Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Publikum von mir je gehört hat.«
Der alte Fuchs. Der Einzigartige. Er hatte mich wieder auflaufen lassen. Ich hatte keine Ahnung, was er da aus den Tiefen seiner Zauberkiste auspacken würde, aber ich würde es ergeben entgegennehmen. Er hatte es geschafft. Er war wirklich der Champion.
Er löste den Gladiatorenumhang und warf ihn mir schwungvoll vor die Füße.
»Ich gebe auf. Gute Arbeit, mein Junge.«
Hocherhobenen Hauptes stolzierte er von der Bühne. Das Duell war zu Ende.
Ein unglaublicher Tumult brach aus. Manche sprangen sofort auf und rannten zu den Wettschaltern, um ihre Gewinne zu kassieren, der Rest der Menge schwemmte auf die Bühne, um mich durch das Megather zu tragen. Ich konnte gerade noch sehen, wie Volzotan Smeik auf seinen Hofstaat einbrüllte und in meine Richtung zeigte. Chemluth schwenkte aufgeregt seine Mütze hin und her, dann ergriff mich die Menge.
Wie ein Korken tanzte ich auf einem Meer aus Händen, ich wurde mal hierhin, mal dahin geworfen. Altes Gladiatorenritual, da mußte man durch. Ich hatte das schon oft genug erlebt, aber nie in so heftiger Form. Sie schüttelten mich, als sei ich eine Stoffpuppe, sie zerrten an all meinen Gliedmaßen. Die Menge war völlig außer sich, ich hatte wirklich Angst, von ihr zerrissen zu werden.
Vier Blutschinken zerrten an meinen Armen, vier an meinen Beinen. Ich stand kurz davor, gevierteilt zu werden, als die Erde zu beben begann.
Zuerst achtete niemand darauf, Beben gehörten in Atlantis ja zur Tagesordnung, außerdem war es nicht besonders stark, nur ein Brummen, das den allgemeinen Lärm überlagerte. Dann wurde aus dem Brummen ein tiefes bedrohliches Grollen, die Blutschinken ließen mich los, und ich fiel auf den Boden.
Die Erde vibrierte jetzt so stark, wie ich es noch nie erlebt hatte. Alles schrie durcheinander, erste Teile des Megathers stürzten ein. Wir konnten von Glück reden, daß das Gebäude kein Dach hatte, sonst hätte es wahrscheinlich Tote gegeben. So kippten nur ein paar Säulen um und zerschmetterten einen Maiskolbenstand. Ein paar Yetis wurden von umherspritzendem Fett getroffen, aber die können was aushalten.
Am lautesten schrien die Nattifftoffen und die Großfüßigen Berten. Ein riesiger Spalt ging durch die Stufen und den Grund der Arena, verschlang Dutzende Sitzkissen und einen Teil der Bühne samt Applausmesser. Ein gewaltiger blauer Blitz schoß aus dem Spalt und verschwand im Nachthimmel.
Dann hörte das Beben schlagartig auf.
Jemand ergriff mich bei der Schulter.
»Komm, wir müssen hier weg, ga!«
Es war Chemluth. Als wir gemeinsam zur Kabine liefen, um unsere Habseligkeiten zu holen, erzählte er mir, daß Volzotan Smeik ziemlich erbost über mein Verhalten sei.
»Wir müssen Atlantis verlassen. Ga. Er hat anscheinend eine Menge Pyras durch dich verloren.«
»Ich weiß.«
»Du weißt?«
»Ja. Erkläre ich dir später. Wir holen unseren Kram und verschwinden. Ich muß mich wenigstens umziehen. Ich kann ja schlecht im Gladiatorenumhang durch die Gegend laufen.«
Wir rannten durch die dunklen Katakomben unter dem Megather. Alle Fackeln waren erloschen, wahrscheinlich durch den herunterstürzenden Putz oder durch die Winde, die bei Atlantisbeben aus der Erde blasen.
Ich stieß die Tür zur Kabine auf. Chemluth entzündete ein Streichholz und beleuchtete den Raum notdürftig. Ich warf meinen Gladiatorenmantel ab und stieg hastig in meine Kleider.
»Was machen wir jetzt, ga?« fragte Chemluth.
»Keine Ahnung.«
»Wir haben kein Geld, ga. Smeik hat überall Spione. Wir kommen nicht weit.«
»Wir gehen in die Kanalisation.«
»Zu den Unsichtbaren Leuten?«
»Wer immer da wohnt. Das ist unsere einzige Chance.«
Es klopfte dreimal. Chemluth und ich zuckten zusammen. Volzotan Smeik steckte den Kopf durch die Tür. »Dürfen wir reinkommen?«
Die Kabine füllte sich mit Yetis und Blutschinken. Rumo, der Wolpertinger, stellte sich in den Türrahmen und beleuchtete den Raum mit einer knisternden Fackel. »Schön, daß wir dich noch erwischt haben, mein Junge! Wir müssen doch noch deinen Sieg feiern.« Volzotan war so umgänglich wie eh und je.
»Allerdings müßtest du die Rechnung für die Siegesfeier übernehmen. Ich bin nämlich leider vollkommen pleite.« Ich versuchte, die Sache zu erklären. »Hör mal Smeik, die Sache war die, äh, Fhakir hat mich provoziert, und ... «
»Ich bin nicht nur pleite, oh nein!« seufzte Smeik. »Ich habe nicht nur mein ganzes Geld auf Fhakir gesetzt, nein,
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