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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Herkunft in das wenig zugängliche Bergland Palästinas zurückgezogen. Manche lebten hier bereits längere Zeit, andere kamen aus der Küstenebene, andere aus den angrenzenden Steppen- und Wüstengebieten. Sie fanden zu gemeinsamer Sprache (Hebräisch), Religion (Verehrung des Gottes Jahwe) und rudimentärer politischer Kooperation in Zeiten militärischer Bedrängnis.
    Die Volkwerdung mündete in eine
Staatsbildung –
die Herausbildung eines stabilen Königtums, das sich neben der Selbstverwaltung durch örtliche und regionale Versammlungen von Ältesten etablierte. Königtum, Verwaltung, Militär, Steuerwesen und Religionswesen (königliche Tempel) wurden im judäischen Bergland nicht neu erfunden, sondern bereits seit langem bestehenden Institutionen in Nachbarländern wie Ägypten nachgebildet. Als erste Könige werden in der Bibel Saul, David und Salomo genannt. Über die Größe des von ihnen kontrollierten Gebiets wissen wir wenig; es dürfte in der biblischen Erzählung größer geschildert sein als es in Wirklichkeit war. Seiner Hauptaufgabe, der Kriegführung, kam der König durchdie Einrichtung eines Heeres nach, das sich vermutlich aus stehendem Heer und Heerbann zusammensetzte. Die biblische Erzählung stellt an den Anfang ein Großreich, das nach Salomos Tod (um 930 v. Chr.) in ein Nord- und ein Südreich – Israel und Juda – auseinander gebrochen sein soll. Ob es ein solches Großreich tatsächlich gegeben hat, ist umstritten; manche Historiker rechnen vor dem 9. Jahrhundert nicht mit sehr gefestigten staatlichen Strukturen.
    Für
Krise
, Niedergang und Zerfall des Staates verantwortlich waren die Großmächte Vorderasiens: die Assyrer und die Babylonier. Beide hatten ihr Zentrum in Mesopotamien (heute: Irak), beide stützten sich auf ihre zahlenmäßige militärische Überlegenheit. Sowohl das Nordreich Israel als auch das Südreich Juda wurden im Laufe des 9. und 8. Jahrhunderts von Assyrien abhängig und den Assyrern tributpflichtig. Versuche, sich der Oberherrschaft zu entziehen, scheiterten. Sie führten zum Untergang des Nordreichs Israel und seiner Hauptstadt Samaria im Jahr 722 v. Chr., des Südreichs im Jahr 586 v. Chr. In beiden Fällen setzte die Großmacht die Methode der Verschleppung und Verpflanzung der politisch aktiven Schicht in einen anderen Teil des Reiches als Disziplinarmaßnahme ein: Israeliten wurden nach Assyrien, Judäer nach Babylonien verschleppt. Als im Jahre 539 die persische Herrschaft die der Babylonier ablöste, kehrten einige Judäer nach Palästina zurück. Sie konnten zwar keinen eigenen Staat mehr gründen, aber den Tempel in Jerusalem wieder aufbauen.
    Der untergegangene Staat hatte ein
Nachleben
in der Gestalt der neu gebildeten jüdischen Kultur, die aus der alten israelitischjudäischen Überlieferung schöpfte, das Traditionsgut jedoch stark umgestaltete. Die neue Kultur, die sich um 500 v. Chr. etablierte, hatte ihren Schwerpunkt in der Religion. Deren Träger waren die am Jerusalemer Tempel tätigen Priester, eine Gelehrtenschicht in Palästina und in der Diaspora (zuerst im Zweistromland und in Ägypten, dann in Kleinasien, Griechenland und Rom) und die religiösen Ortsgemeinden mit ihren Synagogen. Eine Sammlung von Büchern – die Bibel – bildete die Grundlage der gesamten religiösen Kultur. Wir haben es hier mit der Schaffung eines neuen Typs von Religion zu tun: der Buchreligion. Die Verwandlung einer politischen in eine religiöse Kultur ist das charakteristische, bis heute sichtbare Ergebnis der Geschichte des Volkes Israel.
    48. Wie ist das Volk Israel entstanden? In der Bibel finden sich drei unterschiedliche Theorien über die Herkunft und Eigenart des Volkes Israel: (1) Das Volk ist eine Abstammungsgemeinschaft; es entstand durch die starke Vermehrung der Familie Abrahams. So das Buch Genesis. (2) Das Volk entstand aus einer Kriegergemeinschaft, die das Land Kanaan erobert hat; so das Buch Josua. (3) Das Buch Exodus versteht das Volk als Schicksalsgemeinschaft von Vorderasiaten, die in Ägypten als Sklaven lebten, sich durch Flucht befreiten und durch Mose eine einheitliche Religion bekamen.
    Heutiger Forschung zufolge kann keine der drei Theorien beanspruchen, die Ethnogenese (Volkwerdung) Israels historisch zutreffend zu beschreiben. Unter Historikern beliebt ist heute die Annahme, Israel sei als politische Gemeinschaft durch die Verschmelzung von Gruppen unterschiedlicher Herkunft entstanden. Für diese Annahme spricht der

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