Babel schließt. Dieser Auftakt zeigt den weiten geistigen Horizont der Juden. Die Erzählung stammt aus der jüdischen Diaspora des Zweistromlandes, wie schon die Erwähnung der beiden großen Flüsse des Zweistromlandes – Euphrat und Tigris – in der Paradieserzählung nahelegt. Besonders die Geschichten von Sintflut und Turmbau verraten babylonisches Milieu. Während die babylonische Fluterzählung dem biblischen Autor wahrscheinlich durch einheimische Erzähler bekannt wurde, konnte er – oder sein Gewährsmann – den gewaltigen, um 600 v. Chr. erneuerten und vergrößerten Stufentempel («Turm») in der Stadt Babylon mit eigenen Augen sehen
(Abb. 9).
Genau so, wie es in der Bibel beschrieben wird, wardieser Tempel aus gebrannten Ziegeln und Asphalt (als Mörtel) gebaut. Babylonien ist das Land der Anfänge.
    Sie sind
ein Segen für alle:
Überall herrscht gutes Einvernehmen zwischen Juden und Nichtjuden. Mehr noch: Juden wirken Gutes für andere. Auf Abrahams Fürsprache wird die heidnische Stadt Sodom erst dann von Gott zerstört, als der letzte Gerechte sie verlassen hat. In Josefs Sorge für die von einer Dürrekatastrophe heimgesuchten Ägypter erfüllt sich die einst an Abraham ergangene Verheißung, die Nachkommen dieses Erzvaters würden zum Segen für alle Völker werden. Unverkennbar ist die zeitgeschichtliche Bedeutung des Willens zum Segen: Das Volk Israel verzichtet gegenüber dem Perserreich auf eigene politische Ansprüche, um im Leben des Vielvölkerreiches zum Nutzen aller zu wirken. Das ist die Aufgabe des jüdischen Volkes, weit über die Perserzeit hinaus, und das ist die Aussage des Buches Genesis.
    29. Hat Pharao Echnaton an den Psalmen mitgedichtet? Das griechische Wort «Psalmen» bedeutet «Lieder, die man zum Saitenspiel singt», und tatsächlich enthält das Buch neben Gebeten und Gedichten auch viele Lieder. Auffällig ist die Übereinstimmung zwischen der Naturdichtung der Psalmen und altägyptischen Texten. Als Beispiel sei eine Stelle aus dem großen Sonnenhymnus des Pharao Echnaton angeführt (übersetzt von J. Assmann):
    Du [o Sonnengott] bist fern, doch

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