Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Eindruck einer Gemeinde von gleichberechtigten Schwestern und Brüdern.
Das ganz andere Bild des ersten Korintherbriefs pflegt heutigeLeserinnen zu erschrecken: Es ist besser, unverheiratet zu bleiben und darin dem Beispiel des Paulus zu folgen; dieser Rat gilt für Frauen und Männer. Frauen sind prinzipiell Männern untergeordnet, stammen sie doch von einem Mann ab, von Adam. Im Gottesdienst soll die Frau ihr Haar nicht offen tragen, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern aufgesteckt (manche Kommentare meinen: Paulus fordere das Tragen eines Kopftuchs). Niemand soll sich über nun einmal bestehende Anstandsregeln hinwegsetzen (1 Korinther 13,5). In den Gemeindeversammlungen haben die Frauen kein Rederecht; sie sollen auch keine Fragen stellen; wenn sie etwas nicht verstanden haben, sollen sie sich zu Hause an ihre Männer wenden (1 Korinther 14,34–35).
Paulus kommt in seiner Missionsarbeit mit Frauen gut zurecht, doch bleibt er den patriarchalen Auffassungen seiner Zeit verhaftet. Die Einsicht in die prinzipielle Gleichheit von Mann und Frau kann er theoretisch aussprechen, praktisch jedoch nicht verwirklichen. Oder doch? Zugunsten eines frauenfreundlichen Paulusbildes wird eine Beobachtung ins Feld geführt, die derzeit viele Anhänger(innen) findet: Der Abschnitt über weibliches Redeverbot stamme nicht von Paulus, sondern sei von späterer, chauvinistischer Hand in den ersten Korintherbrief eingefügt worden.
Über Gott und die Welt: Bücher des Alten Testaments
27. Stehen die schönsten biblischen Geschichten in der Genesis? Das Buch Genesis ist das 1. Buch Mose und das erste Buch der Bibel. Das griechische Wort Genesis bedeutet «Entstehung, Ursprung», so dass man auch vom «Buch der Ursprünge» sprechen könnte. Geschildert wird die Entstehung der Welt, der Menschheit und des Volkes Israel in Erzählungen, deren kunstfertige und kraftvolle Ausführung die Leser aller Zeiten begeistert hat. Besonders am Anfang und am Ende des Buches – in der Paradieserzählung und in der Geschichte von Josef – erleben wir Höhepunkte althebräischer Erzählkunst.
Der Prolog berichtet von der Urzeit der Menschheit in zugleich poetischer und volkstümlicher Sprache. An sechs Tagen erschafft Gott Himmel, Erde und Menschen. Das erste Menschenpaar lebt zunächst im Paradies, einem Garten, den es hütet. Doch bald übertreten Adam und Eva ein göttliches Verbot – und müssen den Garten für immer verlassen. Sie erkennen, dass sie sterblich sind. Den ersten Tod erleben sie im Brudermord, als Kain, der erste Sohn Evas, seinen jüngeren Bruder Abel erschlägt. Kain wird aus der Familie verstoßen. Alle erreichen in dieser ersten Zeit ein hohes Alter, Metuschelach (traditionell: Methusalem) zum Beispiel wird 969 Jahre alt. Doch Gott beschließt, die Lebenszeit auf 120 Jahre zu begrenzen. Eine weitere Begrenzung erfolgt durch die große Flut (traditionell: Sintflut). Indem sie die ganze Erde überschwemmt, löscht sie alles Leben aus – mit Ausnahme von Noach und seiner Familie, die, von Tieren begleitet, in einem großen seetüchtigen Holzkasten – der Arche – die verheerende Flut überleben. Von Noach und seinen Söhnen leitet sich die gesamte Menschheit her. Diese spricht eine einzige Sprache und lebt in einem einzigen Land – bis Gott die Sprachen verwirrt und die Völker über die ganze Erde zerstreut. Damit vereitelt Gott den Bau der Großstadt Babylon (oder Babel, im Zweistromland), die einen bis an den Himmel reichenden Turm hätte erhalten sollen.
An diesen Prolog schließt sich die Erzählung von der Volkwerdung Israels an. Stammvater ist Abraham. In einem bunten Bilderbogen wird das Leben der ersten drei Generationen des Volkes geschildert. Die erste Generation wird durch Abraham und dessen Frau Sara repräsentiert, die zweite durch Isaak und dessen Frau Rebekka, die dritte durch Jakob und dessen Frauen Rahel und Lea. Jede Generation hat sich einer besonderen Herausforderung zu stellen: In der ersten muss Saras Unfruchtbarkeit durch göttlichen Eingriff überwunden werden, in der zweiten stehen dem Finden einer Braut für den Sohn Jakob fast unüberwindliche Hindernisse entgegen. In der dritten kommt es mit der Geburt von zwölf Söhnen zum Ziel der Volkwerdung: Jeder der zwölf Söhne Jakobs wird zum Stammvater eines der zwölf Stämme Israels. Am ausführlichsten wird von Josef berichtet, der in Ägypten zum Minister des Pharao aufsteigt. Er wird zum Segen für sein eigenes Volk wie für fremde
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