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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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dieses Ereignisses.
    Die Schilderung der Plagen ist das dramatische Rahmenwerk zu einem realen Geschehen, das, in Bildern verhüllt, jedem antiken Leser bekannt war: die Stürmung und Zerstörung Jerusalems durch römische Truppen unter dem Befehl des Titus im Sommer des Jahres 70. Der Seher sieht eine reich geschmückte Frau, die eine Stadt darstellt – Babylon; verächtlich wird sie als Hure geschildert. Die Stadt wird zerstört und geht in Flammen auf. Babylon ist ein Deckname für Jerusalem. Wie im Bild des Steinhagels angedeutet, haben die Römer Jerusalem mit zentnerschweren Steinen beschossen (Offenbarung 16,21;
Josephus, Jüdischer Krieg
V, 6,3). Ein für die Christen bedeutsames Geschehen aus dem jüdischen Krieg wird erwähnt: Die Gläubigen konnten die Stadt vor deren Zerstörung durch Flucht verlassen (Offenbarung 18,4).
    Kein Leser kann sich dem Reiz einer solchen Bilderflut entziehen. Doch kein Leser kann jede Einzelheit verstehen. Auch die Entschlüsselung «Hure Babylon = Jerusalem» wird nicht von allen Fachleuten anerkannt.
    46. Neues Jerusalem oder Tausendjähriges Reich: Was kommt am Ende der Weltgeschichte? Im Buch der Offenbarung wird der Seher Johannes in den Himmel versetzt; dort ist er Zuschauer einer Art Theateraufführung. Mit den Rollen Gott, Christus, Teufel, Engel, Gegner der Kirche und Gläubigen wird die Weltgeschichte gespielt. Im letzten Akt muss die auf den Sieg Gottes, Christi und der Gläubigen folgende Friedenszeit dargestellt werden. Aber wie? Dafür gibtes zwei Möglichkeiten: (1) Von Gott auferweckt, kehren die im Endkampf jung verstorbenen Gläubigen ins irdische Leben zurück. In einem Tausendjährigen Reich herrschen sie mit Christus, dem König, als dessen Minister. Ihr besonderes Privileg ist das hohe Alter, das sie erreichen: Sie werden so «alt wie Methusalem»
(s. Frage 27).
(2) Ob tot oder lebend, verlassen die Gläubigen die irdische Welt, um in der Himmelsstadt, dem himmlischen Jerusalem, eine neue und ewige Heimat zu finden (die Vorstellung ist bei Paulus belegt: Galater 4,26).
    In der Johannes-Offenbarung werden die beiden möglichen Szenarien miteinander verknüpft. Dazu ist es nötig, das himmlische Jerusalem auf die Erde niedersteigen zu lassen (Offenbarung 21,2). So entsteht ein mehrschichtiges, nicht völlig einheitliches Bild vom Ende der Weltgeschichte. Die Uneinheitlichkeit hat den Scharfsinn der Bibelleser aller Zeiten herausgefordert und zu fantasievollen Vorstellungen geführt. Justin der Märtyrer (gest. ca. 165) und heutige Fundamentalisten erwarten die baldige Wiederkunft Christi; mit ihm sollen alle Heiligen wirklich und wahrhaftig tausend Jahre in einem neuen, größeren und schöneren Jerusalem leben. Diese Erwartung teilt der Kirchenvater Augustinus (354–430) nicht; für ihn ist das Tausendjährige Reich die Zeit der Kirche, die mit der Auferstehung Jesu begonnen hat. Wir leben also im Tausendjährigen Reich, das noch nicht an sein Ende gekommen ist. Wieder andere haben die Erwartung eines Tausendjährigen Reiches ihres religiösen Bezugs entkleidet: Das Reich komme nicht von selbst und aus dem Jenseits, sondern müsse durch menschliche Bemühung entstehen – als eine gerechte Welt, die weder Krieg noch Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen mehr kenne.

Historiker und Archäologen haben das Wort

47. Ist das Alte Testament ein Geschichtsbuch? Wenn biblische Erzählungen über Adam und Eva, Abraham, Jakob, Mose, David und Salomo berichten, haben wir es nach heutiger Auffassung selten mit historischer Erinnerung zu tun. Es handelt sich um Gestalten, die ganz oder zum Teil erzählerischer Phantasie entstammen. Nur versuchsweise lassen sich dem Mythos und der Sage manchmal noch Hinweise auf historische Personen und Ereignisse entnehmen. Dennoch erlaubt uns die Bibel, ergänzt durch außerbiblische Quellen wie z.B. althebräische Inschriften, archäologische Befunde und Erwähnungen des biblischen Volkes in nichtbiblischen Texten, die Umrisse der Geschichte des Volkes Israel zu erkennen. Diese Geschichte verläuft in vier Phasen von etwa 1200 v. Chr. bis 100 n. Chr.: Volkwerdung (Ethnogenese), Staatsbildung, Krise (Niedergang, Staatszerfall) und Nachleben. Bei vielen Völkern lassen sich dieselben Phasen beobachten; im Falle Israels sind sie besonders charakteristisch.
    Am Anfang steht die
Volkwerdung.
Völker sind keine Naturgegebenheiten, sondern historische Gebilde. In der Zeit zwischen etwa 1200 und 1000 haben sich Menschen verschiedener

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