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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Er hatte schon auf den ersten Blick den Mahagonikasten erkannt. Der quadratische Kasten mit seinen sechzig Zentimetern Kantenlänge und das dunkle Holz waren unverkennbar. Die drei silbernen Schlüssellöcher glitzerten in der Vormittagssonne.
    Der Mann in dem blauen Hemd drehte sich um. Die Sonne beschien sein Profil – und die letzten zwölf Stunden in Nicks Leben wurden auf den Kopf gestellt. Ihm wurde schwindelig, als er begriff, wen er da sah.
    Den Europäer – den Mann, der im Verhörraum aufgetaucht war, ihm die Uhr gegeben und ihn auf die Reise geschickt hatte, damit er seine Frau retten konnte. Und hier nahm er den Mahagonikasten entgegen, den Sam Dreyfus in einer Stunde stehlen sollte, den Kasten, der den Anstoß für so viel Gewalt, so viele Morde und Julias zweimaligen qualvollen Tod geben würde – der Kasten, dessen Diebstahl und Besitz letzten Endes den Absturz von Flug 502 verursachen würde.
    Nick war zutiefst verwirrt über das offensichtliche Einvernehmen zwischen Paul Dreyfus und dem Europäer. Nie hätte er eine Verbindung vermutet, nie angenommen, dass man ihn wegen etwas anderem als Julias Rettung auf die Reise geschickt haben könnte. Den Kasten hatte er für einen gewöhnlichen gestohlenen Gegenstand gehalten – die Trophäe, auf die Sam Dreyfus es abgesehen hatte. Über den Inhalt des Kastens und dessen Wert hatte er nie nachgedacht; er hatte ihn als Geheimnis eines alten Mannes abgetan, das nur ihm selbst kostbar war.
    Jetzt aber …
    Der Kasten war unlösbar mit Julias Tod verbunden, mit dem Absturz von Flug 502 – ein Holzkasten, auf dessen Inhalt es viele Konkurrenten abgesehen hatten.
    Nie hätte Nick erwartet, den Mahagonikasten jetzt schon zu Gesicht zu bekommen, vielmehr hatte er ihn im Safe in Hennicots Keller vermutet. Seiner Ansicht nach konnte das, was er nun beobachtete, nur eines bedeuten: dass die eigentlichen Diebe am anderen Ende des Parkplatzes vor ihm standen.
    Nick sprang aus dem Wagen und rannte über den schwarzen Asphalt auf die beiden Männer zu. Der Europäer entdeckte ihn aus dem Augenwinkel, stieg sofort in seinen Wagen und setzte zurück. Nick überwand die fünfzig Meter Distanz, sprintete an Dreyfus vorbei und rannte parallel zum fahrenden Wagen weiter, der nun auf die Ausfahrt zuhielt. Mit den Fäusten hämmerte Nick gegen das Seitenfenster. Der Mann sah Nick kurz an; dann trat er aufs Gaspedal und ließ ihn in einer Staubwolke hinter sich. Nick rannte langsamer, blieb schließlich stehen und blickte dem fliehenden BMW hilflos hinterher.
    Dann aber griff das Schicksal zu seinen Gunsten ein: Am Tor bog der schwarze Mustang auf die einspurige Zufahrtsstraße zum Parkplatz ein. In seinem schwarzen Kühlergrill blitzten stakkatoartig rote und blaue Lichter, begleitet von Sirenengeheul. Der PS-starke Wagen brach zur Seite aus, kam schlitternd zum Stehen und versperrte dem BMW die Ausfahrt.
    Shannon sprang aus dem Wagen, hob die Hand und zog die Waffe.
    »Steigen Sie aus!«, rief er.
    Der Europäer gehorchte.
     »Haben Sie mir diese Fotos geschickt?«, brüllte Shannon.
    Der Europäer blickte ihn verwirrt an.
    »Das war ich!«, rief Nick, rannte zu Shannon und blieb neben ihm stehen.
    Paul Dreyfus schloss zu ihnen auf und tauschte wütende Blicke mit dem Europäer.
    »Was für einen üblen Streich wollen Sie mir spielen?«, fragte Shannon mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich versichere Ihnen, Detective«, sagte Nick, »das ist kein Scherz.«
    »Wo haben Sie diese verdammten Fotos her?«
    »Hören Sie mich an«, sagte Nick mit Nachdruck. »Im Kofferraum dieses Wagens liegt ein Kasten aus Mahagoni, der Shamus Hennicot gestohlen wurde, dem Besitzer von Washington House in Byram Hills.«
    Shannon starrte Nick kurz an; dann wandte er sich dem Mann neben dem BMW zu. »Würden Sie bitte den Kofferraum öffnen?«
    Wortlos drückte der Mann den Knopf an seinem Funkschlüssel, und die Kofferraumhaube hob sich. Shannon ging um den Wagen herum und blickte in den sauberen Kofferraum, der leer war bis auf einen dunklen, quadratischen Holzkasten von sechzig Zentimetern Kantenlänge.
    »Okay, der Mann hat diesen Kasten im Kofferraum«, sagte Shannon. »Und was zum Teufel soll das sein?«
    »Mein Name ist Paul Dreyfus«, sagte Paul und ging auf Shannon zu, wobei er ihm die geöffnete Brieftasche mit seinem Führerschein entgegenhielt, um sich auszuweisen. »Ich arbeite für Shamus Hennicot. Meine Firma ist für die Sicherheitssysteme in Mr. Hennicots Häusern zuständig,

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