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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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eine lehrreiche Geschichte ...«
    Gute Geschichten interessierten mich immer.
    »Eines Tages fiel ich ins Meer. Die Umstände, die dazu führten, tun hier nichts zur Sache, wichtig ist, daß ich auf den Grund des Zamonischen Ozeans sank. Da lag ich nun auf dem Boden des Meeres und dachte nach. Denken ist alles, was ich kann - das aber auf allerhöchstem Niveau!
    Ich dachte zunächst, daß dies nicht der gebührende Platz für das einzige denkende Element dieses Planeten ist. Also konzentrierte ich mich auf die Lebewesen, die mich umgaben, und das waren eine Muschel, eine Qualle und ein Schwamm. Ich befahl der Qualle, mich auf den Schwamm zu legen. Dann befahl ich der Muschel, mit ihren scharfen Kanten den Schwamm loszuschneiden und sich mit auf den Schwamm zu legen. Der Qualle wiederum befahl ich, uns an die Oberfläche zu bringen. An der Wasseroberfläche trocknete der Schwamm im Sonnenlicht, und so trieben wir auf dem Meer, eine noch sehr primitive Form eines Schiffes, aber es war ein Anfang. Eine Möwe kam vorbei, setzte sich auf den Schwamm und wollte die Muschel essen, aber ich befahl ihr, davonzufliegen und kleine Aste zu besorgen, die sie in den Schwamm stecken sollte. So baute sie um uns herum ein Nest. Das Schiff wurde größer. Dann ließ ich sie die Muschel essen.
    Jetzt wird es romantisch: Das Nest lockte ein Möwenmännchen an, es zog bei uns ein, und nach kurzer Zeit war das Nest voller Möweneier. Das wiederum lockte einen zamonischen Fischer an, der die Eier stehlen wollte. Dem befahl ich, mich ins Boot zu heben. Jetzt war ich schon Besitzer eines Fischerbootes.
    Ein großes Segelschiff kam vorbei, und ich befahl dem Fischer, dort mit mir an Bord zu gehen. Dem Kapitän des Seglers trug ich auf, mit seiner Mannschaft andere, noch größere Schiffe zu kapern, und das taten sie, bis ich eine ganze Flotte zusammenhatte.
    Dann ordnete ich an, vor einer Insel zu ankern und aus allen Fahrzeugen zusammen ein großes zu bauen. Das war die Geburtsstunde der Moloch. Mit diesem Schiff stachen wir in See und verleibten uns jedes schwimmende Vehikel ein, das uns begegnete. Die Moloch wurde mächtiger und mächtiger. Wir haben unsere eigenen Werften an Bord, kannst du dir das vorstellen? Das nenne ich wahre Größe!«
    Das Zamomin schnaufte erregt in meinem Kopf.
    »Und so umkreise ich mit der Moloch die Welt auf der Suche nach neuen Sklaven und Schiffen, die mir helfen, sie zu vergrößern. Eines Tages werden alle Schiffe der Welt nur noch Bestandteile der Moloch sein, und dann ... dann ...«
    Das Zamomin stockte.
    »Ja, dann, äh ... was ich dann mache, muß ich mir noch ausdenken, nicht wahr? Geht dich eigentlich auch überhaupt nichts an! Jetzt habe ich den Faden verloren ...«
    » Sie wollten wahrscheinlich noch so eine Art Moral der Geschichte hinzufügen«, wagte ich einzuwerfen.
    »Genau! Das war's! Was ich damit eigentlich sagen wollte: Auf diesem Schiff tut nur einer etwas aus freien Stücken – und das bin ich.«
    Ich hatte verstanden. Das Zamomin war vollkommen wahnsinnig.
    »Wer ist hier wahnsinnig? Ich werde dir gleich zeigen, wer hier wahnsinnig ist! Gehorche mir! Gehorche!«
    Den Teufel würde ich tun.
    »Gehorche mir ... Gehorche ...«
    Mir wurde ganz breiig im Kopf. Ich hatte das Gefühl, mein Gehirn würde auf ganz kleiner Flamme weichgekocht, wie Käse in einem Fondue. Was, um ehrlich zu sein, gar nicht so unangenehm war.
    Im Gegenteil, ich fand es immer behaglicher. Bald wußte ich schon nicht mehr, wie ich vorher überhaupt ohne dieses Gefühl ausgekommen war. Das Zamomin war mein Freund, soviel war amtlich. Also warum nicht gehorchen, wenn das sein dringendster Wunsch war? Warum eigentlich nicht sein vollkommen willenloser Sklave werden, der auch seinen absurdesten Befehlen bis in den Tod folgen würde? Ich beschloß gerade, mich dem Zamomin umgehend und bedingungslos zu unterwerfen, als sich eine andere wohlbekannte Stimme in meinem Kopf meldete.
    »Laß den Jungen in Ruhe!«
    Das war das Lexikon.
    Kein, das war Professor Nachtigaller persönlich. »Nachtigaller? Bist du das?« Die Stimme des Zamomins klang plötzlich verängstigt.
    »Und ob ich das hin. Habe ich dich endlich ausfindig gemacht! Wo seid ihr, mein Junge? Ich kann ja leider nichts sehen.«
    » Auf der Moloch! Wir müssen uns eigentlich nördlich von Atlantis befinden!«
    »Halt deinen Mund!« befahl das Zamomin.
    »Sieh an, ich hätte nicht gedacht, daß du dich auf der Moloch verkriechst. Eigentlich naheliegend. Immer noch die

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